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Radsport

8 Zähne, Kiefer und Gehörgänge gebrochen: Marlen Reusser wird nach Sturz an der Flandern-Rundfahrt operiert 

Bei der Flandern-Rundfahrt stürzte Marlen Reusser schwer. Sie muss am Dienstag operiert werden. Der grosse Gewinner bei den Männern heisst Mathieu van der Poel.
Marlen Reusser auf dem Krankenbett im Inselspital in Bern mit einem Smoothie.
Bild: Instagram / Marlen Reusser

Die Schweizer Topfahrerin Marlen Reusser hatte bei der Flandern-Rundfahrt grosses Pech. Nach zehn Kilometern war die Bernerin in einen Sturz verwickelt. «Eine Fahrerin stürzte vor mir und ich hatte keine Chance, auszuweichen», so Reusser, die danach heftig stürzte. Nach einer ersten Untersuchung in Belgien, reiste sie noch am Sonntag zurück in die Schweiz, wo im Inselspital in Bern die niederschmetternde Diagnose folgte: Kieferbruch, dazu auch beide Gehörgänge sowie acht Zähne gebrochen.

Bereits am Dienstag wird die 32-Jährige operiert. Rund vier Wochen lang muss sie danach Schienen tragen. «Es geht mir gut und ich bin guter Dinge, dass ich bald wieder ganz gesund bin», so die dreifache Zeitfahr-Europameisterin. In den sozialen Medien fragt sie nach guten Rezepten für Smoothies und schreibt dazu: «Im Moment schwierig: Lachen, Essen und Reden.» Wie lange Marlen Reusser ausfallen wird, ist noch unklar. Die beiden grossen Jahresziele, die Olympischen Spiele und die Heim-WM, sollten aber nicht gefährdet sein.

Schweizer mit Sturzpech

Auch die Schweizer Männer hatten bei der Flandern-Rundfahrt kein Glück.
In einen Sturz verwickelt war auch der Thurgauer Stefan Küng. Nach den Rängen 5 und 6 aus den letzten beiden Austragungen hatte er sich gute Chancen ausgerechnet. Schliesslich hatte er am Mittwoch beim Halbklassiker «Quer durch Flandern» seine gute Form mit dem dritten Rang unter Beweis gestellt. Doch Küngs Hoffnungen auf einen Überraschungserfolg zerschlugen sich 82 Kilometer vor dem Ziel in einem Massensturz. Zwar konnte er in der Folge mit einem blutenden Knie weiterradeln, doch eine Topklassierung war damit dahin. Schliesslich erreichte er nur noch den 41. Rang.

Und so ist die Schweizer Bilanz der Flandern-Rundfahrt eine Enttäuschung. Als bester Schweizer klassierte sich Stefan Bissegger auf Platz 36, Fabio Christen wurde 46., Fabian Lienhard 63. Marc Hirschi, Silvan Dillier und Johan Jacobs erreichten das Ziel nicht.

Van der Poel dominiert beeindruckend

Wenn die Wetterbedingungen schwierig sind, dann ist Mathieu van der Poel nicht zu schlagen. Das zeigt der niederländische Ausnahmekönner bei der Flandern-Rundfahrt auf eindrückliche Art und Weise. «Es ging heute nur ums Überleben. Es war durch das Wetter die härteste Ronde, die ich je gefahren bin», sagt der Weltmeister. «Ich bin völlig im Eimer.» Er erreichte das Ziel in Oudenaarde nach 270,8 Kilometern überlegen als Solist und siegte wie schon 2020 und 2022. Neben dem 29-Jährigen haben es erst sechs andere Fahrer geschafft, «De Ronde» dreimal zu gewinnen. Darunter der Schweizer Fabian Cancellara, der das Rennen 2010, 2013 und 2014 gewann. Der 29-Jährige hat wohl noch einige Möglichkeiten, um sich zum alleinigen Rekordsieger zu krönen.

Mathieu van der Poel gewinnt souverän die Flandern-Rundfahrt.
Bild: Frederic Sierakowski / EPA


Van der Poel war nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden seines grossen Konkurrenten Wout van Aert und dem Verzicht von Titelverteidiger Tadej Pogacar als grosser Favorit ins Rennen gestiegen. Diesen Erwartungen wurde er mehr als gerecht. Die entscheidende Attacke gelang ihm 45 Kilometer vor dem Ziel am gefürchteten Koppenberg. Das Kopfsteinpflaster war im Regen beim bis zu 22 Prozent steilen Anstieg beinahe unfahrbar geworden. Doch der Quer- und Strassen-Weltmeister van der Poel blieb als einer der wenigen auf dem Rad und hängte so die Konkurrenz ab. Schliesslich erreichte er das Ziel mit einem Vorsprung von über einer Minute. Zweiter wurde der Italiener Luca Mozzato, Dritter der Deutsche Nils Politt. Van der Poel zeigte sich glücklich: «Flandern im Weltmeister-Trikot zu gewinnen – da ist ein Traum wahr gewonnen.»

Belgische Fans verpassen Sieger Bierduschen

Während der Fahrt hatte der Niederländer, der in Belgien geboren wurde, jedoch immer wieder mit Anfeindungen zu kämpfen. So zeigen Videos, dass er am belgischen Nationalfeiertag von einigen Zuschauern auch eine Bierdusche erhielt. «Ich war darauf konzentriert, das Rennen zu gewinnen», sagte van der Poel hinterher. «So was interessierte mich deshalb eher weniger.» Auch sonst waren die Fans während des Rennens ein Thema. So wurden wohl zwei Stürze auch durch zu nahe stehende Fans verursacht.

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