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Eishockey

Zu viel Realität und zu wenig Magie für ein tapferes Ambri

Ambri verliert zum Auftakt des Spengler Cups in der Verlängerung gegen das tschechische Spitzenteam Pardubice 2:3 nach Verlängerung.
Ambris Sportchef Paolo Duca während des Spiels.

Grosse Trainer wie Ambris Luca Cereda werden hin und wieder respektvoll «Bandengeneräle» genannt. Was nach kriegerischer Sprache tönt (die im Sport nichts zu suchen hat) geht auf einen kirchlichen Ursprung zurück: Der «Generalis Abbas» war im Mittelalter der Chef einer katholischen Ordensgemeinschaft. Erst später hat das Militär daraus den General gemacht.

Ambri hat neben einem «Bandengeneral» (Luca Cereda) auch einen «Generalstab»: Hoch oben unter dem Dach des Davoser Eistempels verfolgen Sportchef Paolo Duca (als «Generalstabschef»), Goalie-Trainer Pauli Jaks, Video-Coach Fausto Groce und Teammanager («Feldweibel») Alessandro Benin die Partie konzentriert und intensiv hinter den Bildschirmen. Mit der Möglichkeit von Zeitlupenstudien. Paolo Duca steht in direkter Sprechfunkverbindung mit Luca Ceredas Assistenten René Matte und Eric Landry unten an der Bande. «Ich kann ihre Unterhaltung mithören und hin und wieder einen Tipp geben oder eine Frage beantworten.»

Er beobachtet nicht nur. Er leidet mit. Er applaudiert. Er schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Es wäre gestern ohne einen Blick aufs Eisfeld allein aufgrund seiner Körpersprache und seinen verbalen Emotionsausbrüchen möglich gewesen, das Spiel zu verfolgen.

Auch in der Meisterschaft wird jedes Spiel mit diesem Aufwand überwacht und gemanagt. Hier in Davos ist halt alles etwas enger und Ambris «Generalstab» operiert von der Medientribüne aus.

Entscheidend wird diese direkte Leitung zwischen der Bande und dem «Generalstab» oben unter dem Dach vor allem dann, wenn es darum geht, ob bei der Spielleitung Einspruch erhoben werden soll («Coaches Challenge»). Der Entscheid wird oben aufgrund der Video-Bilder gefällt. In dieser ersten Partie gegen Pardubice gibt es keine Situationen, die «Coaches Challenge» erfordert. Ambri hatte also alles vorgekehrt. Alles vorbereitet. Alles organisiert. Und doch setzt es zum Auftakt für den Vorjahressieger gegen den tschechischen Titanen Pardubice eine Niederlage in der Verlängerung ab (2:3).

Ambri hat nicht enttäuscht. Nichts falsch gemacht. Nicht Pech gehabt. Die Realität ist einfach stärker als die Magie. Es gibt durchaus magische Momente. Am Anfang des Spiels sind sie sogar stärker als vor einem Jahr. Alex Formenton, Kanadas verlorener Sohn, der in Ambri sein Glück gefunden hat, trifft zum 1:0 (2. Min.) und sogar zum 2:0 (9. Min). Beim letzten Spengler Cup hatte er im ersten Spiel gegen Örebro das 1:0 erzielt, das die Schweden vorübergehend auszugleichen vermochten. Am Ende stand ein magisches 5:2.

Und nun führt Ambri gegen den Tabellenführer der höchsten tschechischen Liga sogar 2:0. Ambri auf der Startbahn zu einem neuen Spengler Cup-Höhenflug? Nein. Dieses Mal verdrängte die Realität die Magie. Pardubice ist besser, der frühe 0:2-Rückstand eigentlich ein hockeytechnischer Irrtum. Der Magie geschuldet.

Die Tschechen werden bis zum Schluss dominieren. Mit 38:12 Torschüssen. Selbst Luca Cereda wird hinterher sagen: «Wir haben gegen eine bessere Mannschaft verloren.» Ambris Mut und Leidenschaft machen es immerhin möglich, dass es bis in die Verlängerung geht. Ein Sieg wäre mehr als Magie, ein Sieg wäre ein Wunder gewesen.

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