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Sport

Die Zuger 400-Meter-Läuferin Silke Lemmens ist endgültig in der Elite angekommen

Silke Lemmens aus Baar vertritt die Zentralschweiz in der 23-köpfigen Schweizer Equipe an den Hallen-Leichtathletik-EM in Polen.
Silke Lemmens beim 400-m-Sieg an den Schweizer Hallenmeisterschaften in Magglingen. (Ulf Schiller/Athletix.ch (21. Februar 2021))

Jörg Greb

Silke Lemmens (21) misst sich erstmals bei der Elite an einem internationalen Grossanlass. Bisher brachte sie es zu zwei Nominationen im Nachwuchs, jeweils in einer Staffel. «Diese Hallen-EM über 400 m ist etwas anderes», sagt sie und verdeutlicht den Wert:

«Mega cool zu dieser Chance zu kommen, bei der es nur auf mich ankommt.»

Auf Zufall basiert die Selektion keineswegs. Mit ihrer Hallen-Bestmarke von 53,37 Sekunden unterbot sie die Limite von 53,75 klar. Sie ist bei sämtlichen vier Hallenrennen des Winters unter dem geforderten Wert geblieben. Lemmens Entwicklung ist beeindruckend. Sie sagt: «Ich bin schon im Sommer viel schneller geworden, jetzt aber glückte ein weiterer Schritt nach vorn.» Bis auf 27 Hundertstel näherte sie sich ihrer Freiluftbestmarke, mit der sie vergangenen September zum ersten Schweizer-Meister-Titel gelaufen war. Hallenzeiten sind der engen Kurvenradien wegen länger. Und ein weiteres Indiz, das für sie und ihre Fortschritte spricht: Ihr Hallen-Saison-Durchschnitt ist deutlich besser als jener des vergangenen Sommers.

Als 400-m-Läuferin sieht sich Silke Lemmens erst seit gut einem Jahr. Als sie im Oktober 2018 vom LK Zug zum LC Zürich und in die Gruppe von Europameister-Trainer Flavio Zberg wechselte, zeichnete sie sich durch ihre Schnelligkeit als Sprinterin aus.

Geniessen, Erfahrung sammeln, Rekord laufen

Nach einem Jahr in Zürich begann sie sich mit der Langsprint-Distanz anzufreunden. Ihre langen Beine, ihre Körpergrösse, der lange Schritt schienen dafür prädestiniert. «Am Anfang war das schon eine sehr anstrengende Sache», erinnert sie sich. Die immer schwereren Beine, das Laktat in den Muskeln, die nicht enden wollende Zielgerade forderten Kopf wie Körper. Und verbunden war dies mit einem anderen Laufen. Einteilen war nun gefragt. Im Maximaltempo loslegen sollte kein Erfolgsrezept mehr darstellen. Mittlerweile hat die Wirtschaftsstudentin an der Uni Zürich aber höchsten Gefallen gefunden am Taktieren, Einteilen und am Kämpfen. Sie findet:

«Die 400 m sind eine extrem spannende Disziplin», findet sie.

Und die aktuelle Konstellation behagt ihr – trotz oder gerade wegen Corona. In der hochkarätigen Langsprint-Gruppe von Zberg sieht sie sich in jedem Training gefordert und gefördert. An den wöchentlich drei Trainingseinheiten im Zürcher Letzigrund trifft sie auch auf Agne Serskniene, die litauische Rekordhalterin und EM-Finalistin. Sie ist ihr zeitlich und punkto Erfahrung einiges voraus (52,12 in dieser Hallensaison). Mit der 400-m-Hürdenläuferin Yasmin Giger sowie Ricky Petrucciani, William Reais (beide auch an der EM) sowie Langhürdenspezialist Dany Brand ist die Qualität der Arbeit ebenfalls gegeben.

Silke Lemmens fühlt sich bereit, um sich mit den Besten Europas zu messen. Bewusst ist sie sich aber auch, dass es ganz nach vorne noch nicht reichen wird. In der äusserst kompetitiven Disziplin ist ihre Teamkollegin Lea Sprunger als Titelverteidigerin von den aktuellen Bestzeiten (52,22) her lediglich die Nummer 6 der Entry List. Silke Lemmens kümmert das wenig. Sie hat sich vorgenommen: «Für mich zählt meine Leistung. Ich will geniessen, Erfahrung sammeln und wenn möglich eine persönliche Bestzeit aufstellen.» Vom U23-Schweizer-Rekord (Giger) übrigens trennen sie nur noch 36 Hundertstel.

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