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Nationalmannschaft

Ein missglückter Abstecher als Prüfstein

Der unglücklich verlaufene Kurztripp der Nationalmannschaft von Doha nach Abu Dhabi provoziert die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Yann Sommer zeigt bei seinem Comeback ungewohnte Schwächen.
Bild: KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Es begann mit einem kurzfristigen Stadionwechsel, beinhaltete einen chaotischen Transfer in der rappelvollen Holzklasse der Egypt Air ohne Corona-Vorkehrungen und erzwang eine aus der Not geborene Formation, die in einem Resultat mündete, das auch unter den besonderen klimatischen Herausforderungen nicht budgetiert war: Der Abstecher der SFV-Auswahl in die Vereinigten Arabischen Emirate stellt die SFV-Auswahl im Vorfeld der WM auf die Probe.

So chaotisch die Anreise war, die in der Mannschaft für Irritationen sorgte, so uninspiriert war die Leistung der Mannschaft in der brütenden Hitze. Nach munterem Beginn liessen die Schweizer rasch nach. In der Folge hatte Ghana, als Nummer 61 im FIFA-Ranking der am tiefsten eingestufte WM-Teilnehmer, weitestgehend die Oberhand.

Wie die Spieler und Trainer Murat Yakin im Nachgang einräumten, stellten die deutlich höheren Temperaturen als normalerweise in dieser Region um diese Jahreszeit (33 Grad statt 28 Grad) eine besondere Herausforderung dar. Ungeachtet dessen offenbarten die personellen Rochaden ein bekanntes Manko des ambitionierten Nationalteams: die im Vergleich zu den internationalen Topnationen fehlende Breite im Kader. Wie in den Nations-League-Partien im Juni zeigte sich, dass der Substanzverlust gross ist, wenn Leistungsträger ausfallen.

Randnotiz oder Ursprung?

Noch gibt es keinen Grund zur Besorgnis. Sollte es bei diesem einen Fehltritt bleiben, den sich das Nationalteam an der fragwürdigen WM in Katar leistet, wird die Angelegenheit als Randnotiz in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Wenn die WM aber misslingt, könnte er als Auslöser für die negative Strömung herhalten.

Nach dem Hoch im September steht die Mannschaft auf dem Prüfstein. Die Angelegenheit kann als guter Test dienen für die Standfestigkeit dienen: in Bezug auf den bislang glaubwürdig vorgelebten aussergewöhnlich guten Teamgeist und den Umgang mit den über die mindestens drei Wochen zwangsweise auftretenden und kaum vermeidbaren Abweichungen vom Wunschszenario.

Murat Yakin scheint für Anekdoten wie Abu Dhabi genau der richtige Trainer zu sein. Der Nationalcoach lächelte Bedenken über allfällige negative Folgeerscheinungen der 0:2-Niederlage mit seiner ureigenen Souveränität und Gelassenheit weg. Er betonte, dass es im einzigen Testspiel vor der WM um einiges ging, nur nicht um das Resultat. Mit Blick auf die zum ersten Mal geprobte Dreierkette und vielen Umstellungen im Spiel vermittelte er den Eindruck, als würde er mit einer Trial-and-Error-Methode seine taktischen Optionen ausloten. "Es war ein Versuch. Wir haben ja die Gewissheit, dass die Viererkette funktioniert und kennen unsere Stärken", sagte er.

Spaghetti zum Zmorge

Als wertvoll erachtete Yakin die Partie gegen Ghana auch deshalb, weil man die veränderten Abläufe mit der frühen Anspielzeit gegen Kamerun um 14.00 Uhr durchspielen konnte. "Es ist schon etwas anderes. Spaghetti um 9.00 Uhr morgens, das ist ungewohnt", hielt Yakin fest. Hingegen dürfte die Hitze gegen Kamerun ein geringerer Faktor sein, weil es im Al-Janoub-Stadion ein ausfahrbares Dach gibt und die Temperatur mit dem Kühlsystem gesteuert werden kann.

Zum Positiven gehörte auch, dass der Fusspatient Yann Sommer sein Comeback geben konnte (während Ricardo Rodriguez aufgrund einer noch nicht ganz verheilten Prellung noch geschont wurde). Allerdings hinterliess die Schweizer Nummer 1 im Tor einen zwiespältigen Eindruck. Bei beiden Gegentoren verhielt er sich passiv.

Ob Sommer beim Einschreiten aus Vorsichtsgründen zögerte, ob das Risiko einer erneuten Verletzung noch gross ist oder ob ihm nach der einmonatigen Wettkampfpause das Gefühl für das richtige Timing fehlte, ist nicht überliefert. "Alles gut", meinte Sommer gegenüber dem Schweizer Fernsehen. Weitere Interviews gab er nicht, um das Fussgelenk schnellstmöglich zu behandeln. Das Goalietraining am Freitag liess er aus.

Die Schweiz fragt sich damit: Steht am 24. November gegen Kamerun ein topfitter Yann Sommer im Schweizer Tor? Oder steckt mehr hinter der freitäglichen Bekanntgabe, dass Gregor Kobel die Nummer 2 in der Goalie-Hierarchie ist? (sda)

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