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Triathlon, Interview Nicola Spirig

Nicola Spirig beendet am Samstag am Greifenseelauf ihre eindrückliche Karriere. Vorher nimmt sie sich Zeit für ein Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Nicola Spirig, warum haben Sie den Greifenseelauf als letztes Rennen als Profi ausgewählt und nicht einen Triathlon?

"Es hat sich so ergeben. Zwar könnte ich sagen, ich habe mit der Leichtathletik begonnen und höre damit auf, das war jedoch nicht der Gedanke dahinter. Vielmehr finde ich es schön, dass jene, die mich nochmals sehen wollen, beispielsweise meine Eltern, die Möglichkeit erhalten, dies in der Deutschschweiz zu tun. Ich bin den Greifenseelauf immer gerne gelaufen, also sagte ich mir nach der Anfrage von (Organisator) Markus Ryffel, warum nicht."

Sie haben sich den Rücktritt gut überlegt, wenn die Karriere dann aber definitiv zu Ende geht, ist es schon nochmals etwas Anderes. Von daher: Wie blicken Sie dem Rennen entgegen?

"Ich werde oft gefragt, wie es sich nun anfühle. Aktuell ist es noch normal für mich, da ich mich auf einen Wettkampf vorbereite, was ich stets gemacht habe. Wie es sich anfühlt, kann ich erst in zwei, drei Monaten sagen. Klar ist, dass es der richtige Entscheid für uns ist. Ich freue mich auf danach, auf mehr Zeit mit der Familie und so weiter. Aber natürlich werde ich Dinge vermissen, alles andere wäre nicht normal. Mir werden die Wettkämpfe mit all den verbundenen Emotionen fehlen. Die Freude auf das Kommende überwiegt jedoch. Ich schätze es, gesund und mit guten Leistungen aufhören zu können, blicke mit Stolz und Genugtuung auf meine Karriere zurück."

Sie erlebten viele Höhepunkte, nichtsdestotrotz dürfte der Olympiasieg 2012 in London der grösste Moment Ihrer Karriere gewesen sein?

"Von der Auswirkung her, ja. Der Olympiasieg hatte definitiv den grössten Einfluss auf meine Karriere, auf die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Allerdings war für mich die Silbermedaille vier Jahre später fast noch emotionaler. Ich war Titelverteidigerin, was es schwieriger machte, ich war Mutter, was es viel schwieriger machte, ich brach mir (im März) die Hand. Dort nochmals eine Medaille zu gewinnen, hat mir sehr viel bedeutet. Es ist schön zurückzuschauen. Ich konnte das Niveau sehr lange hochhalten, war an fünf Olympischen Spielen dabei, holte sieben EM-Titel, war an so vielen Orten, lernte so viele Menschen kennen, sammelte so viele Erfahrungen..."

Gibt es trotz all Ihrer Erfolge etwas, das Sie mit dem aktuellen Wissen anders gemacht hätten?

"Jein. Ich bereue nichts, wenn ich zurückschaue. Mein Trainer, Brett (Sutton), sagte oft, hätten wir doch früher mit der Zusammenarbeit begonnen. Das hätte jedoch nicht funktioniert, weil ich dann noch zu jung dafür gewesen wäre. Für mich war es wichtig, meine Karriere so aufzubauen, zu studieren. Ausserdem war er damals noch in einer anderen Phase. Gleich ging es mit vielen Sachen. Klar wünscht man sich als Athletin die Verletzungen weg. Dann hätte ich noch mehr gewinnen können. Vielleicht brauchte es diese jedoch, um das Verlangen zu haben, dermassen viel zu investieren. Ich kann nicht sagen, es wäre noch besser gelaufen, wenn ich etwas in meiner Laufbahn anders gemacht hätte."

Ist der Greifenseelauf wirklich Ihr letzter Wettkampf oder nur als Profi?

"Das ist jetzt schwierig zu beantworten. Fürs Erste werde ich keine Wettkämpfe mehr bestreiten. Wie es im nächsten Jahr oder in fünf Jahren aussieht, diesbezüglich habe ich keine Ahnung. Als ich schwanger war und keine Rennen bestritt, fand ich das nicht so schlimm. Sport dagegen brauche ich immer, ich kann nicht ohne Bewegung sein. Das wäre nicht nur körperlich, sondern auch für den Kopf nicht gut. Vielleicht mache ich mal etwas ganz Anderes als Herausforderung, bei dem ich mich nicht mit früheren Leistungen vergleichen muss, nicht die Zeit im Vordergrund steht. Im Moment ist jedoch nichts geplant." (sda)

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