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Tour de Suisse

Schweizer Rad-Profi Gino Mäder muss nach schwerem Sturz auf Königsetappe reanimiert werden

Die Königsetappe der Tour de Suisse wird von einem schweren Sturz überschattet. Der Schweizer Rad-Profi Gino Mäder musste reanimiert werden.
Die Unfallstelle: Gino Mäder erhält ärztliche Unterstützung. Magnus Sheffield (rechts) verlässt den Ort wieder auf den Beinen.
Bild: Bild: Keystone

Eigentlich hätte die 5. Etappe der Tour de Suisse eines der Höhepunkte der 86. Radrundfahrt der Schweiz markieren sollen. Doch die Königsetappe wird als solche mit einem tragischen Ende in Erinnerung bleiben – überschattet von zwei dramatischen Stürzen.

Auf der Abfahrt vom Albula nach La Punt kamen der Schweizer Gino Mäder und der Amerikaner Magnus Sheffield bei sehr hoher Geschwindigkeit von der Strecke. Besonders schwerwiegend erwischte es dabei den 26-jährigen Oberaargauer. Bei Rennkilometer 197 lag er regungslos im Wasser und musste reanimiert werden. Gemäss den Tour-Organisatoren sei der Rennarzt innert zwei Minuten an der Unfallstelle gewesen. Im Anschluss wurde der Rad-Profi vom Team Bahrain Victorious mit einem Rettungshelikopter ins Spital Chur überführt. «Unsere Gedanken und Gebete sind bei Gino», so seine Equipe.

Gino Mäder an der diesjährigen Tour de Suisse.
Bild: Bild: Keystone

Die Schwere der Verletzungen seien noch nicht abschliessend geklärt, informierte ein sichtlich geschockter Tour-Direktor Olivier Senn am Abend. Man sei sich immer bewusst, dass es schwere Stürze geben könnte. «Die Situation ist sehr schwierig. Wir sind bedrückt und bestürzt.» Gemäss Informationen von RSI soll der Zustand des Schweizers stabil sein.

Weltmeister äussert scharfe Kritik

An gleicher Stelle kam auch der 21-jährige Amerikaner zu Boden. Der Fahrer vom Team Ineos Grenadiers war ansprechbar. «Er wurde mit Prellungen und einer Hirnerschütterung ins Spital Samedan transportiert.» Laut «Blick» waren an der Unfallstelle auch lange nach dem Crash noch Polizisten zwecks Spurensicherung anwesend. Anhand von Leitkegeln im Hang lasse sich erahnen, wo die beiden Fahrer herunterstürzten. Mäder sei wohl zusätzlich über eine Stützmauer und von dort in den Bach geflogen.

Olivier Senn , Direktor der Tour de Suisse, gibt am Donnerstagabend Auskunft zum Unfallhergang.
Bild: Bild: Keystone

Zeitweise waren auf der Abfahrt bei den Athleten Tempi bis zu 100 km/h gemessen worden. Etwas, das der belgische Weltmeister Remco Evenepoel nicht nachvollziehen kann. Der 23-Jährige äusserte gegenüber den Organisatoren Kritik: «Ich hoffe, dass dies sowohl bei uns Fahrern als auch den Veranstaltern zu einem Denkanstoss führen wird.» Eine Bergankunft sei problemlos durchführbar gewesen, doch stattdessen habe man sich für die gefährlichere Variante entschieden. «Als Fahrer sollten wir uns den Risiken bewusst sein, die wir eingehen», so Evenepoel.

Strecke führte über Brienz

Die Spitze des Feldes hatte im Kampf um den Tagessieg zunächst keine Kenntnisse von den Stürzen. Die 211 km über die Pässe Furka, Oberalp und Albula hatte der Spanier Juan Ayuso am schnellsten überwunden. Der 20-Jährige überquerte die Ziellinie 54 Sekunden vor dem Dänen Mattias Skjelmose. Skjelmose war es dann auch (am Vortag verlor er noch das Gelbe Trikot), der sich wieder das Leibchen des Gesamtführenden überstreifen durfte. Er führt acht Sekunden vor dem Österreicher Felix Gall und 18 Sekunden vor dem Tagessieger Ayuso. Stefan Küng erreichte als bester Schweizer das Ziel mit einem Rückstand von 5:39 Minuten auf Rang 28.

All das rückte angesichts der Vorkommnisse jedoch in den Hintergrund. Auch die Thematik rund um Brienz. Im Vorfeld schwebten Fragezeichen über die Königsetappe von Fiesch nach La Punt. Direkt unterhalb vom Bergsturz-Sperrgebiet brauste das Feld kurz nach 15 Uhr vorbei. Staubwolken hingen in der Luft und Geröll rutschte den Hang runter. Doch die Sicherheit der Fahrer konnte zu diesem Zeitpunkt noch gewährleistet werden.

Wäre die Phase Blau ausgerufen worden, hätten die Tour-Organisatoren auf Plan B umschwenken müssen. Heisst: Die Strecke hätte statt über den Albula über den Julier geführt. Doch weil am Donnerstagnachmittag die Phase Rot bestand, konnte alles wie geplant über die Bühne. Zwischen Tiefencastel und Surava bestand lediglich ein Halteverbot und die Athleten mussten auf diesem Streckenabschnitt ohne die Anfeuerung der Zuschauer auskommen und in die Pedale treten.

Die Tour de Suisse konnte wie geplant über den Albula und fuhr direkt am Bergsturz-Sperrgebiet vorbei.
Bild: Bild: Gian Ehrenzeller/EPA

Am Freitag bestreiten die Rad-Profis die längste Etappe der Schweizer Rundfahrt. Die 215,3 km führen von La Punt nach Oberwil-Lieli. Zunächst geht es wieder über den Albulapass. Dieses Mal jedoch von der entgegengesetzten Richtung. Sollte sich die Situation in Brienz verändern würde der Etappenstart in Chur erfolgen. Auf den letzten rund 50 Kilometern folgt stets ein auf und ab. Eine Angelegenheit, die vor allem auf die Schweizer Marc Hirschi und Mauro Schmid zugeschnitten scheint. Sicher ist, dass die Gedanken der Radprofis auf dem Weg in den Kanton Aargau bei Gino Mäder verweilen werden. Seine Gesundheit ist aktuell mit Abstand das Wichtigste.

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