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Zug

Abfallwirtschaft: Gewissen im Container

Redaktor Raphael Biermayr über das Recycling-Wesen der Schweizer
Raphael Biermayr

Raphael Biermayr

Die Schweizer sind Recycling-Weltmeister. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Doch aufgepasst: Nur, weil man seinen Müll trennt, heisst das noch lange nicht, dass man ein Umweltschützer ist. Denn es gibt immer mal wieder Berichte, dass die Quoten von wiederverwerteten Materialien bei weitem nicht so hoch ausfallen, wie das der Öffentlichkeit verkauft wird. Oder, dass beim Rezyklieren gewisser Stoffe ungeheuer viel Energie verbraucht wird. Das ist durchaus nachhaltig – umweltschädlich.

Zu den weniger bequemen Wahrheiten gehört auch, dass die Schweizer Jahr für Jahr als Topfavoriten auf den zweifelhaften Titel der Abfallweltmeister gehandelt werden. Zwar lässt sich ein Ländervergleich des Pro-Kopf-Verbrauchs kaum seriös anstellen. Doch die unbestritten hohe durchschnittliche Kaufkraft der Schweizer macht eine grosse Abfallmenge nachvollziehbar. Und damit sind wir im Kanton Zug, wo noch mehr Geld ausgegeben werden kann als meistenorts hierzulande. Eingedenk der Tatsache, dass dies auch das abfallärmere Einkaufen, zum Beispiel bei Hofläden, fördert, ist das Risiko der Bequemlichkeit gross. Sie ist einer der stärksten Treiber der Wegwerfkultur, wie etwa die vermeintlich banalen Beispiele von Einweg-Kaffeebechern oder Einzelportions-Salaten zeigen.

«Zeigen» ist ein treffendes Stichwort: Auch in Sachen Müll ist es am einfachsten, nicht hinzuschauen oder nicht hinschauen zu müssen. Die in Zug beliebten Unterflurcontainer bringen also nicht nur Vorteile: Sie bewirken, dass der Abfall aus dem alltäglichen Bewusstsein verschwindet. Das Gewissen schlucken sie jedoch nicht.

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