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Eishockey

Steht der Absteiger jetzt schon fest? – Langnau steckt in der gefährlichsten Krise seit 1998

Trainer Thierry Paterlini ist unschuldig – und doch ist die Frage nicht ob, sondern nur wann er gehen muss.

Langnaus Trainer Thierry Paterlini.
Bild: Martin Meienberger / freshfocus

In der turbulenten Startphase gibt es erst eine Konstante: Langnaus Krise. Letzter Platz, vier Niederlagen hintereinander gegen Zug, Ajoie, Biel und die Lakers bei 5:19 Toren. Der Trainer bezahlt in Langnau nun die Rechnung für zwei Jahre Larifari-Betrieb mit lediglich 21 Siegen in 102 Partien mit über 400 Gegentoren.

Langnau hat die geschenkte Zeit ohne Relegation nicht zur Erneuerung des Teams durch charismatische Sportchefs genützt wie Ambri mit Paolo Duca und die Lakers mit Janick Steinmann. Sondern für die Verbilligung der Mannschaft. Bloss ein einziger wichtiger neuer Schweizer ist in den vergangenen zwei Jahren gekommen: Torhüter Luca Boltshauser. Erst im letzten Frühjahr hat der Verwaltungsrat den Larifari-Betrieb gestoppt und den überforderten Zauberlehrling Marc Eichmann durch Pascal Müller, durch einen richtigen Sportchef ersetzt. Zu spät?

Schlechter Start, schlechte Aussichten

Die Folgen des Fehlstartes sind jedenfalls beunruhigend: Seit der Saison 2006 kamen bis zur Pandemie im Frühjahr 2020 in Schnitt immer mehr als 5000 Fans. Auch in den zwei Jahren in der NLB. Letzte Saison waren es noch 4752 und nun sind es nach drei Heimpartien gerade mal 4365. Geht es so weiter, werden es bald weniger als 4000 sein.

In sportlicher Trostlosigkeit sind bis zum 4. März noch mehr als 40 Spiele auszutragen. Eine gefühlte Ewigkeit. Langnau droht der Verlust von fast einem Drittel der Zuschauereinnahmen und steckt in der schwierigsten Situation seit dem vorletzten Aufstieg von 1998. Die Relegation von 2013 war verkraftbar. Sie führte in einer attraktiven zweithöchsten Liga zur wirtschaftlichen und sportlichen Erneuerung und 2015 zum Wiederaufstieg.

Aber inzwischen ist die wirtschaftliche und sportliche Differenz zwischen den beiden höchsten Ligen mindestens ein Drittel grösser als 2015. In der Swiss League wäre es fast nicht mehr möglich, eine Mannschaft zu unterhalten, die sich in der Liga-Qualifikation gegen den Verlierer der NL-Playouts durchzusetzen vermag. Olten ist womöglich für längere Zeit das letzte Hockeyunternehmen in der Swiss League, das wirtschaftlich und sportlich zu einem Aufstieg in der Lage ist.

Wie lange kann sich der Trainer noch halten?

Thierry Paterlini (47) ist bei seinem ersten Trainerjob in der höchsten Liga das Opfer der sportlichen Larifari-Politik seines Arbeitgebers. Neue Ausländer helfen ihm nicht. Die Langnauer haben sechs gute bis exzellente ausländische Spieler. Captain Harri Pesonen ist gar Weltmeister und Olympiasieger. Aber die tiefe Krise – inkl. Vorbereitung elf Niederlagen in 13 Spielen – verunsichert den besten Einzelspieler. Der Trainer mag machtlos sein. Aber die Rettung im nächsten Frühjahr hängt trotzdem davon ab, ob Sportchef Pascal Müller den richtigen Zeitpunkt zum Trainerwechsel findet. Nicht zu früh. Aber auch nicht zu spät.

Natürlich ist ein Trainerwechsel noch kein Thema. In den nächsten Wochen werden wir allerlei Treuebekenntnisse zu Thierry Paterlini vernehmen. Ein weiterer Trainerwechsel sei eine Bankrotterklärung. Und die Spieler werden demütig sagen, nun sei es an ihnen, Leistung zu bringen. Ganz sicher liege es nicht am Chef. Und so weiter und so fort.

Die Frage ist trotzdem nicht ob, sondern wann es in Langnau einen Trainerwechsel gibt. Es wird die erste Entlassung eines unschuldigen Trainers sein.

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