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Bei Banken gibt’s Gebühren statt Zinsen

Das Zinsgeschäft ist im Keller, deshalb verrechnen die Banken immer mehr Gebühren. Allerdings fallen die Preismodelle sehr unterschiedlich aus. Unsere Zeitung hat sich auf dem Urner Bankenmarkt umgeschaut.
Für die Maestro-Karte zahlt man je nach Bank und Modell andere Gebühren. (Bild: Pius Amrein, Januar 2017)

Florian Arnold

Es ist nicht lange her, da freute man sich zum Jahresbeginn auf Briefe seiner Bank: Selbst bei einem spärlichen Vermögen durfte man anno dazumal mit einem beachtlichen Betrag an Zinsen rechnen, der auf den 31. Dezember gutgeschrieben wurde. Heute gibt diese Post kaum mehr Anlass zu Luftsprüngen. Vielmehr stechen die Gebühren ins Auge, welche die Bank verrechnet.

Die Kosten sind je nach Bank sehr unterschiedlich – Vergleiche aufgrund der unterschiedlichen Modelle schwierig. Einen Versuch macht Moneyland, ein von Banken und Finanzdienstleistern unabhängiges Unternehmen, das auf der gleichnamigen Internetseite einen Gebührenrechner anbietet. Unter Berücksichtigung gewisser Annahmen und veränderbarer Parameter erstellt das Programm eine Rangliste. Demzufolge zahlt ein Urner Normalnutzer mit Jahrgang 1974 und einem durchschnittlichen Kontostand von 10000 Franken pro Jahr ab 177 Franken an Bankkosten. Die Rangliste wird angeführt von der Migros Bank, gefolgt von der Bank Cler (199,70 Franken), Raiffeisen (229,70), Urner Kantonalbank (240,70), UBS (244,20) und Credit Suisse (255,20).

«Aus Transparenzgründen werden Einzelpreise angezeigt»

Die Gebühren läppern sich zusammen. Die UKB zählt in ihrer Broschüre zu Privatkonti folgende Posten auf: Kontoführungsgebühr (jährlich 36 Franken), Maestrokartengebühr (jährlich 40 Franken), Kreditkartengebühr (jährlich 100 Franken). Diese seien allerdings Einzelpreise. «Aus Gründen der Transparenz geben wir einzelne Preiskomponenten bekannt, jedoch reduzieren sich diese Preise massiv, wenn sich der Kunde für ein entsprechendes Dienstleistungsangebot entscheidet», heisst es in einer Stellungnahme der UKB.

Mehr als 95 Prozent der Privatkontoinhaber nutzten ein Paket, das Dienstleistungen wie Kontoführung, Maestro-Karten, Zahlungsaufträge und E-Banking enthalte. «Diese Angebote sind bereits ab 2,75 Franken monatlich zu haben», schreibt die UKB in der Stellungnahme. Als Einzelpreis ist auch eine E-Banking-Vertragsgebühr von jährlich 6 Franken aufgelistet. Von über 10000 E-Banking-Verträgen sind aber lediglich rund 40 darunter, auf die diese Gebühr fällt.

Doch woher rühren diese Gebühren, die man früher nicht verrichten musste? Die UKB erklärt es so: Damals hätten die Banken einen Grossteil ihrer Kosten über das Zinsdifferenzgeschäft decken können. «Aufgrund der stark rückläufigen Aktivzinsen (Hypotheken) wird dies immer schwieriger», schreibt die Bank. Hinzu kämen vermehrt regulatorische Vorschriften, welche höhere Kosten mit sich brächten. Wenn Preisveränderungen anstünden, werde dies über verschiedene Kanäle wie Website, Anzeigen oder persönliche Schreiben mitgeteilt.

«Marktgerecht verzinst müssten Kunden heute draufzahlen»

Bei der Raiffeisenbank fallen die einzelnen Posten tiefer aus. Die Maestro-Karte kostet ebenfalls 40 Franken, die Kontoführungsgebühr auf einem Privatkonto beträgt allerdings 12 Franken pro Jahr. «Allerdings sind die meisten Kunden auch Genossenschafter der Raiffeisenbank», erklärt Beat Bütikofer, Vorsitzender der Bankleitung. Die Mitgliedschaft kostet einmalig 200 Franken und auf diesen Anteilsschein erhalte der Kunde dieses Jahr einen Zins von 6 Prozent. «Auf die Mitgliederkonti verrechnen wir keine Gebühr.» Auch das E-Banking sei kostenlos. Aufs Vermögen gibt es allerdings heute auch bei Raiffeisen keine Zinsen. Bütikofer gibt zu bedenken: «Marktgerecht verzinst müssten die Kunden heute sogar draufzahlen.» Denn die Raiffeisenbank muss für ihre vielen liquiden Mittel Negativzinsen an die Nationalbank verrichten. «Dass unsere Kunden Negativzinsen zahlen müssen, wollen wir aber auf jeden Fall verhindern», versichert er.

