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Obwalden

75 Jahre Eberli AG: Der CEO über die Krienser Pilatus-Arena, Corona und weshalb man sich von Hotelinvestor Gao getrennt hat

Seit dem Bau der Swisspor-Arena ist die Obwaldner Baufirma Eberli AG im Aufwind. Grossen Anteil daran hat CEO Alain Grossenbacher. Die nächste grosse Herausforderung: die Pilatus-Arena in Kriens.
Alain Grossenbacher, CEO der Eberli AG, auf einer Baustelle. (Bild: PD)
Ansicht des OYM Gebäude in Cham. (Bild: Adrian Saxer /www.aerops.ch (Cham, 03.Mai 2020))

Philipp Unterschütz

Philipp Unterschütz

Innert 75 Jahren ist die heutige Eberli AG vom Einmannbetrieb zu einem der wichtigsten Player der Zentralschweizer Baubranche aufgestiegen. Trotzdem ist das Obwaldner Traditionsunternehmen für CEO Alain Grossenbacher nach wie vor ein Familienunternehmen.

Am 20.Juli vor 75 Jahren hat Josef Eberli den Grundstein für die heutige Eberli AG gelegt. Wie konnte sich das Unternehmen im hart umkämpften Markt und trotz vieler Turbulenzen im Baugewerbe über diese lange Zeit behaupten?Alain Grossenbacher: Familienunternehmen und KMU leben grundsätzlich von der Treue der Mitarbeitenden zu einer Firma. All die Jahre haben sie sich für das Unternehmen eingesetzt, indem sie Tag für Tag ihr Bestes geben. Kommt hinzu, dass der langjährige Patron Toni Eberli vorgelebt hat, Trends im Bau- und Immobilienmarkt zu erkennen und diese auch umzusetzen.In den letzten fünfzehn Jahren ist das Unternehmen stark gewachsen. Ist man mit 150 Mit­arbeitenden noch ein Familien­unternehmen?Ganz klar ja. Die Philosophie des Unternehmens ist geblieben. Man ist füreinander in guten wie in schlechten Zeiten da. Unsere langjährigen Mitarbeitenden sind wie ein Gerüst, auf das sich die Firma abstützen kann. Man kennt sich und ist nicht einfach eine Nummer. Mein Anspruch ist es, dass ich alle Mitarbeitenden mit Namen ansprechen kann.Bis zum Bau der Swisspor-Arena in Luzern war Eberli eines von vielen Bauunternehmen in der Zentralschweiz. Seither schlägt Eberli mit grossen und innovativen Projekten ein forsches Tempo an. Kann man diese Pace auch in Zukunft halten?Mit dem Zuschlag zum Bau der Swisspor-Arena wurde seither sehr viel in Organisation und Struktur bis hin zum Qualitätsmanagement, in Prozessabläufe und in die IT der Firma investiert. Heute ist das Unternehmen so fit, dass es nicht nur Sprints, sondern auch Langdistanzen problemlos meistern kann.Wie wichtig sind Grossprojekte für ein Unternehmen?Grundsätzlich gilt für uns, dass ein schlichter Umbau genauso wichtig ist wie ein Grossprojekt. Es liegt jedoch auf der Hand, dass Grossprojekte das Salz in der Suppe sind. Erst kürzlich konnten wir mit der Fertigstellung vom OYM in Cham ein wegen der vielen unterschiedlichen Nutzungen sehr anspruchsvolles Projekt abschliessen. Solch komplexe Bauten zur Zufriedenheit der Kunden zu vollenden, macht jedes Unternehmen stolz.Was folgt als nächste Herausfor­derung?Die Pilatus-Arena in Kriens. Hier hat der Einwohnerrat Kriens am 25.Juni den Bebauungsplan genehmigt. Und dann auch das EWL-Areal in Luzern. Unser Team konnte den Gesamtleistungswettbewerb mit einem städtebaulich und architektonisch guten Vorschlag für sich entscheiden; das ist ein weiterer Beweis für unsere Leistungsfähigkeit. Wie schafft es Eberli, im ausgetrockneten Markt immer wieder qualifizierte Fachkräfte für sich zu gewinnen?Das Thema Fachkräftemangel beschäftigt auch uns. Hier zahlen sich unsere Stärken und Grundwerte wie Verbindlichkeit, Sicherheit oder das gemein­same Zusammenstehen aus. Hinzu kommt, dass wir unsere eigenen Mitarbeitenden so fördern, dass ihre in­dividuellen Stärken noch mehr zum Tragen kommen. Mit einer gezielten Förderung sichern wir den Nachwuchs für mittlere und obere Kader selber.Als Finanzfachmann vor zehn Jahren zum Unternehmen gestossen, heute CEO, haben Sie eine Karriere im Schnellzugstempo hingelegt. War dieser Aufstieg von allem Anfang an so geplant?