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Sport

Ein zukünftiger Böser: Der Obwaldner Kevin von Wyl strebt am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag einen Spitzenplatz an

Bei seinem zweiten Kranzfest kam der Obwaldner Kevin von Wyl bereits in die Nähe der Kranzränge. Am Sonntag tritt der 17-Jährige am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag (ENST) in Schwarzenburg an. Der Technische Leiter traut ihm viel zu.
Der 17-jährige Kevin von Wyl gehört zu den Stärksten seines Jahrgangs.  (Bild: René Burch (Baar, 27. Juni 2021))
Ende Juni gewann Kevin von Wyl den Innerschweizer Nachwuchsschwingertag in Baar.  (René Burch (Baar, 27. Juli 2021))

Claudio Zanini

Claudio Zanini

Der Eidgenössische Nachwuchsschwingertag (ENST) hat noch keine allzu grosse Geschichte, es ist erst die sechste Ausgabe, die morgen in Schwarzenburg, im Berner Mittelland ausgetragen wird. Trotzdem stellt dieses Schwingfest gewissermassen die kommenden Grössen vor. Auf der Siegerliste stehen Namen wie Kilian Wenger, Samuel Giger, Joel Wicki oder Remo Käser. Sie alle konnten zu Beginn ihrer Laufbahn einen Kategoriensieg landen. Und sie alle schafften es in der Folge an die nationale Spitze bei den Aktiven. Einmal böse, immer böse. Wer bei den Kleinen dominiert, schafft das auch bei den Grossen, so die Verheissung.

Einen solchen Weg hat auch Kevin von Wyl im Hinterkopf. Er wohnt in Sachseln und gehört zum Schwingklub Sarnen. Im Juni ist er 17-jährig geworden. Doch wenn er spricht, unterscheidet er sich kaum von einem erfahrenen Spitzenschwinger. Er sagt: «Ich gehe locker auf dieses Schwarzenburg. Abgerechnet wird am Abend. Mal sehen, ob ich um den Festsieg mitschwingen kann.» Nur schon ein Zweig wäre schön, fügt er hinzu. Es gibt Zweige bei den Jungschwingern – statt Kränze. Von Wyl geht in der Kategorie des Jahrgangs 2004 an den Start. Beim ENST gibt es jeweils drei Kategorien, in diesem Jahr sind es die Jahrgänge 2004, 2005 und 2006. Weil das Fest wie das Eidgenössische der Aktiven im Dreijahresrhythmus stattfindet, können die Jungschwinger nur ein einziges Mal mitmachen. Das macht die Teilnahme noch etwas spezieller.

Die 45 selektionierten Innerschweizer reisen bereits am Samstag nach Schwarzenburg und übernachten dort. Rund um die Schwingplätze werden am Sonntag vier Tribünen stehen, 3500 Zuschauer werden erwartet, vor so vielen Menschen hat auch Kevin von Wyl noch nie geschwungen. Seine Eltern, seine beiden älteren Schwestern und ein Onkel werden im Publikum sitzen. «Ich werde die Zuschauer wohl nicht wahrnehmen. Während der Gänge bin ich im Tunnel, da blende ich alles andere aus.»

Er bekommt den stärksten Gegner

Christian Durscher, der Technische Leiter des Innerschweizer Nachwuchses, sagt, es gäbe «keine absoluten Siegesanwärter» in seinem Team. Im Jahrgang 2004 würde er aber Kevin von Wyl und dem Schwyzer Lukas Heinzer «am ehesten» einen Platz an der Spitze zutrauen. Dass Von Wyl stark eingestuft wird, zeigt auch die Einteilung des ersten Gangs. Ausgerechnet er muss gegen den einzigen Schwinger im Teilnehmerfeld antreten, der bereits bei den Aktiven einen Kranz gewinnen konnte. Sein Gegner heisst Gian-Maria Odermatt. Der Zürcher hat im Juni am Schaffhauser Kantonalen erstmals Eichenlaub gewonnen.

Kevin von Wyl braucht sich diesbezüglich aber nicht zu verstecken. Am vergangenen Sonntag beim Ob-/Nidwaldner Kantonalfest in Giswil verpasste er bei seinem zweiten Kranzfesteinsatz das begehrte Eichenlaub nur um einen Viertelpunkt. Von Wyl hatte drei Siege mit Maximalnote, einen Gestellten mit 9 Punkten und zwei Niederlagen auf dem Notenblatt. Seine Stärke ist sein enormer Kampfgeist. Er sagt:

«Ich gebe nicht auf, wenn ich einen Gang verliere. Und ich glaube, ich kann mich mental gut auf meine Gegner einstellen.»


Die mentale Stärke wird er benötigen. Seine sportliche Karriere parallel zur beruflichen Laufbahn voranzutreiben, verlangt ihm viel ab. Soeben hat er sein zweites Lehrjahr zum Landwirten begonnen, die Schule befindet sich in Giswil, der Lehrbetrieb in Alpnach, sein Zuhause in Sachseln. Er pendelt andauernd hin und her mit dem Töff. Hinzu kommen zwei Schwingtrainings pro Woche und einmal Krafttraining. Von Wyl betont, dass die Schule nach wie vor Priorität habe. Aber die sportliche Karriere, in der er einmal einen Eidgenössischen Kranz gewinnen will, sei sein Traum. Er könnte an diesem Sonntag den Grundstein dafür legen.

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