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Im Alter von 86

England trauert um «Mr. Football»: Sir Bobby Charlton ist tot

Bobby Charlton ist tot. Englands Fussball-Weltmeister von 1966, der 1958 in München ein Flugzeugunglück überlebte, wurde 86 Jahre alt.
Bobby Charlton ist im Alter von 86 Jahren gestorben.
Bild: Bild: AP

Bobby Charlton liebte das Leben, und dazu hatte er allen Grund. «Dass ich überhaupt noch auf dieser Welt bin, ist ein Geschenk», sagte Englands Fussball-Weltmeister von 1966 einmal. Acht Jahre vor dem WM-Triumph, am 6. Februar 1958, hatte Charlton wie durch ein Wunder das Flugzeugunglück der Mannschaft von Manchester United in München-Riem überlebt. Nun ist Englands «Mr. Football» im Alter von 86 Jahren gestorben, nur drei Jahre nach seinem Bruder Jack.

«Manchester United trauert um Sir Bobby Charlton, einen der grössten und beliebtesten Spieler in der Geschichte unseres Vereins», teilte der englische Rekordmeister am Samstag mit. Zuvor hatte seine Familie den Tod bestätigt. Charlton hatte den Grossteil seiner glanzvollen Karriere bei den Red Devils verbracht, wurde dort dreimal Meister und gewann 1968 den Europacup der Landesmeister. Seit seiner Demenz-Diagnose im Jahr 2020 hatte er Old Trafford jedoch kaum noch besucht.

Die britische Fußball-Legende Sir Bobby Charlton war 2020 an Demenz erkrankt.
Bild: Bild: Daniel Karmann / dpa

Englands Fussball stand am Samstag für einem Moment still. «Ich bin zutiefst traurig. Er war ein wirklich wunderbarer Fussballer und wirklich liebenswerter Mann», schrieb Ex-Nationalspieler Gary Lineker bei X (ehemals Twitter): «Ein Weltmeister, grossartig und für mich Englands grösster Spieler aller Zeiten. Er mag nicht mehr bei uns sein, aber als Fussballer ist er unsterblich.» Spaniens Topklub FC Barcelona stoppte sogar seine Jahreshauptversammlung für eine Schweigeminute.

Sein WM-Triumph in England

Der grösste Erfolg in Charltons Laufbahn war zweifellos der WM-Triumph. Im Endspiel in London besiegte England die deutsche Nationalmannschaft auch dank des legendären Wembley-Tores 4:2 nach Verlängerung. «England konnte 1966 nur gegen uns gewinnen, weil Bobby Charlton ein kleines bisschen besser war als ich», sagte Franz Beckenbauer einmal.

Bobby Charlton (ganz rechts) gewann 1966 die Fussball-Weltmeisterschaft. 
Bild: Bild: WCSCC AP

Nun ist Geoff Hurst der einzige noch lebende WM-Held aus der englischen Startelf von 1966. «Heute gibt es eine sehr traurige Nachricht: Einer der ganz Grossen, Sir Bobby Charlton, ist verstorben», teilte der 81 Jahre alte Hurst am Samstag via X mit: «Der gesamte Fussball wird ihn nie vergessen. Ein grossartiger Kollege und Freund, den das ganze Land über den Sport hinaus schmerzlich vermissen wird.»

Ein tragischer Flugzeugabsturz

Der Schlüsselmoment in Charltons Leben war zweifellos jener tragische 6. Februar 1958. Als die «Busby Babes» der United-Trainerlegende Matt Busby auf dem Flughafen München-Riem verunglückten, wurde der 20-jährige Charlton aus dem Flieger geschleudert - und überlebte. 23 der 44 Flugzeuginsassen fanden den Tod, darunter acht seiner Mannschaftskameraden.

«Dieser Tag», sagte Charlton einmal, «hat mein Leben verändert.» Sein Bruder Jack, 1966 mit ihm Weltmeister, fragte ihn nach dem Unglück, was passiert sei. «Er wollte erst nicht darüber reden, dann sagte er: ‹Ich erzähle es dir jetzt, aber frag mich dann nie wieder danach!›» Sein Bruder Tom sagte: «Nach München hat er sich nach aussen abgeschottet, ich denke, dass er nie darüber hinweggekommen ist.»

Seit diesem Tag, sagen sie bei United, habe Charlton in jedem Spiel für seine «gefallenen Kollegen» gekämpft. All seine Erfolge hätten ihn dabei «nie verändert», betonte Sir Alex Ferguson, den Charlton 1986 zum United-Teammanager machte. Charlton sei der, der er immer war, ein Gentleman, «ruhig, schüchtern - und das ist fantastisch».

An Charltons Seite stand stets seine Frau Lady Norma. Wenn er als United-Direktor oder im Kampf gegen Landminen öffentlich auftrat, zuppelte sie ihm die Krawatte zurecht oder ordnete das Besteck. «Dieses Mädchen», sagte Ferguson, «war sein Fels, sein ganzes Leben lang, sie ist eine unglaubliche Person. Das ist eine wunderbare Partnerschaft.»

Nun hinterlässt Charlton nicht nur Norma, sondern auch die gemeinsamen Töchter Suzanne und Andrea sowie drei Enkelkinder. Und eine Fussballnation in tiefer Trauer. (sid)

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