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Tennis

Drei Jahre nach Roger Federer: Hüsler durrchbricht Durststrecke und schnappt sich ersten ATP-Titel

Marc-Andrea Hüsler gewinnt das Endspiel beim ATP-250-Turnier in Sofia gegen den Dänen Holger Rune 6:4, 7:6. Es ist der grösste Erfolg in der Karriere des 26-jährigen Zürchers.

Marc-Andrea Hüsler bleibt bei seinem ATP-Finaldebüt eiskalt und schnappt sich in Sofia den Titel.
Bild: Keystone

Es gab Zeiten im Männertennis, in denen Roger Federer und Stan Wawrinka mit einer Regelmässig- und Selbstverständlichkeit Endspiele auf ATP-Stufe bestritten. Doch die Schweizer Tennisfans mussten sich zuletzt in Geduld üben. Der kürzlich zurückgetretene Federer vertrat bei seinem allerletzten Karrieretitel im Oktober 2019 in Basel letztmals die Schweizer Farben in einem ATP-Final. Marc-Andrea Hüsler (ATP 95) beendete am Sonntagnachmittag diese Durststrecke.

Der 26-jährige Zürcher gab sich in seinem Premieren-Endspiel beim ATP-250-Turnier in Sofia gleichwohl nicht allein mit dem Erreichen der Schlussrunde zufrieden und vollendete die Woche mit dem grössten Erfolg seiner Karriere: Hüsler schlug den Dänen Holger Rune (ATP 31) nach 1:41 Stunden 6:4, 7:6 (10:8).

«Es ist unfassbar. Ich habe ein tolles Match gespielt. Nun habe ich kaum Worte, um das Geschehene zu beschreiben. Ich habe einfach versucht, Tennis zu spielen und fokussiert zu bleiben. Ich bin so froh, dass ich es geschafft habe. Die Offensive und das Netz habe ich ständig gesucht, war gegen den Schluss aber ziemlich nervös. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals ein ATP-Turnier gewinne – ich bin begeistert!», so der Turniersieger im Platzinterview.

Hüsler cool, Rune mit Wutausbruch

Beeindruckend war vor allem, mit welcher Gelassenheit der Schweizer, der Anfang Juli in Wimbledon erstmals in einem Hauptfeld eines Grand Slams figuriert hatte, in der bulgarischen Hauptstadt agierte. Gleich im ersten Game nahm Hüsler seinem 19-jährigen Kontrahenten den Aufschlag ab. Auch bei heiklen Situationen, wie beispielsweise beim Stand von 3:2 und 30:40 bei eigenem Service, liess sich der 26-Jährige nicht aus der Ruhe bringen. Den eigentlich bereits verlorenen Breakball, der zum spektakulärsten Ballwechsel der Partie avancierte, wehrte der 1,96 Meter grosse Zürcher am Netz mit seiner Reaktionsschnelligkeit ab.

Kurz darauf verlor der dänische Youngster die Contenance und zusätzlich den Schläger aus den Händen. Ganz anders die Gemütslage auf der anderen Seite. Wie gut Hüsler mit Druck umgehen kann, hatte er unter anderem im Viertelfinal gegen den Polen Kamil Majchrzak (APT 119) bewiesen, als er sich mit zwei Matchbällen konfrontiert sah. Nach 35 Minuten verwertete der Aussenseiter den Satzball und krallte sich den ersten Durchgang.

Hüsler, der zwölfte Schweizer, der jemals die Top 100 der Weltrangliste knackte, hätte im zweiten Durchgang beinahe den gleichen Start wie im ersten erwischt. Doch die drei Möglichkeiten auf einen Servicedurchbruch musste er diesmal verstreichen lassen.

Variables Spiel

Zwischen Hüsler und Rune entwickelte sich ein hochklassiger Final. Der Schweizer überraschte den Dänen immer wieder mit seiner Variabilität: Asse, Netzspiel, Slice, Stoppbälle und hart geschlagene Winner. Der Finaldebütant packte alles aus, trotz seines risikoreichen Spiels unterliefen ihm lediglich neun unerzwungene Fehler.

Damit brachte er Rune an den Rand der Verzweiflung. Die beiden einzigen Breakbälle, die sich dem 19-Jährigen im 2. Satz beim Stand von 5:6 boten, wehrte der Schweizer ab und rettete sich ins Tiebreak. In diesem behielt er trotz zwei weiterer Satzbälle das bessere Ende für sich, verwertete den ersten Matchball und sank auf dem Platz ungläubig zu Boden.

Der Schweizer räumte auf dem Weg zum Titel namhafte Gegner wie Pablo Carreño Busta (ATP 14), Lorenzo Musetti (ATP 30) und zuletzt den vielversprechenden Youngster Rune aus dem Weg. Im Ranking wird er am Montag auf Position 64 zu finden sein. So gut wie noch nie in seiner Karriere.

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