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Fussball-WM

Australien feiert seine Matildas und Premierminister Albanese stösst mit Feiertags-Vorschlag auf Kritik

Australien macht die WM immer mehr zur Party in eigener Sache. Sam Kerr und Co. stehen erstmals im Halbfinale, der nächste Gegner verspricht eine packende Partie.
Australien bejubelt den Einzug in den WM-Halbfinal.
Bild: Darren England / EPA

Premierminister Anthony Albanese umarmte noch auf dem Spielfeld Superstar Sam Kerr und andere Fussballerinnen. «Ich bin so stolz und das ist ganz Australien. Ihr Vermächtnis wird noch die nächsten Jahre weiterleben», sagte der Labor-Politiker im Stadion von Brisbane über die Spielerinnen des Mit-Gastgebers. Der Freudentaumel nach dem Halbfinal-Einzug der Matildas bei der Weltmeisterschaft hat das ganze Land erfasst.

Nach einem nervenaufreibenden Rekord-Elfmeterschiessen mit insgesamt 20 Akteurinnen am Samstag gegen Frankreich (7:6) fordert das Team um Chelsea-Profi Kerr nun am Mittwoch (12.00 Uhr MESZ) in Sydney Europameister England. Bei der Pressekonferenz nach dem Viertelfinale brach eine Reporterin sogar in Tränen aus, als sie Tony Gustafsson fragte, ob er wisse, dass sein Team ein ganzes Land glücklich gemacht habe. «Du bringst mich jetzt auch zum Weinen», sagte Australiens Coach und musste sich erst mal kurz sammeln.

Tony Gustafsson führte die «Matildas» in den Halbfinal.
Bild: Darren England / EPA

Der 49 Jahre alte Schwede war «so unglaublich stolz» auf sein Team. «Der Mut, die Courage, die alle gezeigt haben, ist unfassbar.» Er habe seinen Spielerinnen vorher gesagt: «Hier geht es nicht um die Medaille, hier geht es um das Herz, das schlägt.»

Feiertag bei Finaleinzug?

Die Matildas reissen jedenfalls immer mehr Menschen mit. Komikerin Rebel Wilson feierte mit vielen Tausend beim Fan-Fest in Sydney. Sie hatte extra einen Dreh in den USA unterbrochen. «Was für ein unglaublicher Sieg!!!», schrieb sie. «Absolut atemraubende Ladies!!» Schauspielerin Nicole Kidman postete ein Foto der jubelnden Matildas. Tim Cahill, Australiens Fussball-Legende bei den Männern, zeigte ein Herz in Grün und eines in Gelb und ist ebenfalls «so stolz». «Geht weiter voran und inspiriert die Nation», meinte der Rekordtorschütze der Aussies.

Auch Premierminister Anthony Albanese ist im Fussballfieber.
Bild: Lukas Coch / EPA

Premierminister Albanese will sich sogar dafür einsetzen, dass es einen einmaligen Feiertag geben soll - falls die Australierinnen ins Finale am 20. August in Sydney kommen und gewinnen. Der 60 Jahre alte Politiker stösst dabei aber auf Widerstand in der Industrie und bei der früheren Nationaltorhüterin Melissa Barbieri.  «Albanese redet ständig von diesem verdammten Feiertag. Wie wäre es, wenn Sie unseren Sport richtig finanzieren?», schrieb Barbieri auf der Online-Plattform X, die bislang unter dem Namen Twitter bekannt war.

Sam Kerr war dieses Mal unter grossem Jubel bereits nach 55 Minuten als Joker gekommen. Das für sie so unglücklich begonnene Turnier verwandelt sich für die 29-Jährige inzwischen in eine Traumreise. «Sie hat das Spiel gedreht», lobte später Gustafsson. Die Stürmerin hatte aufgrund einer Wadenverletzung in der Vorrunde gefehlt.

England erkämpft Sieg gegen Kolumbien

Auch die Engländerinnen durften sich nach ihrem Halbfinal-Einzug gross feiern lassen. Ein Jahr nach dem EM-Triumph in Wembley gegen Deutschland hofft das Team von Sarina Wiegman, der einzig verbliebenen Trainerin im Turnier, weiter auf den ersten WM-Titel ihrer Fussballerinnen. Die Lionesses hatten beim 2:1 (1:1)-Erfolg in Sydney aber mächtig zu kämpfen mit Kolumbien, das in der Vorrunde mit seinem 2:1 mit für das frühe WM-Aus der DFB-Frauen gesorgt hatte.

«Natürlich in ich sehr, sehr glücklich, dass wir eine weitere Woche hier sein dürfen. Und ich bin wirklich stolz auf das Team. Die Spielerinnen haben einen grossartigen Job gemacht», meinte eine geschaffte Wiegman.

Sarina Wiegman coacht die «Lionesses».
Bild: Rick Rycroft / AP

Von den «Goalden Girls» schrieb bereits der «Sunday Express» in der Heimat. Der «Guardian» verwies auf den harten Kampf gegen Kolumbien. «Das war eine fiese, brutale Sache: 114 Minuten Sport als Krieg, ein Test nicht nur des Könnens, sondern des Willens, nicht nur des Einfallsreichtums, sondern auch der Leidensfähigkeit», befand die Zeitung. «So spielen Champions nicht. Aber so gewinnen Champions. Wo Deutschland, Frankreich, Japan und die USA scheiterten, hat England durchgehalten.» (dpa)

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