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Obwalden

Am Vorabend sind in der Zentralbahn Sitzplätze Mangelware

Der Luzern–Interlaken-Express wird immer beliebter. Entsprechend voll sind die Züge. Die Zentralbahn reagiert darauf mit Entlastungszügen. Doch es bräuchte noch mehr Rollmaterial.
Eine Zentralbahn-Komposition im Bahnhof Luzern. (Bild LZ)

Matthias Piazza

Eine alltägliche Szene am Bahnhof Luzern: Grosses Gedränge beim Gleis 12, wo der Luzern–Interlaken-Express der Zentralbahn (ZB) verkehrt. Dann fährt der zehnteilige Zug ein. Die hintere, dreiteilige Komposition (in Fahrtrichtung) wird abgeschlossen. Die Fahrgäste müssen mit den übrigen sieben Wagen vorlieb nehmen. «Normale» Passagiere müssen jedoch noch weiter vorne einsteigen, weil mehrere Wagen für Gruppentouristen reserviert sind. So erlebte ein Leser aus Sarnen eine Zugfahrt an einem Freitag kurz nach 18 Uhr. Einen Sitzplatz habe er trotzdem nicht ergattert. «Somit durfte ich mich glücklich schätzen, noch stehend im Eingangsbereich mitfahren zu dürfen», schrieb er weiter. Er fragte sich, warum bei einer derart starken Belegung Wagen abgehängt werden.

Tatsächlich ist der Luzern–Interlaken-Express zwischen 10 und 16 Uhr länger als am Vorabend. Aus Kapazitätsgründen wird tagsüber eine dreiteilige Fink-Komposition an den siebenteiligen Adler angehängt. Um 16.06, 17.06 und 18.06 Uhr fährt der Zug nur siebenteilig in Luzern ab. Grund ist das hohe Pendleraufkommen. «Während der Hauptverkehrszeit brauchen wir die dreiteiligen Fink-Kompositionen zur Verstärkung der S-Bahn-Züge zwischen Luzern und Giswil beziehungsweise zwischen Luzern und Stans/Wolfenschiessen», erklärt Thomas Keiser, Mediensprecher der Zentralbahn. «Hätten wir mehr Züge zur Verfügung, würden wir den Luzern-Interlaken-Express auch in der übrigen Zeit zehnteilig führen, wenn das Passagieraufkommen dies rechtfertigen würde.»

Bezüglich Rollmaterial sei man aktuell mit den Kantonen und dem Bund im Gespräch. Ein dichterer Fahrplan sei übrigens kein Thema. Heute fahren die Züge zwischen Luzern und Interlaken Ost im Stundentakt. Und dies soll auch so bleiben. Das Passagieraufkommen rechtfertige einen Halbstundentakt nicht.

Fahrgäste versperren Plätze mit Taschen

Der Siebenteiler auf der Brünigstrecke reiche am Vorabend meist aus. «Einzig auf der Verbindung mit Abfahrt in Luzern um 17.06 Uhr kam es im ersten Halbjahr an sechs Tagen vor, dass nicht genügend Sitzplätze vorhanden waren», sagt Thomas Keiser. «Dass Fahrgäste bis Sarnen stehen müssen, liegt allerdings nicht nur an der Kapazität», gibt er zu bedenken. «Teilweise bleiben Leute bei den Eingängen stehen, gehen im Zug nicht ganz nach vorne oder sperren weitere Sitzplätze durch Taschen, so gehen andere Gäste davon aus, dass alle Plätze besetzt sind.»

2,4 Millionen Menschen reisten im vergangenen Jahr auf der Brünigstrecke, 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Thomas Keiser rechnet dieses Jahr mit einer weiteren Zunahme der Gästezahlen. «Die Strecke ist sehr attraktiv und verbindet mit Luzern und Interlaken zwei Tourismusdestinationen.» Dem trage die ZB seit 2016 mit Entlastungszügen Rechnung, die für Gruppentouristen geschaffen worden seien. Diese hätten sich sehr bewährt.

Plätze für Gruppentouristen sind kontingentiert

Um Einzelfahrgäste nicht zu verdrängen, gibt es Kontingente für Reservationen. Diese betrügen in der Hochsaison maximal 27 Prozent bei den zehn- und 39 Prozent bei den siebenteiligen Zügen. Immer wieder müsse man Gruppen wegen ausgeschöpfter Kontingente auf andere Züge verteilen. Diese Situation wolle man verbessern.

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