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Luzern

25 Jahre Telebus: Die Krienser «ÖV-Bürgerwehr» hat einen langen Atem

Seit einem Vierteljahrhundert ersetzt ein gemeinnütziger Verein abends den Krienser Ortsbus. Obwohl man nach wie vor genügend freiwillige Chauffeure finde, hofft der Präsident darauf, dass es den Telebus bald nicht mehr braucht.
Thomas Fischer (links), Präsident des Vereins Telebus und Gründer Franz Baumann warten an der Busschleife Kriens auf Kunden. (Bild: Nadia Schärli, 17. Dezember 2018)
Franz Baumann (zweiter von rechts) mit der ersten Telebus-Kundin im Jahr 1994. Bild: PD
2004 erhielt der Telebus den Umweltpreis der Gemeinde Kriens. In der Mitte ist Franz Baumann zu sehen, links von ihm der heutige Gemeindepräsident Cyrill Wiget und alt Gemeinderätin Verena Funk-Nyfeler. Bild: PD

Stefan Dähler

Stefan Dähler

Stefan Dähler

Am Anfang stand eine Sparmassnahme: 1993 entschied der Krienser Einwohnerrat, die Quartierbusverbindungen in die Kuonimatt, zum Sonnen- und Schattenberg zwischen 22 und 0.15 Uhr zu streichen. Im rot-grünen Lager kam dieser Entscheid gar nicht gut an. Eine Gruppe um den damaligen SP-Einwohnerrat Franz Baumann gründete daraufhin den Verein Telebus. Die Idee: Private Fahrer sollen ab 22 Uhr den Quartierbus ersetzen und die gestrandeten Buspassagiere für einen kleinen Betrag von der Busschleife nach Hause oder umgekehrt transportieren. Am 1. Januar 1994 nahm der Telebus den Betrieb auf. Franz Baumann (70) erinnert sich heute:

«Wir waren quasi eine Bürgerwehr, es war auch eine ziemliche Feuerwehrübung».

Inzwischen hat sich der Telebus in Kriens etabliert, der Verein ist schuldenfrei. Das war nicht immer so, die ersten Jahre verliefen turbulent. «Wir haben versucht, Donatoren zu finden, was aber ziemlich schwierig war.» Neben einigen wenigen Sponsoren musste der Verein anfangs durch private Darlehen finanziert werden. «Nach wenigen Monaten war das Geld aber aufgebraucht», so Baumann. Im Mai 1994 entschied daher der Einwohnerrat, den Verein bis Ende Jahr mit 3000 Franken pro Monat zu unterstützen.

Alle mussten die Taxi-Prüfung absolvieren

1995 jedoch lehnte das Parlament die Weiterführung dieser Unterstützung ab. «Darum haben wir entschieden, mit Freiwilligen zu arbeiten», sagt Baumann. Bis dahin hatte ein professioneller Chauffeur die Fahrten durchgeführt. Schnell habe man 18 Freiwillige gefunden. «Doch diese mussten zuerst die Taxi-Fahrprüfung absolvieren.» Die Krienser Fahrschule Wespi erklärte sich bereit, die Ausbildung zu günstigen Konditionen zu übernehmen. Kleines Detail am Rande: Erst Jahre später fand Baumann heraus, dass die Taxi-Fahrprüfung für gemeinnützige Institutionen gar nicht nötig wäre. Wie dem auch sei: Im Dezember 1994 schliesslich konnte der nun ehrenamtlich betriebene Telebus den Betrieb aufnehmen.

Danach stabilisierte sich der Verein. Im Januar 1998 konnte er sämtliche in den Anfangsmonaten angesammelten Schulden zurückzahlen. «Ein schöner Moment», erinnert sich Baumann. Seither erhalten die Chauffeure auch eine kleine Entschädigung von 10 Franken pro Stunde. 2004 weitete der Telebus sein Angebot aus, weil bei den Quartierbussen erneut gekürzt wurde. Seither fährt der Telebus bereits ab 20 Uhr, der Verein erhält von der Gemeinde dafür 9000 Franken pro Jahr. In der Folge nahmen die Passagierzahlen stark zu, sodass 2006 an den Wochenenden ein zweites Auto in Betrieb genommen wurde.

Frequenzen zuletzt rückläufig

Gefahren wird mit Mobility-Fahrzeugen. Als die Firma letztes Jahr neue Tarife bekannt gab, befürchtete der Verein hohe Mehrkosten. «Doch nach vielen Gesprächen befinden wir uns mit Mobility auf einem guten Weg», sagt Thomas Fischer (60), der vor einem Jahr das Vereinspräsidium von Franz Baumann übernommen hat. Dennoch habe man deswegen die Vergünstigung für Passepartout- und GA-Inhaber von einem Franken streichen müssen. Eine Fahrt innerhalb des Wohngebiets kostet für Vereinsmitglieder und Jugendliche 4 Franken, für Nicht-Mitglieder 6 Franken.

Die Frequenzen haben sich im Verlauf der Jahre stark verändert. Zu Beginn waren es zwischen 3500 bis 6000 Passagiere pro Jahr, nach der erwähnten Ausweitung des Angebots ab 2004 stiegen die Zahlen deutlich an. Im Rekordjahr 2008 waren es über 11'000, seither verzeichnete der Verein einen leichten Rückgang auf rund 9000 Passagiere. «Die Gründe dafür kennen wir nicht. Allenfalls hat es mit den wärmeren Wintern zu tun, da wir bei Kälte mehr Fahrgäste haben», sagt Fischer. Auch eine Rolle könnte der E-Bike-Boom spielen.

Was die Zahl der Chauffeure angeht, ist der Verein aber sehr gut aufgestellt. Rund 25 freiwillige Fahrer sind es, die im Schnitt rund zweimal pro Monat zum Einsatz kommen. Mühe, diese zu finden, habe man kaum. «Es handelt sich meist um Pensionäre, die wir aus dem privaten oder dem ehemaligen beruflichen Umfeld rekrutieren», sagt Baumann. Viele von ihnen hätten früher bei der PTT beziehungsweise der Post gearbeitet. «Daher kommt vielleicht die Haltung, der Öffentlichkeit einen Dienst zu erweisen.» Dabei sei sicher ein Vorteil, dass der Telebus in Kriens inzwischen viele Sympathien geniesse, sagt Fischer und fügt hinzu:

«Die Leute und die Gemeinde erkennen an, dass er eine wichtige Funktion einnimmt und eine andere Lösung deutlich teurer wäre.»

Trotzdem hoffen Baumann und Fischer nicht, dass der Verein Telebus noch lange existiert. «Unser Ziel war eigentlich von Anfang an, dass der Telebus eines Tages wieder durch ein professionelles ÖV-Angebot ersetzt wird», sagt Baumann. «Wir hoffen, dass es uns eines Tages nicht mehr braucht, denn der ÖV gehört in die öffentliche Hand.»

Bestellen kann man den Telebus unter der Nummer 079 642 49 49. Weitere Infos: www.telebus.ch

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