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Stans

Bei der Sanierung lüftet das Keyserhaus Geheimnisse

Das Keyserhaus ist schon über 450 Jahre alt. Das Zuhause des Chinderhuis wird nun fit für die Zukunft gemacht.
Blick in das Keyserhaus mit Baujahr 1563, das komplett saniert wird.
Bild: Bild: Jakob Ineichen (Stans, 20. Oktober 2022)

Der Blick schweift hinab, in die Tiefe, in die Dunkelheit. Das Licht reicht nicht bis an den Boden. Zwölf Meter tief ist der Brunnenschacht mitten im Keyserhaus. Er kam kürzlich während der Sanierungsarbeiten des 1563 erbauten Hauses an der Nägeligasse überraschend zum Vorschein. «Das musste ein Ziehbrunnen fürs Trinkwasser gewesen sein, als damals der Grundwasserspiegel noch genug hoch war», sagt der verantwortliche Architekt Hanspeter Odermatt bei diesem speziellen Baustellenrundgang, der einer Zeitreise durch verschiedene Jahrhunderte ähnelt.

Der entdeckte Trinkwasserbrunnen ist für Hanspeter Odermatt bezeichnend für Bauarbeiten, wie sie nicht alle Tage vorkommen. «Bei einem Neubau ist alles kalkulierbar bis zum letzten Nagel. Bei diesem über 450-jährigen Haus können immer Überraschungen zum Vorschein kommen: faule Stellen, Pilzbefall oder historische Teile. Da muss man spontan entscheiden, wie man damit umgehen will.» So tauchte hinter der Tapete und unter dem später eingelegten Boden Täfer hervor. Und die Fassade war ursprünglich rot, bevor in späteren Jahren Schindeln angebracht wurden.

Die Sanierung ist in vollem Gange.
Bild: Bild: Jakob Ineichen (Stans, 20. Oktober 2022)

Das Haus, das im Gegensatz zu vielen anderen Häusern in Stans, gar den grossen Dorfbrand von 1713 überstand, hätte einiges zu erzählen. 1563 erbaut, liess der spätere Hausbesitzer Heinrich Keyser das bis heute nach ihm benannte Haus umbauen, und es erhielt sein klassizistisches Aussehen. 1936 Spital-Dependance, ist es seit dem Jahr 2000 das Zuhause der Kindertagesstätte Chinderhuis. Alt, aber massiv, lautet das Fazit des Architekten zur Bausubstanz.

«Heutige Häuser sind auf eine Lebensdauer von vielleicht 50 Jahren ausgelegt. Dieser massive Holzbau steht schon seit über 450 Jahren, der lässt sich gut sanieren, das lohnt sich.»

Freuen sich über das bald sanierte Keyserhaus (von links): Architekt Hanspeter Odermatt, Marianne Blättler, Stiftungspräsidentin Alters- und Pflegeheim Nidwalden, und Urs Schaub, Geschäftsführer Alters- und Pflegezentrum Nägeligasse. 
Bild: Bild: Jakob Ineichen (Stans, 20. Oktober 2022)

Die Handwerker seien bei so einem Bau allerdings speziell gefordert. «Sie müssen sorgsam mit der Bausubstanz umgehen, müssen teilweise Schicht für Schicht sezieren.» Darauf sensibilisiere er sie auch immer wieder. Ausserdem erfolge die Sanierung in enger Zusammenarbeit mit Denkmalpflege und Archäologe.

Das Chinderhuis bekommt einen Lift und geht an den Heizverbund

Nun wird das altehrwürdige Haus fit für die Zukunft gemacht. Die Arbeiten sind in vollem Gange, der Rückbau bis auf den Rohbauzustand ist abgeschlossen. Aktuell wird ein Schacht für den Lift im Anbau gebaut, damit das Gebäude künftig auch den Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes entspricht. Die Wärmedämmung der Fassade, der Fenster und des Dachs wird verbessert. Statt mit Öl wird das Chinderhuis künftig mit dem Wärmeverbund Untere Kniri beheizt. Die Toiletten und Badezimmer werden erneuert, ebenso die Küche und die ganzen Elektroinstallationen. Voraussichtlich im Herbst nächsten Jahres können die Kinder, die vorübergehend Asyl im Stanser Centro gefunden haben, in ihr topmodernes Chinderhuis an der Nägeligasse zurückkehren.

So präsentiert sich zurzeit das Keyserhaus von aussen.
Bild: Bild: Jakob Ineichen (Stans, 20. Oktober 2022)

Fast zwei Millionen Franken war der Stiftung Alters- und Pflegeheim Nidwalden, die auch das benachbarte Alters- und Pflegezentrum Nägeligasse betreibt, die Sanierung des Keyserhauses wert. Weil das Haus unter Denkmalschutz steht, beteiligen sich Bund und Kanton an den Kosten.

Auch praktisch für die «Nägeligasse»-Mitarbeitenden

Für «Nägeligasse»-Geschäftsführer Urs Schaub ist das historische Keyserhaus die ideale Ergänzung zum benachbarten Alters- und Pflegeheim, wo in den nächsten Jahren die bestehenden Bauten durch Neubauten ersetzt werden. Auch sei das Chinderhuis eine Bereicherung für die Bewohnenden, die sich immer über die Kinder freuten, wenn sie auf dem Platz spielten.

Und gemäss Stiftungsratspräsidentin Marianne Blättler ist das Chinderhuis auch praktisch. «Unsere Mitarbeitenden haben so eine Kindertagesstätte gleich neben ihrem Arbeitsplatz. Das schätzen sie sehr. So können sie im Beruf bleiben, was in Zeiten von Fachkräftemangel besonders wichtig ist.»

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