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U20-Kolumne

Das perfekte Klavierstück – und wie es Nervenzusammenbrüche verursacht

Die Schülerin der Kantonsschule Willisau erzählt, warum sie das Lernen von Klavierstücken an ihre Grenzen bringt, und wieso sie es trotzdem liebt.

Das Lernen von Klavierstücken braucht viel Geduld.
Bild: Symbolbild: Guido Mieth / Stone RF

Halte ich die Notenblätter eines Klavierstücks das erste Mal in der Hand, freue ich mich auf das Lernen. Die Noten sind wie ein Puzzle, welches ich zum ersten Mal zusammensetze. Alle Teile durcheinander vor mir.

Der Anfang ist meistens relativ einfach. Ich lerne die rechte Hand, dann die linke, repetiere. Der Rand des Puzzles liegt vor mir. Ab diesem Moment kommt die Verzweiflung in der Regel als Erstes. Meine beiden Hände wollen nicht zusammenarbeiten. Trotzdem übe ich weiter. Irgendwann macht es klick in den Fingern, meine Hände spielen zusammen. Die Teile des Puzzles passen immer besser zusammen. Die Motivation zurückgewonnen, spiele ich das Stück immer wieder, bis ich es praktisch reibungslos kann. Doch es geht noch weiter. In der Regel kommt jetzt der Teil, welcher bei mir die meisten Nervenzusammenbrüche verursacht: das Musikalische.

Ohne Zweifel, das Stück wird erst jetzt richtig interessant. Man darf die Musik selbst anfangen zu gestalten. Doch genau das ist wohl das Problem. In dieser Phase lerne ich das Stück kennen, jeder Ton muss auf eine bestimmte Art gespielt werden. Genau weil ich das Stück jetzt so gut kenne, kann ich es nie perfekt spielen. Bei jedem Durchlauf, bei jedem Konzert höre ich Klänge, welche mir nicht gefallen, welche ich verbessern kann. Der Perfektionismus nimmt überhand, ich bin nie ganz zufrieden mit meinem Spiel. Ein Puzzlestück fehlt.

Auch wenn der ganze Prozess, oder vielleicht eher schon der ganze Teufelskreis frustrierend klingt, liebe ich ihn doch. Genau aus diesem Grund halte ich jedes Mal wieder aufs Neue Notenblätter in der Hand, in der Hoffnung, dieses Mal erreiche ich es.

Das perfekte Stück.

Hinweis : Leonie Matter ist 17 Jahre alt und Schülerin an der Kantonsschule Willisau. In der U20-Kolumne äussern sich jeweils alle zwei Wochen Lernende von Kantonsschulen zu einem frei gewählten Thema. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.

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