notifications
Nidwalden

Bald gibt es Nidwaldner Schaumwein zu trinken

Im Ennetbürger Weingärtli wollen Erlita Terte und Beat Zimmermann einen landesweit einzigartigen Rosé-Schaumwein herstellen. Am Bürgenberg wurden Hunderte Weinrebenstauden gepflanzt.
Die Winzer Erlita Terte und Beat Zimmermann bei ihren Weinreben im «Weingärtli». Bild: Romano Cuonz (Ennetbürgen, 20. Juli 2019)

Romano Cuonz

Aus einer Zeit vor mehr als 400 Jahren ist in Ennetbürgen – zwischen See und St.Jost – der Flurnamen Weingärtli verbürgt. Bestimmt kein Zufall: In den warm besonnten Höhenlagen des Bürgenbergs konnten Weintrauben gut gedeihen. Einer, der fest davon überzeugt ist, dass dies auch heute noch möglich sein muss, ist der Stanser Versicherungsfachmann Beat Zimmermann. Der vielseitig aktive Nidwaldner Bauernsohn – er war seinerzeit auch Mitbegründer der Gleitschirm-Flugschule Engelberg – hegt schon seit Jahren einen grossen Wunsch. «Ich möchte auf der Ennetbürger Parzelle Weingärtli auf vier Hektaren wieder Weinreben anzupflanzen, um später einen eigenen Wein zu produzieren», verrät er.

Nun sei dieser Traum wahr geworden – nicht zuletzt dank seiner Lebenspartnerin Erlita Terte. Die auf den Philippinen geborene Frau hat nach drei Lehrjahren bei «Huber Vini» in Monteggio und «Tenuta Bally von Teufenstein» in Lugano in diesem Sommer das Berufsdiplom als Winzerin erworben. Erlita Terte: «Ich bin mit 21 in die Schweiz gekommen. Bevor ich mich auf das Abenteuer dieser ganz neuen, völlig anderen Berufslehre einliess, habe ich gut 24 Jahre als Pflegefachfrau gearbeitet.»

Strenge Vorschriften für Weinbau

Nun aber werkt die Winzerin fast täglich in ihrem Weinberg. Oft zusammen mit ihrem Mann. Der Schweiss rinnt den beiden von der Stirn. Doch die strenge Arbeit lohnt sich. Hunderte zartgrüne Weinrebenstauden wachsen im Weingärtli prächtig.

Wollen Winzer auf hiesigem Landwirtschaftsland Reben anpflanzen, müssen sie besonders strenge Vorschriften erfüllen. Beat Zimmermann schildert: «Ich besass zwar das Kaufrecht für die Parzelle, konnte sie aber nicht erwerben, weil ich keine landwirtschaftliche Berufslehre abgeschlossen hatte.» Eine Lösung ergab sich, weil Erlita Terte die Ausbildung als Winzerin bravourös bestanden hat. «Nun konnte ich ihr als Käuferin die Parzelle zur Selbstbewirtschaftung überlassen», erklärt Zimmermann.

Die Nidwaldner Kommission für Natur und Landschaftsschutz fand, dass ein Weinberg das schöne Landschaftsbild kaum verändere. Das Amt für Landwirtschaft aber prüfte die frischgebackene Winzerin auf Herz und Nieren. Das Resultat: «Sie wird als geeignet erachtet, die erworbenen Flächen im Rebbau erfolgversprechend zu bewirtschaften.» Bevor Nidwalden jedoch eine Erwerbsbewilligung erteilte, galt es noch weitere gesetzliche Hürden zu meistern: Der frühere Eigentümer – ein traditioneller Viehzüchter – musste zustimmen, dass die Parzellen in den Rebbaukataster aufgenommen und den Winzern das Pflanzen von Reben bewilligt wurden. Endlich hatte, als oberste Instanz, der Rebbaukommissär Beat Felder vom Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung in Hohenrain zu beurteilen, ob der vorgesehene Standort geeignet sei, mit Reben einen Ertrag zu erzielen. Sein Bescheid fiel positiv aus. Jetzt erst konnte das grosse Abenteuer beginnen.

Ein schweizweit besonderer Wein

«Wir hatten immer schon ein grosses Interesse an Wein und besuchten deshalb Weinberge im Tessin, Piemont, Lavaux, Bordeaux, Rheinland-Pfalz und auch in Österreich», erzählt Beat Zimmermann. Wenn nicht gleich «das Ei des Kolumbus», so doch mindestens das fürs Weingärtli richtige Produkt fanden die beiden Winzer dann auf dem «Liselehof» im Südtiroler Kaltern. Der dortige Winzer Werner Morandell verspricht: «In Freiheit geboren sind meine liebsten Reben. Eigenständig und süss sind ihre Trauben, sie sind seit 20 Jahren biologisch rein wie die königliche Blüte einer Rose.»

Der «Liselehof Brut Sekt», eine Weltneuheit, findet reissenden Absatz. Mit Morandell wollen nun die beiden Niwaldner Winzer zusammenspannen. «Als erste Schweizer Winzer dürfen auch wir diesen biologischen, traditionell wie Champagner in der Flasche gärenden Rosé-Schaumwein herstellen und ihm den Namen St.Jost geben», sagt Erlita Terte. Die Wahl der Weinreben sei dabei vorerst klassisch: Blauburgunder und Chardonnay. Die Eignung anderer Sorten wie etwa Souvignier gris oder Cabernet Jura werde aber getestet. Zimmermann ergänzt: «Das gesteckte Ziel ist, dass wir unser Nischenprodukt vor Ort selber herstellen und in etwa sieben bis acht Jahren vom Weinverkauf auch leben können.» Natürlich werde man mit dem «Lisele»-Weingut und auch andern Bioweinbauern in der Umgebung zusammenarbeiten.

Wichtiger als der wirtschaftliche Erfolg ist den beiden Winzern jedoch etwas anderes. Erlita Terte sagt es so: «Früher pflegte ich Menschen, nun pflege ich meine Weinreben. Das ist eine schöne, beruhigende Arbeit.» Apropos Arbeit im Weinberg: An Wochenenden sind Freiwillige immer dazu eingeladen, auf dem neuen Weinberg mitzuarbeiten. Der Lohn ist dann ein «Grillplausch» am Mittag.

Kommentare (0)