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Privatsphäre schützen

«Ich habe gelernt, Nein zu sagen» – Marco Odermatt im Interview über Schattenseiten des Erfolges

Dem Olympiasieger im Riesenslalom und Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt fällt es immer schwerer, sich unerkannt in der Öffentlichkeit zu bewegen. Der Hype um seine Person ist riesig. Deshalb musste der Nidwaldner Regeln für Selfies festlegen.

Mit gerade einmal 24 Jahren hat Marco Odermatt vieles erreicht, wovon zahlreiche Sportlerinnen und Sportler ein ganzes Leben lang träumen: Olympia-Gold im Riesenslalom, Gesamtweltcupsieg und Disziplinensieg im Riesenslalom. Durch diese Erfolge in der vergangenen Saison ist das Interesse am Nidwaldner noch grösser geworden, als es bereits zuvor war.

Von Freizeit zum Arbeitstag

«Ich habe bemerkt, dass mein Bekanntheitsgrad seit dem Sieg im Gesamtweltcup klar gestiegen ist», erzählt Marco Odermatt vor dem Start der neuen Weltcup-Saison. Früher wurde er vor allem in der Zentralschweiz erkannt. Nun kennt man ihn auch in der restlichen Schweiz und im Ausland.

Extrem sei es an Orten wie Saas-Fee oder Zermatt. «Dort sind die meisten Leute skibegeistert und erkennen mich deshalb sofort», so Odermatt. Ein gemütlicher Spaziergang durch die Strassen ist für den Skistar deshalb kaum mehr möglich.

Auch ein Besuch an einem Schwingfest läuft für Odermatt nicht mehr gleich entspannt ab wie noch vor ein paar Jahren. Er besuche zwar auch heute noch regelmässig und gerne Schwingfeste mit seinen Freunden. Mittlerweile müsse er sich aber darauf einstellen, dass es eine Art Arbeitstag wird und nicht mehr Freizeit ist. «Es ist definitiv nicht mehr das gleiche Holdrio mit Freunden wie früher.»

Regeln für Selfies

Um mit dem Hype um seine Person besser umgehen zu können, passe er sein Verhalten laufend an. «In einem Restaurant setze ich mich nun meist mit dem Rücken zu den Leuten hin», erklärt Odermatt.

Läuft er bei sich zu Hause durchs Dorf, halte er seinen Kopf mittlerweile eher gesenkt. Vor einigen Jahren hätte er sich noch mehr umgesehen und die Leute gegrüsst. Solche Anpassungen seien für ihn aber eher unbewusst passiert.

Durch den Erfolg und das gestiegene Interesse an seiner Person hat Odermatt gelernt, Grenzen zu ziehen. «Bin ich abends mit Freunden unterwegs oder mit meiner Freundin beim Abendessen mache ich keine Fotos mehr.»

Er habe gelernt, Nein zu sagen. «Ich würde nie wieder mein Essen kalt werden lassen, um ein Foto zu machen», meint Odermatt schmunzelnd. Dies sei eine der Regel, die er sich gesetzt hat, um wenigstens noch etwas Privatsphäre zu haben.

Sein Privatleben sei ihm durch seine Erfolge umso wichtiger geworden. «Ich muss schauen, dass ich genügend Zeit für mich, meine Familie und Freunde habe», schliesst Odermatt ab.

Das sagt der Nidwaldner Skirennfahrer zum bevorstehenden Saisonstart:

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