Überhaupt nicht, und schon gar nicht gab es da eine Karriereplanung. Es hat sich einfach das eine oder andere so ergeben. Toni Eberli und René Affentranger haben mir das Vertrauen geschenkt, Verantwortung zu übernehmen. Heute sind wir gemeinsam Inhaber der Firmengruppe. Der Rückhalt bei den Mitarbeitenden hat mich bestärkt, zu den neuen Aufgaben Ja zu sagen. Die Fussabdrücke der Vorgänger waren alles andere als klein. Kamen da nie Zweifel auf?Viele Entscheide mussten meistens sehr schnell gefällt werden. Zeit zum Überlegen blieb dann nicht viel. Ich versuche erst gar nicht, die Fussabdrücke auszufüllen. Da man die Zeiten ohnehin nicht miteinander vergleichen kann, musste die heute tätige Geschäftsführung ihre eigenen Schuhe anziehen.Nach zwei Jahren als Verwaltungsratspräsident und CEO haben Sie das Amt als Präsident des Verwaltungsrats abgegeben. Was waren die Überlegungen hinter diesem Entscheid?Die Situation vor zwei Jahren hat ergeben, dass ich mich innerhalb kürzester Zeit dazu entscheiden musste, sowohl als CEO wie auch als Verwaltungsratspräsident die Verantwortung zu übernehmen. Für mich war von Anfang an klar, dass dies nur eine Übergangs­lösung sein kann. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, da ich diese Schlüsselposition an Andreas Bachmann abtreten kann. Die Mitinhaber und ich haben grosses Vertrauen in seine Person.Heisst das, dass Sie die operative der strategischen Arbeit vorziehen?Mit meinen 39 Jahren will ich etwas gestalten. Das Unternehmen formen, etwas bewegen und Werte schaffen. Darin sehe ich auch primär meine Aufgabe als CEO. Um erfolgreich zu sein, will ich nahe bei meinen Mitarbeitenden sein. Wir sind ein bodenständiges KMU aus dem Kanton Obwalden, und hier hat es keinen Platz, dass ich als Mehrheitsaktionär irgendwo auf einer anderen Ebene schwebe. Die Mitarbeitenden sollen mich spüren. Als Delegierter des Verwaltungsrats bin ich nach wie vor auch in die strategischen Entscheide eingebunden.Mit Tobias Achermann sitzt neu ein Immobilienprofi im Eberli- Verwaltungsrat. Yunfeng Gao sucht man vergeblich in diesem Gremium. Was ist geschehen?Die Beteiligung von Yunfeng Gao an unserem Unternehmen erfolgte aus der Situation heraus. Wir bauten zu diesem Zeitpunkt auf Melchsee-Frutt Hotels, und auch bei Hotelprojekten in Engelberg und Luzern waren wir engagiert. Wir können zwar Hotels entwickeln und bauen, die Führung von Hotels gehört jedoch nicht zu unseren primären Kernaufgaben. Deshalb haben wir diese Bereiche wieder klar voneinander getrennt.Gibt es heute noch geschäftliche Verbindungen zwischen Eberli und Yunfeng Gao?Ja, eine Verbindung besteht noch. Wir stellen für Herrn Gao das Hotel in Engelberg fertig. Aber eine gegensei­ti­ge Beteiligung an Unternehmen gibt es seit zwei Jahren jedoch nicht mehr.Wie sieht die Zukunft des Unternehmens aus?Die Konzentration auf unsere Kernkompetenzen wird der Schlüssel zum Erfolg sein. Das Unternehmen steht auf einem soliden Fundament und ist mit Toni Eberli, René Affentranger und mir als Mehrheitsaktionär inhabergeführt. Wir stehen für die Werte der Firma ein, was sowohl für unsere Mitarbeitenden wie auch für unsere Kunden ein sehr wichtiger Punkt ist. Wir verkörpern die Verlässlichkeit eines Schweizer KMU mit einem Schweizer Management und einem Schweizer Aktio­nariat.All das bietet jedoch keinen Schutz vor dem, was die Wirtschaft aktuell mit der Coronapandemie erlebt.Die ganze Coronageschichte wird die Baubranche zweifelsohne noch beschäftigen. Ich glaube aber, dass der ganze Wohnungsmarkt stabil bleiben und somit eine Stütze der Schweizer Wirtschaft sein wird. Der Kauf vom Eigenheim ist immer ein langfristiger Entscheid. Und weil die An­lagemöglichkeiten für institutionelle Anleger eingeschränkt sind, wird der Wohnungsmarkt auch in Zukunft ein sicherer Wert bleiben.
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