notifications
WM-Final

Mehr als Messi und Mbappé

Was spricht im WM-Final am Sonntag für Argentinien, was für Frankreich? Nachfolgend ein Blick auf die Mannschaftsteile der beiden Finalisten.
Bild: KEYSTONE/AP/Jorge Saenz

Torhüter

Die Torhüter im Final heissen nicht Alisson, Thibaut Courtois oder Manuel Neuer, sondern Emiliano Martinez und Hugo Lloris. Beide spielen nicht bei den ganz grossen Vereinen; der 30-jährige Argentinier Martinez steht bei Aston Villa unter Vertrag, der in wenigen Tagen 36-jährige Lloris bei Tottenham.

Martinez wechselte 2010 aus der Heimat zu Arsenal, schaffte den Durchbruch aber erst, als er zehn Jahre später von den Londonern zu Aston Villa verkauft wurde. Bei Arsenal war Martinez nicht weniger als sechsmal ausgeliehen worden. Bei Aston Villa war er von Beginn weg die Nummer 1.

Die Spielpraxis im Klub führte Martinez auch im Nationalteam zum Stammplatz, und sogleich gewann er mit den Gauchos an der Copa América 2021 auch seinen ersten grossen Titel, mit einem 1:0-Finalsieg gegen Brasilien. Seine Bilanz nach 25 Länderspielen ist beeindruckend: Der Ausrutscher im ersten Gruppenspiel gegen Saudi-Arabien (1:2) ist Martinez' bislang einzige Niederlage als Nationalgoalie. Mit Martinez haben die Argentinier 19 der 25 Spiele gewonnen.

Für Hugo Lloris spricht vor allem die Erfahrung. Der 36-Jährige löste in Katar Lilian Thuram als französischen Rekordinternationalen ab. Er wird am Sonntag sein 145. Länderspiel und seine 20. WM-Partie absolvieren, was ihn zum alleinigen WM-Rekordspieler unter den Torhütern macht. Lloris stand schon in WM- und EM-Finals. 2018 holte er mit den Franzosen den WM-Titel, 2016 unterlag er im EM-Final Portugal. Seit mehr als zehn Jahren ist er Captain der Mannschaft. Die anfängliche Kritik an ihm ist verstummt.

Verteidigung

Argentinien kassierte im Turnierverlauf vier Gegentore, Frankreich fünf. Nicolas Otamendi (1,83 m) sowie wahlweise Cristian Romero (1,85 m) oder Lisandro Martinez (1,75 m) fallen bei Argentinien nicht mit ihrer Körpergrösse auf, sondern durch ihr gehobenes Niveau. Nach dem Fehltritt gegen Saudi-Arabien präsentierte sich die in der Rückwärtsbewegung massierte argentinische Defensive wieder sattelfest. Einzig der Niederlande gelang es, die Abwehr vor ernsthafte Probleme zu stellen - mit hohen Bällen aus der Verzweiflung heraus, die vom 0:2 zum 2:2 und ins Penaltyschiessen verhalfen.

Frankreich beklagte in den letzten Wochen zwar eine Reihe von Ausfällen aufgrund von Verletzungen und Erkältungen. Trainer Didier Deschamps kann aber auch in der Abwehr aus einem so grossen Fundus schöpfen, dass sich der Qualitätsverlust kaum bemerkbar macht. Sollten die zuletzt erkrankten Raphaël Varane und Ibrahima Konaté bis Sonntag nicht fit sein, hätte Deschamps immer noch Dayot Upamecano, Benjamin Pavard, Jules Koundé und William Saliba als valable Optionen für die Plätze neben dem herausragenden Linksverteidiger Théo Hernandez.

Mittelfeld und Sturm

Natürlich dreht sich in den Offensiven der beiden Finalisten sehr vieles um Lionel Messi und Kylian Mbappé. Beide lieferten bislang in ähnlichem Stile ab: Messi hält bei fünf Toren und drei Assists, Mbappé traf gleich oft und bereitete zwei Tore vor. Die beiden Stars von Paris Saint-Germain profitieren aber auch von der Unterstützung ihrer Nebenleute.

Aus Frankreichs Gerüst mit Olivier Giroud in der Spitze sticht in Abwesenheit von N'Golo Kanté und Paul Pogba Antoine Griezmann heraus. Der 31-Jährige, vor vier Jahren beim Titelgewinn in Russland vierfacher Torschütze und dreimaliger Vorbereiter als Stürmer, überzeugt in seiner neuen, defensiveren Rolle vollauf. Griezmann ist in Katar der Spieler, der ohne Ball die meisten Pressings ausführt. Zugleich ist er im Vorwärtsgang meist der Initiator der Angriffe.

Argentiniens Mittelfeld besteht vor allem aus fleissigen Zuarbeitern für den alles überstrahlenden Messi und den 22-jährigen Youngster Julian Alvarez, der die Offensivkünstler Lautaro Martinez, Angel Di Maria und Paolo Dybala aus dem Stamm verdrängt hat - aus Zuarbeitern mit defensivem Gewissen.

Alexis Mac Allister ist auf den ersten Blick die grosse Überraschung in der argentinischen Startformation, die sich im Turnierverlauf herauskristallisiert hat. Die Vielseitigkeit des Brighton-Spielers macht ihn für Trainer Lionel Scaloni aber wertvoller als etwa Di Maria. Atlético Madrids Rodrigo De Paul verkörpert seine Aufgabe als Bodyguard von Lionel Messi dermassen gewissenhaft, dass er den Captain auch nach dem Schlusspfiff von allen möglichen negativen Einflüssen abschirmt. (sda)

Kommentare (0)