notifications
Luzern

Auf der Stadtluzerner Allmend: Das schrägste Turnfest aller Zeiten

Zu enge, zu bunte Turndresses, Trainingsanzüge aus grauer Vorzeit und akrobatische Extravaganzen: Auf der Luzerner Allmend gings drunter und drüber.
Eine grazile Turnerin auf dem lebenden Barren. (Bild: Jérôme Martinu)
Jungturner mit einer vielbewunderten Vorführung an den Barren. (Bild: Jérôme Martinu)
Ein Gruss an alle Zuhausegebliebenen. (Bild: Jérôme Martinu)

Jérôme Martinu

Jérôme Martinu

Jérôme Martinu

Ein solches Eidgenössisches hat die Schweiz noch nie gesehen! Was sich da alles eingefunden hat in der Militärturnhalle auf der Stadtluzerner Allmend, das hat der Turnsportbewegung einen farbenprächtigen, ausgeflippten, rüüdig verreckten Schub verliehen: Turnerinnen und Turner, Jungspunde und Veteraninnen, Waffenläufer, Dopingkontrolleure, Sanitäterinnen, Massagefachleute, Verbandsdelegierte und andere Fasnachtshochleistungssportler, sie allen waren am Samstagabend da.

Unter dem Motto «Ernschtlis Eidgenössisches Turnfest 2019» feierten, tanzten, theäterleten die 200 Besucher der bereits achten Ausgabe der Fasnachtsanlasses um die fiktiven Figuren Gisela, Ruedi und deren Sohn Ernschtli (www.giselaundruedi.ch) bis in den Morgen. Und es waren noch weitere 100 Aktive am Start: Jungturner von BTV Luzern, TSV Rohrdorf, Gränichen STV, STV Reinach, TV Lenzburg und STV Reitnau sorgten dafür, dass nebst den närrischen Sporteinlagen auch hochstehende Barren-, Sprung- und Tanzübungen in der Turnzone aufgeführt wurden – hochstehend und mit viel Applaus gewürdigt.

Kult-Speaker Cahannes vor Ort

Die Kreativität und Detailliebe der Gisela-und-Ruedi-Macher um Beat Felder und Marco Thomann scheint grenzenlos. Das reichte von der stilechten Turnfest-Ausstattung der Lokalität, über den Fahneneinzug der Delegationen (plus Zentralfahne), die Startnummer für jeden Turner, das Lunchsäckli (mit Cervelat und Trinkflasche), die Tombola (mit dem Mountainbike-Hauptgewinn), den Stafettenlauf, bis zum echten und legendären Sport-Speaker Dagobert Cahannes, der sich in Luzern mit einem letzten Auftritt in den Ruhestand verabschiedete.

In diesem üppigen Setting – Hacktätschli und Härdöpfustock inklusive – war es auch nicht weiter dramatisch, dass sich der offizielle Regierungsratsdelegierte Paul Winiker, begleitet von Bodyguard und einer etwas eigenartigen Weibelin, zunächst an einem Soldaten-Abschiedsanlass wähnte und die entsprechende Rede zückte. Dies natürlich rüüdig beabsichtigt.

Eleganter Seitenhieb an die «Verorganisierung» der Fasnacht

So perfekt das Fest, es war schwierig, dieses Eidgenössiche aufs Gleis zu hieven, wie OK-Präsident Hanspeter Mumenthaler in seiner Festrede einräumen musste: «Für den grossen Festumzug wurde am Kapellplatz extra ein Haus weggesprengt.» Mühsam seien auch die Verhandlungen mit all den Interessengemeinschaften auf den Altstadtplätzen gewesen. Ein eleganter Seitenhieb an die zunehmende «Verorganisierung» der Fasnacht.

Ob für Konkordia Fislisbach, TV Schlimmerau, oder Aerobic-Riege 1986 Ebersecken: Es war einmal mehr ein grossartiger Fasnachtsballspass. Natürlich auch, weil das Entlebucher Duo «Grenzenlos» einheizte, weil die Barfuessfäger und die Rüssgusler schränzten. Ob Luzern nun wieder 28 Jahre auf ein solches Eidgenössisches warten muss?

Kommentare (0)