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Analyse

Leere Plätze beim Finale: Aber die Swiss Indoors können unter zwei Bedingungen auch ohne Roger Federer funktionieren

Erstmals konnten sich die Swiss Indoors Basel beim Ticketverkauf nicht auf das Zugpferd Roger Federer verlassen. Die Zuschauerzahlen sind zwar rückläufig, doch das Event ist auch ohne den Lokalmatador zukunftsfähig. Aber ein Selbstläufer ist es nicht.
Die Swiss Indoors Basel profitierten 2023 emotional von den Erfolgen des 21-jährigen Berners Dominic Stricker.
Bild: Bild: Claudio Thoma/freshfocus

Eine Stunde vor dem Beginn des Finales am Sonntag waren im Onlineverkauf immer noch rund 200 Plätze für den Basler Centre-Court zu haben. Und auch während der Partie von Hubert Hurkacz (ATP 11) und Félix Auger-Aliassime (ATP 19) waren trotz der Dunkelheit im Zuschauerbereich freie Plätze erkennbar. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit haben es die Swiss Indoors in diesem Jahr nicht geschafft, die Halle am Finalwochenende komplett zu füllen. Und das, obwohl in diesem Jahr aufgrund neuer Brandschutzvorlagen 500 Plätze pro Tag weniger zur Verfügung stehen, wodurch die Auslastungsstatistik sogar noch geschönt wird.

Doch, dass von den neu 8100 Plätzen in der Basler St.-Jakobs-Halle einige frei bleiben würden, war zu erwarten. Denn erstmals mussten die Swiss Indoors beim Ticketing ohne Zugpferd Roger Federer auskommen. Die kurzfristige Absage von Aushängeschild Carlos Alcaraz (ATP 2) hat das Turnier zudem stark getroffen. Und so musste auch Turnierdirektor Roger Brennwald in seiner Bilanz zugeben, dass das Konkurrenzturnier von Wien in diesem Jahr erstmals besser besetzt gewesen sei. Ein Fakt, der den 77-Jährigen mehr belastete als die freien Plätze, die sich bei einer Auslastung von 85 Prozent in diesem Jahr noch in Grenzen hielten. Gemäss Brennwald lagen die Zuschauerzahlen sogar «über den Erwartungen».

Es geht nicht ohne Stars und gute Schweizer helfen

Die Swiss Indoors brüsten sich gerne damit, dass bis auf den Australier John Newcombe alle Weltranglistenersten in Basel aufgeschlagen haben. Und es wird auch in Zukunft nicht ohne Stars funktionieren. Das hat die Ausgabe 2023 gezeigt, die sehr unter der Alcaraz-Absage gelitten hat. Zwar waren viele Spiele umkämpft und bis zum letzten Ballwechsel spannend. Aber bis auf die früh ausgeschiedenen Oldies Stan Wawrinka und Andy Murray und Trainer Boris Becker, der neuerdings Holger Rune trainiert, waren die Stars der Szene nicht in Basel.

Die Swiss Indoors tun deshalb gut daran, die Wahl der Aushängeschilder, die sie jeweils im Vorfeld verpflichten, zu überdenken. Denn während sich in Wien im Halbfinale die vier Topgesetzten Daniil Medwedew (ATP 3), Jannik Sinner (ATP 4), Andrej Rublev (ATP 5) und Stefanos Tsitsipas (ATP 7) duellierten, gab es in Basel in diesem Jahr wenige Spiele, auf die man sich schon am Vortag freut.

Ein Segen war dafür der Exploit von Dominic Stricker (ATP 96), der dank einer Wildcard startete und bis ins Viertelfinale vorstiess, was das Heimpublikum naturgemäss in Ekstase versetzte und zumindest teilweise für die Alcaraz-Absage entschädigte.

Sollte sich Stricker in der Weltrangliste noch weiter nach vorne arbeiten, hat der talentierte Linkshänder gute Chancen, als lokales Zugpferd in die Bresche zu springen. Und sollte der 21-jährige Berner eines Tages sogar im Finale stehen, werden wohl auch keine Plätze mehr leer bleiben.

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