Tiefer in die Tasche greifen muss man bei Credit Suisse. Fürs Privatkonto werden Gebühren von 5 Franken pro Monat verrechnet, die Maestro-Karte kostet im Jahr 50 Franken. «Unsere Banking-Pakete kombinieren die wichtigsten Einzelprodukte und bieten dem Kunden hochwertige, auf seine individuellen Bedürfnisse abgestimmte Dienstleistungen zu einem transparenten Fixpreis», schreibt Credit Suisse in einer Stellungnahme. «Der Kunde profitiert nicht nur von einem günstigeren Preis, wenn er unser Paketangebot nutzt, sondern auch von zusätzlichen Dienstleistungen wie Zahlungsverkehrsspesen und ‹Online and Mobile Banking›.» Das Paket beinhalte auch Kredit- und Debitkarten «und bietet dem Kunden einen Vorzugszins auf dem Sparkonto». Preisanpassungen würden jeweils «transparent und in geeigneter Form» kommuniziert. Beispielsweise auf einem Postenauszug oder im Online-Banking.

Nach dem Prinzip der Verursacher verrechnet

Auch die UBS verrechnet auf Privatkonti eine monatliche Gebühr von 5 Franken (3 Franken bei einem Vermögen über 10000 Franken). Die Maestro-Karte ist 10 Franken günstiger als bei Credit Suisse (total 40 Franken im Jahr), die Kreditkarte gratis. «Generell kann man sagen, dass Gebühren nach dem Verursacherprinzip auferlegt werden», heisst es auf Anfrage bei der UBS.

«Zum Beispiel fallen für physische Kontoauszüge mehr Kosten an, welche verursachergerecht weiterverrechnet werden.» Bei Privatkunden, welche ein Paket («Bundle») abgeschlossen hätten, sei das E-Banking in den Kontoführungsgebühren enthalten. Auch künftig sollen keine zusätzlichen Kosten für das E-Banking verrechnet werden. «Kunden werden auf jenem Kanal informiert, auf dem sie mit der Bank interagieren», so die UBS weiter.

Eine einzige Gebühr für alles

Wegen der gestiegenen Gebühren in Kritik geraten ist die Post Finance. Diese hat sich für ein Modell entschieden, bei dem der Kunde für die Kontoführung einen einzigen Betrag bezahlt. Das sind je nach Kontotyp 5 oder 12 Franken pro Monat. Inbegriffen sind unter anderem die Post-Finance-Card und das E-Banking mit allen Funktionen.

Dass man für die Einführung von Gebühren keinen Applaus erhalte, sei klar, sagt Mediensprecher Johannes Möri. «Als Retailbank verdienen wir unser Geld primär im Zinsdifferenzgeschäft.» Aufgrund der tiefen Zinsen und dadurch, dass die Nationalbank momentan Negativzinsen verlangt, seien die Margen und der Gewinn eingebrochen. «Wir können es uns deshalb nicht mehr leisten, Dienstleistungen zu Preisen anzubieten, die unsere Kosten bei weitem nicht decken», so Möri.

Bei Migros zahlt, wer Geld erhält

Keine Gebühren – weder für die Maestro-Karte noch die Kontoführung – verlangt die Migros Bank, sofern ein Guthaben über 7500 Franken vorhanden ist (darunter: 3 Franken pro Monat). Dass man im Vergleich zu anderen Banken den Kunden diese Kosten erlässt, habe folgenden Grund: «Unsere Bank weist relative schlanke Strukturen auf», sagt Mediensprecher Urs Aeberli. So achte man beispielsweise auf flache Hierarchien. Momentan sei es kein Thema, die Gebühren anzuheben. Auch das E-Banking wird gratis angeboten. Ganz ohne Kostenbeteiligung der Kunden geht es aber auch hier nicht. Die Migros Bank verrechnet 20 Rappen pro Zahlungseingang – ob beim Eintreffen des Lohns oder einer Überweisung eines Kleinstbetrags.

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