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Kanton

Bewährtes pflegen, Neues wagen: Reformierte Kirche Uri macht sich auf den Weg in die Zukunft

An der kantonalen Frühjahrsversammlung wurde deutlich, dass sich die Reformierte Landeskirche Uri in mehrfacher Hinsicht am Scheideweg befindet.

Rebecca Brand (links) und Annika Naujoks informierten über das konzeptionelle Arbeiten in der Arbeitsgruppe «Kirche – wie weiter?» und stellten erste zukunftsweisende Überlegungen vor. 
Bild: Bild: Claudia Naujoks (Erstfeld, 15. 5. 2023)

Die Mitgliederzahlen sind – trotz Austritten – seit zwei Jahren stabil, und die Landeskirche kann finanziell auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurückblicken, denn sie steht viel besser da, als der Kirchenrat es budgetiert hatte: Die Jahresrechnung schliesst mit einem Überschuss von rund 21'000 Franken ab, trotz zusätzlich getätigter Abschreibungen. Doch der gute Eindruck täuscht.

Wie viele kirchliche Gemeinden hat auch Uri mit schwindenden Gottesdienstbesuchenden und mit der Tatsache zu kämpfen, das Angebot nicht aufrechterhalten zu können, weil es immer weniger Freiwillige gibt. Theologe Hans-Martin Kromer erklärte anhand einer Statistik zur Altersstruktur der Mitglieder, woran das liegt: In der Kirchgemeinde engagiert sind mehrheitlich Menschen ab 61 Jahren. Zwei Drittel der 1600 Mitglieder im Kanton Uri sind fast überhaupt nicht mehr vertreten unter den Aktiven.

Kirche von unten aufbauen

Eindringlich mahnte Kromer, durch Nachwuchsförderung und Freiwilligenförderung wieder zu einer «Beteiligungskirche» zu werden. «Es gibt kein Patentrezept», stellte er klar, dennoch gäbe es handfeste Gründe, warum die einen Gemeinden blühen und andere nicht. Entscheidend sei unter anderem, ob Angestellte Leute sind, die ihre Arbeit machen, oder Förderer sind, die Menschen befähigen, etwas zu bauen. «Da, wo Freiwillige im Einsatz sind und wertgeschätzt werden, dort blüht Kirche», ist sein Fazit.

Die Landeskirche Uri hat sich nun auf den Weg gemacht auf die Suche nach Strategien. Das Ergebnis erster Überlegungen wurde von Mitgliedern der Arbeitsgruppe präsentiert. Die 19-jährige Studentin Annika Naujoks konstatierte, dass Kinder in ein Gemeindeleben hineinwachsen, damit von klein auf vertraut sein müssen. Da die personellen Kapazitäten nicht ausreichen, um diese auf lange Sicht angelegte Strategie umzusetzen, sei man zur Überzeugung gelangt, dass man einen Jugenddiakon oder eine Jugenddiakonin anstellen müsste. Kurzfristig wird Hans-Martin Kromer sich weiterhin darum bemühen, sich zu vernetzen, um an bereits vorhandenen Strukturen in der Umgebung zu partizipieren. Bis dato habe er das schon mit seiner Verbindung zum Cevi, dem drittgrössten Jugendverband in der Schweiz, praktiziert. Mit den reformierten Konfirmandinnen und Konfirmanden war er bereits mehrmals im Konflager in Vaumarcus.

Es gibt keine Patentlösung

In Andermatt bietet Kirchenrätin Brigitte Renner eine Kulturkirche an mit Events zu Geschichte, Kunst und Kultur im religiösen Kontext. Die nächste Veranstaltung ist am Pfingstsonntag, 28. Mai. Aber sonst gibt es für die 21- bis 60-Jährigen fast keine Angebote. Laut Rebecca Brand sollen Weiterbildungsveranstaltungen angeboten werden – auch solche, die nicht in erster Linie religiöse Themen haben. Damit will man sich öffnen, möglichst niederschwellig sein und Vertrauen schaffen. Die kirchlichen Räume sollen ungezwungen als Begegnungsort erlebt werden und neugierig machen. Ideen für Projekte und Veranstaltungen gibt es viele, aber auch hier schwebt die Frage im Raum: Wer setzt die Projekte um? «Wir sind noch auf dem Weg», sagte die Oberstufenlehrerin dazu.

Aber auch in anderen Bereichen spürt man die Aufbruchstimmung: Eine weitere Arbeitsgruppe hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie mit den Gebäuden der Reformierten Kirche verfahren werden soll. Hier wurden verschiedene Zukunftsszenarien vorgestellt. Eine Einzelfalldiskussion wurde schliesslich unterbrochen und der Arbeitsgruppe die Kompetenz zugeschrieben, zusammen mit einer Immobilienfachperson die angedachten Szenarien zu prüfen und sich beraten zu lassen, um beschlussfähige Vorlagen erarbeiten zu können. Dafür wurde der Planungskredit von 20'000 auf 30'000 Franken mit mehrheitlicher Zustimmung aufgestockt.

Stets betont wurde von verschiedenen Seiten, dass die vorgetragenen Überlegungen erste Schritte sind auf einem innovativen Weg in die Zukunft der Reformierten Landeskirche Uri, der auf 20 Jahre angelegt ist. Frei nach der von Pfarrer Peter Raich zu Beginn zitierten Rede von Martin Luther King (1963): «I have a dream».

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