notifications
PREMIUM

Eishockey, Story Travis Green

Damit die Schweiz an einer WM eine Medaille gewinnt, muss alles stimmen. Auch deshalb wird für den Karjala Cup in Turku der langjährige NHL-Trainer Travis Green als Berater herbeigezogen.

Nationaltrainer Patrick Fischer und Green kennen sich schon lange. Sie haben in der Saison 2007/08 gemeinsam beim EV Zug gespielt. Seither sind sie in Kontakt geblieben. Green wurde im Dezember 2021 in der fünften Spielzeit als Headcoach der Vancouver Canucks entlassen. Sein Ziel ist, einen neuen Job in der NHL zu erhalten. Bis dahin nutzt er die Zeit, sich weiterzuentwickeln. Deshalb sagte er zu, als Fischer ihn fragte, ob er sich ihnen für den Karjala Cup anschliessen würde.

Green sass in Turku mit den Coaches zusammen, mit Spielern sprach er nur vereinzelt, beispielsweise mit Andres Ambühl, gegen den er noch gespielt hatte. "Wir tauschten verschiedene Gedanken aus, über die Partien, über das Coaching der Spieler", erzählt der 51-Jährige im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Ein guter Umgang mit den Spielern sei heute wichtiger als früher, sie zu verstehen, mit ihnen sowohl in guten als auch in schlechten Phasen zu kommunizieren. "Die neue Generation möchte Antworten. Manchmal wollen sie das Warum vor dem Wie wissen."

Entscheidend ist für Green zudem, dass ein Trainer sein Amt leidenschaftlich ausübt. "Er muss es lieben, die Spieler, das Team besser zu machen. Der Job darf sich nicht wie Arbeit anfühlen. Dann werden die Spieler angesteckt. Der Wille und die Leidenschaft machen den Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren aus." Wichtig sei zudem, dafür zu sorgen, dass die Spieler die Partien geniessen können. "Ich liebte Coaches, die es mir erlaubten, Spass zu haben."

Von den Auftritten der Schweizer in Turku war Green beeindruckt. "Es ist eine schnelle Truppe. Ich mag, wie 'Fischi' (Patrick Fischer) sie spielen lässt, wie er sie pusht, wie er sie trainiert." Green ist zu "100 Prozent" überzeugt davon, dass die Schweiz eine WM-Medaille holen kann. Dies auch deshalb, weil Fischer den Spielern den Glauben daran eingepflanzt habe. "Wenn man eine Medaille holen will, muss man darüber sprechen und das Ziel akzeptieren. Jede erfolgreiche Mannschaft glaubt daran, gut genug zu sein, um gewinnen zu können", sagt Green. Das sei beim Schweizer Team nun auch der Fall.

Zudem hebt er die vielen grossartigen Schweizer Spieler in der NHL hervor. Nino Niederreiter, Sven Bärtschi und den aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Luca Sbisa kennt er schon lange. Mit ihnen hatte er beim Juniorenteam Portland Winterhawks zu tun. "Ich genoss es, sie wachsen zu sehen." Eine weitere Zusammenarbeit mit dem Schweizer Team kann er sich durchaus vorstellen, falls er keinen neuen Trainerjob erhält. "Wir werden sehen, wohin der Weg führt."

Fischer jedenfalls hätte nichts dagegen. "Es ist sehr wertvoll, jemanden zu haben, der das Ganze von aussen betrachtet, der es vielleicht etwas anders sieht, auch bezüglich der Spieler eine zweite Perspektive zu erhalten, kann es doch sein, dass man sich in einen Spieler ‘verliebt’ hat. Wir redeten über fast sämtliche taktische Situationen, sprachen darüber, wie er Spieler herausfordert, wie er kommuniziert. Ich bekam gute Inputs. Ich schätze ihn sehr. Er denkt so wie ich - nämlich, dass es keinen anderen Weg gibt, als an sich zu glauben. Ich erhielt die Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein."

Wer weiss, vielleicht ist Green das fehlende Puzzleteil für den zweite WM-Medaillengewinn in der Ära Fischer nach Silber 2018. (sda)

Kommentare (0)