notifications
Sportpolitik

IOC schiesst ungewöhnlich scharf gegen Putin

Das Internationale Olympische Komitee verurteilt die Pläne Russlands, «Friendship Games» als Alternative zu den Olympischen Spielen auszutragen, aufs Schärfste.
IOC-Präsident Thomas Bach findet klare Worte in Richtung Russland. Gespannt darf man sein, mit welchen Tagen der internationale Sport auf die anhaltenden Provokationen aus Russland reagieren wird. 
Bild: Laurent Gillieron / KEYSTONE

Das IOC wurde in der Vergangenheit immer wieder dafür kritisiert, nicht energisch genug gegen Russland vorzugehen. Die Sanktionen im Anschluss an den staatlich orchestrierten Dopingskandal an den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 und den Einmarsch der russischen Armee ins Nachbarland Ukraine 2022 wurden vielerorts als ungenügend betrachtet.

Auch die Schweizer Sportministerin Viola Amherd forderte in einem Brief an IOC-Präsident Thomas Bach, dass neben Startverboten gegen russische Sportlerinnen und Sportler auch die russischen Sportfunktionäre aus den Verbänden ausgeschlossen werden sollten. Thomas Bach reagierte damals heftig und verbat sich diese politische Einflussnahme.

Die zunehmende Politisierung des Sports ist auch Titel der heutigen Meinungsäusserung des IOC. Doch diesmal trifft die Kritik nicht die neutrale Schweiz sondern den wahren Übeltäter Russland. Die Wortwahl der wichtigsten Sportorganisation der Welt ist auffallend heftig.

Russland sucht auch im Sport Seilschaften

Grund für das Statement sind einerseits die Pläne der russischen Regierung, die erste Ausgabe der «Summer Friendship Games» im September 2024 in Moskau und Jekaterinburg sowie der «Winter Friendship Games» im Jahr 2026 in Sotschi auszutragen. Es ist eine konkrete Reaktion der russischen Machthaber auf den Ausschluss von regimetreuen Athletinnen und Athleten von den Olympischen Spielen in Paris. Wer den Krieg und damit Putin unterstützt, soll dort auch nicht als neutraler Sportler zugelassen werden.

Das IOC kritisiert aber auch das Vorgehen des russischen Staates via «sehr intensiver diplomatischer Aktivitäten» andere Staatsführungen dazu zu bringen, Delegationen an die Freundschafts-Spiele zu entsenden. Die sportlichen Dachverbände dieser Länder wurden dabei bewusst umgangen. Das IOC schreibt, dies sei «ein eklatanter Verstoss gegen die Olympische Charta und gleichzeitig ein Verstoss gegen verschiedene UN-Resolutionen. Es ist ein zynischer Versuch der Russischen Föderation, den Sport zu politisieren.»

Die Athletenkommission des IOC sieht sogar die Gefahr, dass «Sportler von ihren Regierungen zur Teilnahme an einer solchen vollständig politisierten Sportveranstaltung gezwungen und damit als Teil einer politischen Propagandakampagne instrumentalisiert werden.»

Kein Wissen zu Dopingregeln bei russischen Sportevents

Auch finde dieser Anlass ausserhalb jeglicher offizieller Antidoping-Massnahmen statt. Auch die Wada hatte vergangene Woche an ihrem Weltkongress in Lausanne scharf auf die Pläne reagiert und mitgeteilt, dass es besorgniserregend sei, die Gesundheit und die Fairness der Athleten zu beeinträchtigten.

Die Welt-Antidoping-Behörde fordert dazu auf, dieses Ereignis nicht zu legitimieren. Sie schreibt: «Diese Position wird durch die Tatsache verstärkt, dass Russlands Nationale Anti-Doping-Agentur derzeit nicht konform ist, es derzeit kein akkreditiertes Labor in Russland gibt und das allgemeine Vertrauen in das Anti-Doping-System in Russland nach wie vor gering ist.»

Noch schärfere Worte wählt das IOC: «Die Olympische Bewegung verurteilt aufs Schärfste die Einrichtung vollständig politisierter Sportveranstaltungen durch die russische Regierung. Das IOC fordert alle Interessengruppen der Olympischen Bewegung und alle Regierungen nachdrücklich auf, jegliche Teilnahme an und Unterstützung abzulehnen.»

Um zum Brief von Bundesrätin Viola Amherd zurückzukommen: Vielleicht wäre es doch einmal an der Zeit, die vielen russischen Sportfunktionäre mit Verflechtungen zur politischen Führung ebenfalls aus dem offiziellen Sport zu verbannen. Diese finden garantiert irgendwo neue Freundschaften.

Kommentare (0)