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Ski alpin, Weltcup, Personelles

Marco Odermatt will seinen Platz ganz oben in der Hierarchie der Alpinen erfolgreich verteidigen. Er fühlt sich trotz nötig gewordenen Anpassungen in der Aufbauphase bereit.

Es war der perfekte Auftakt. Vor zwölf Monaten lief alles so, wie es sich Marco Odermatt erträumt hatte. Der Nidwaldner gewann als erster Schweizer seit zwölf Jahren und Didier Cuche den Riesenslalom auf dem Rettenbach-Gletscher oberhalb von Sölden.

Was Odermatt damals nicht wusste: Es war der Auftakt zu einer perfekten Saison. Es war der erste von sieben Siegen im Weltcup, zu denen sich Gold bei den Olympischen Spielen gesellte. Dazu kamen acht zweite Ränge und ein dritter Platz und, als logische Konsequenz, der Gewinn des Gesamtweltcups und der kleinen Kristallkugel als Auszeichnung für den besten Riesenslalom-Fahrer. In der Basis-Disziplin klassierte sich Odermatt in allen acht Rennen unter den ersten drei und schaffte damit etwas, was nicht einmal Pirmin Zurbriggen oder Michael von Grünigen gelungen war.

Der Vergleich mit den Grössten des alpinen Rennsports. Damit lebt Odermatt seit Beginn seiner Karriere. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die ihm zugeschriebene Rolle des Dominators zu akzeptieren. Die Rufe nach Mässigung in der allgemeinen Euphorie rund um das neue Wunderkind der Branche verhallten ungehört, die erhobenen Mahnfinger wurden als Zeichen nicht angebrachter Skepsis abgetan. Der Hinweis, der Hochgelobte könnte an der Erwartungshaltung zerbrechen, wurde ignoriert.

Auch die lautesten Marktschreier sollten recht behalten. Odermatt wusste das ganze Brimborium richtig einzuordnen. Er liess sich nie auch nur im Ansatz blenden, er ging scheinbar unbeeindruckt seinen Weg. Der immense Druck, den er auf seinen in den letzten zwei, drei Jahren nochmals breiter gewordenen Schultern spürte, konnte ihm nichts anhaben.

Weniger Riesenslalom-Trainings

Odermatt blieb auch nach der grandiosen letzten Saison auf dem Boden. Seine Ruhe und Besonnenheit beeindrucken. Er versteht es, Ziele zu formulieren, ohne sie direkt auszusprechen. "Die Erwartungen sind in ähnlichem Rahmen wie im vergangenen Jahr." Will heissen: Odermatt will seinen Status als Nummer 1 der Szene beibehalten. Er nimmt erneut die grosse Kristallkugel ins Visier, was nicht weiter als logisch ist. Etwas anderes bleibt ihm ja auch nicht übrig.

Er nehme wie immer Rennen für Rennen, sagt Odermatt auch noch. Rennen für Rennen? Der kommende Winter wird vorab zu Beginn vom Gewohnten abweichen. Am Wochenende nach dem Auftakt in Sölden stehen mit der Premiere in Zermatt/Cervinia schon die ersten zwei Abfahrten im Programm - eine Änderung, die Odermatt im Besonderen tangiert.

"Ich habe das Gefühl, für Sölden gut gerüstet zu sein", sagt der Blondschopf. "Und doch habe ich mich in anderen Jahren besser gefühlt, da ich diesmal früher als üblich auch für die ersten Speed-Rennen bereit sein muss." Normalerweise habe er von den 30 Tagen auf Schnee während der Aufbauphase im Sommer und im Herbst 25 Tage fürs Riesenslalom-Training aufwenden können, "weil ich nach Sölden während zwei Wochen in den USA noch genügend Zeit hatte, mich für Abfahrt und Super-G vorzubereiten." Odermatt blieb nichts anderes übrig, als die Anzahl der Trainingstage für den Riesenslalom zu halbieren.

Gleichbleibender Umfang

Ein Ausbau der Tage auf Schnee war für Odermatt keine Option. "Die Saison ist jetzt ohnehin länger, und das letzte Rennen wirft gleich viele Punkte ab wie das erste." Die Kraftreserven sollen reichen bis in den März zum Finale in Soldeu in Andorra. Für einen wie Odermatt, der rund 30 Einsätze allein im Weltcup vor sich hat, ist die Planung von noch essenziellerer Bedeutung.

Bedeutend war auch die nochmalige Steigerung von Odermatts Bekanntheitsgrad. "Den Schritt ganz nach vorne in der Gesamtwertung habe ich schon gespürt." Der Innerschweizer versucht sich mit dem neuen Umstand zu arrangieren. Entsprechende Anpassungen würden teilweise im Unterbewusstsein vor sich gehen. "Wenn ich zum Beispiel in ein Restaurant gehe, setze ich mich nicht mehr mit Blickrichtung gegen die Leute, sondern gegen die Wand. Oder wenn ich durchs Dorf laufe, versuche ich, möglichst unerkannt zu bleiben."

Zugenommen hat das Interesse in der Öffentlichkeit im Allgemeinen und bei Sponsorenanlässen im Besonderen. Auch dafür sieht sich Odermatt gut aufgestellt. "Ich bin da mit meinem langjährigen Manager (Michael Schiendorfer, Red.) auf einer Wellenlänge. Er weiss, was nicht in Frage kommt. Und was in Frage kommt, besprechen wir miteinander."

Die drei Wochen nach dem Saisonfinale in Courchevel/Méribel seien trotzdem nochmals intensiv gewesen, ergänzt Odermatt. "Aber das gehört halt dazu." Er deutet den Rummel um seine Person selbstredend richtig. Er ist Zeichen des perfekten letzten Winters. (sda)

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