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Luzerner Kantonsspital

Aus der Schreinerei und dem Zivilstandsamt in den Operationssaal

Im Rahmen der Zentralschweizer Woche der Gesundheitsberufe öffnen über 100 Institutionen interessierten Personen ihre Türen. Wir waren beim Kurs «Operationstechnik» dabei.

In einem Sitzungszimmer des Luzerner Kantonsspitals wird das richtige Desinfizieren der Hände geübt. Wer dachte, durch Befolgen der Empfehlungen während der Pandemie bereits das Maximum an Hygiene herausgeholt zu haben, wird hier eines Besseren belehrt. Das Desinfektionsmittel wird grosszügig auf dem gesamten Unterarm verteilt und eingerieben. «Ja, drei Minuten können lang sein», sagt Carmen Muntwyler lachend.

Mittels UV-Licht können die Kursteilnehmerinnen beurteilen, wie gut sie ihre Hände desinfiziert haben.
Bild: Bild: Dominik Wunderli
 (Luzern, 9. 5. 2023)

Sie und Shirley Bruno, Fachfrauen Operationstechnik am Luks und für die praktische Ausbildung des Nachwuchses zuständig, geben den sechs jungen Anwesenden einen Einblick in ihren Berufsalltag. Diese wollen im Rahmen der Zentralschweizer Woche der Gesundheitsberufe herausfinden, ob ein Job in der OP-Technik für sie infrage kommt: den Operationssaal und die Instrumente vorbereiten, Letztere den Ärztinnen reichen, die Technik bedienen, Hygiene gewährleisten und die Patienten betreuen.

Beim Tisch mit den Operationsutensilien erklärt Carmen Muntwyler, dass vor und nach jeder OP alles gezählt wird. Es liegt in der Verantwortung der OP-Technik, dass nichts verloren geht. Dass eine blutgetränkte Kompresse unbemerkt im Bauchraum der operierten Person verschwinde, komme nie vor. Aus Sicherheitsgründen wäre aber jede Kompresse mit einem Röntgenstreifen versehen, damit sie nötigenfalls auf einem Röntgenbild erkennbar wäre.

Shirley Bruno (links) und Carmen Muntwyler (rechts) präsentieren ihre täglichen Arbeitsinstrumente.
Bild: Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 9. 5. 2023)

Viele Wege führen in den OP

Der Beruf als diplomierte Fachperson Operationstechnik HF steht Quereinsteigern offen. Voraussetzung für die dreijährige Ausbildung ist eine Lehre EFZ oder die Matura. Das zeigt sich an der Zusammensetzung des Kurses. Dabei sind auch eine Zivilstandsbeamtin und eine Musikerin.

Der einzige junge Mann in der Runde ist gelernter Schreiner. Im Militär war er Sanitätssoldat. «Die Gesundheitswoche ist super, ich habe mich für fünf Kurse angemeldet.» Der Einblick in die Operationstechnik gefalle ihm, aber ob es wirklich sein Ding sei, könne er noch nicht sagen.

Carmen Muntwyler zeigt, wie man die Operationsschürze richtig anzieht.
Bild: Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 9. 5. 2023)

Im zweiten Teil erhalten die Teilnehmenden die Chance, ihren potenziellen Arbeitsplatz live zu erleben. Mit Gummischuhen, Operationskleidung, Haube und Maske ausgestattet, beobachten sie noch etwas schüchtern das Treiben auf dem Gang der Chirurgie. Eine Teilnehmerin bemerkt, im Vergleich zu den Arztserien würden hier mehr Dinge rumstehen.

Als die Gruppe einen Saal mit laufender OP betritt, wird es für eine Teilnehmerin zu viel. Die anderen beobachten Ärztinnen, Chirurgen und ihre möglichen zukünftigen Berufskolleginnen bei der Arbeit und rätseln, an welchem Körperteil wohl operiert wird. Hier können sie auch nachvollziehen, wieso ihnen zuvor gesagt wurde, dass Ordnung und System auf dem Tisch mit dem Operationsbesteck das A und O sind. Eine Frau in der Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit sagt: «Ich habe gehofft, dass wir bei einer OP zuschauen dürfen, aber nicht damit gerechnet.»

Nach diesen Impressionen kommen Fragen auf. Wieso sind die Berufskleider blau? Werden auch Pausen gemacht? Wird im OP wirklich manchmal Musik gehört? Und stimmt es, dass der Ton oftmals schroff ist? Zur letzten Frage sagt Carmen Muntwyler, dass in den letzten Jahren ein Wandel stattgefunden habe. Die Fachfrauen und -männer Operationstechnik würden sehr geschätzt – «schliesslich gibt es zu wenige».

Ein wenig bekannter Beruf

Die Abteilungsleiterin der Ausbildung, Andrea Oehen, sagt, dass sie insbesondere die Ausbildungsstellen nicht besetzen können. Seit der Pandemie werde viel darüber geschrieben, wie anstrengend die Gesundheitsberufe seien. «Ich vermute, dass sich die Jungen leider davon abschrecken lassen.» Die Frage sei, ob das im Vergleich zu anderen Berufen auch wirklich zutreffe.

Die Aktionswoche ist aus ihrer Sicht wichtig, weil viele den Beruf gar nicht kennen würden. Vielleicht sei ihnen auch zu wenig bewusst, dass die Türen zum Operationssaal jederzeit offen stehen für ein Schnupperpraktikum. Oehen sagt: «Ich laufe mit jedem jederzeit gerne einen halben Tag durch den OP. Wenn sich dadurch eine Person bewirbt, war es das wert.»

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