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Fussball

Wird das Meisterrennen doch noch einmal spannend? So wild feiert Servette den Sieg bei YB in der Kabine

Drei Tage nach dem Out im Europacup verliert Meister YB erneut. Nach dem 0:1 zu Hause im Spitzenkampf gegen Servette stellt sich die Trainer-Frage dringender denn je.
Servette-Freude. Ist das Meisterrennen nach dem 1:0-Sieg bei YB wieder offen?
Bild: Urs Lindt / freshfocus

Wird die Schweizer Fussball-Meisterschaft tatsächlich noch einmal spannend? Es ist die grosse Frage nach diesem Sonntag. Wer den Auftritt von diesem Servette im Berner Wankdorf zum Massstab nimmt, kommt tatsächlich in Versuchung, ein leises «Ja» zur Antwort zu geben.

1:0 gewinnt Servette den Spitzenkampf auswärts bei YB. Es ist ein verdienter Sieg. Ein von Anfang bis Ende reifer Auftritt des Teams von René Weiler. Nie ist der Erfolg in Gefahr. Der Lohn dafür: Servette rückt bis auf vier Punkte an YB heran. Und das, nachdem am letzten Donnerstag in der Conference League der Einzug in die Achtelfinals gelang.

René Weiler und Raphael Wicky - einer wird am Ende der Saison Schweizer Meister.
Bild: Urs Lindt / freshfocus

Natürlich interessiert jetzt vor allem die Meinung von Weiler. Schliesslich ist er der Baumeister von diesem Servette. Er hat es geschafft, das Erbe von Alain Geiger klug zu verwalten. Und das Team gleichzeitig sanft weiterzuentwickeln. «Jetzt ist es euphorisch, das ist klar», sagt er. Und tut alles, um genau dies zu verhindern: überbordende Euphorie. Es ist eine schwierige Aufgabe.

1999 wurde Servette zum letzten Mal Fussball-Meister. Seither ist viel passiert. Konkurs. Neubeginn. Aufstieg. Abstieg. Aufstieg. Gelingt nun, 25 Jahre später, der 18. Meistertitel der Geschichte? Der Traum lebt. Weiler sagt: «Wir versuchen, Fortschritte zu machen, uns zu entwickeln, und auch solche Spiele wie gegen YB zu gewinnen. Das gelingt nicht immer, aber immer öfter. Am Ende schauen wir dann, wo wir stehen.»

Erstmals seit fast zwei Jahren verliert YB wieder ein Heimspiel in der Meisterschaft. Weiler sagt: «Das fühlt sich gut an. Nicht nur für uns. Sondern für die ganze Liga. Ich bin froh, dass wir diesen Bann gebrochen haben. Auch die anderen wissen nun, dass man im Wankdorf etwas holen kann.»

Torschütze Antunes jubelt mit Mitspieler Cognat.
Bild: Peter Schneider / KEYSTONE

Alexis Antunes heisst der Mann, der Servette ins Glück schiesst. Sein präziser Flachschuss kurz vor der Pause ist die Krönung eines schnellen Konters. Es ist nicht die einzige Szene, in der Antunes überzeugt. Seine Laufwege, sein Tempo, seine Übersicht sind bemerkenswert. Ist der 23-Jährige vielleicht sogar einer fürs Nationalteam? Wer weiss. Ein paar ­Minuten U21-Länderspielerfahrung hat er bereits, mehr aber nicht.

Dank Antunes, aber vor allem auch dank einer herausragenden Team-Leistung wird dieser Sonntag für Servette zum Feiertag. Die zur euphorisierten Stimmung passenden Bilder schickte der Klub gleich selbst in die digitale Welt.

Die nächste YB-Enttäuschung

Es ist sehr gut möglich, dass Ende Saison gleichwohl erneut YB den Meistertitel gewinnt. Und doch ist es enttäuschend, was die Mannschaft in diesen Wochen zeigt. Das Out in der Europa League gegen Sporting Lissabon soll nicht an erster Stelle der Kritik stehen. Aber die Auftritte in der heimischen Super League sind zu oft ungenügend. Der Druck nimmt zu. Jetzt warten FCZ und FCB.

Das alles führt zur Frage, die mit jeder Woche dringender wird: Hat Trainer Raphael Wicky eine Zukunft als YB-Trainer? Auch ihm muss die Stagnation seiner Mannschaft zu denken geben. Mittlerweile würde es kaum mehr überraschen, wenn die YB-Führungsriege um Christoph Spycher und Steve von Bergen zum Schluss käme, es benötige einen Wechsel.

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