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Steil hinauf mit Bertrand Piccard

Im Jahr 2024 werden wir wahrscheinlich mehr Klimaauswirkungen erleben als je zuvor, gleichzeitig werden wir aber auch Rekordfortschritte bei den Klimaschutzmassnahmen sehen. Sollten wir also hoffnungsvoll oder besorgt ins neue Jahr starten?

Klimaschutzmassnahmen, zum Beispiel erneuerbare Energien, werden viel schneller umgesetzt als vorhergesagt. Das scheint ein Grund zum Feiern zu sein. Gleichzeitig bewegen wir uns aber immer noch nicht schnell genug und erreichen nicht die Ziele, die wir erreichen müssen, um die Erwärmung unter 1,5 °C zu halten. Obwohl wir also mehr erreichen, als wir dachten, bleiben wir immer noch hinter dem zurück, was wir tun müssen. Im Jahr 2015 wurde beispielsweise ein Anstieg der Treibhausgasemissionen um 16 Prozent für das Jahr 2030 prognostiziert. Dank all der Massnahmen, die wir in den letzten acht Jahren ergriffen haben, wird heute für 2030 ein Anstieg von nur 3 Prozent vorhergesagt. Um jedoch eine Erwärmung um mehr als 1,5 °C zu verhindern, müssen die Emissionen bis 2030 um 42 Prozent sinken! Wir haben also noch einen langen Weg vor uns.

Der Weg scheint uns so lang, weil wir Menschen uns Entwicklung als gleichmässig ansteigende Gerade linear vorstellen. Was viele von uns nicht wissen, ist, dass wir in einer Welt des exponentiellen Wachstums leben. Fast alles folgt heutzutage einer Exponentialkurve: einem langsamen Start, gefolgt von einem Wendepunkt und dann einem sehr schnellen (fast senkrechten) Anstieg. Ein gutes Beispiel, an dem wir das erlebt haben, ist der Kommunikationssektor, die Nutzung von Mobiltelefonen, Internet, sozialen Medien und sogar von SMS. Alle begannen sehr langsam, aber nach dem Sattelpunkt begann fast jeder innerhalb kürzester Zeit, die Technologie zu nutzen. Auch die Solar- und die Windenergie haben diesen Sattelpunkt überschritten und wachsen daher viel schneller, als wir vorhergesagt haben. Sie sind in den meisten Ländern die billigsten verfügbaren Energiequellen geworden, sodass wir hier keinen höheren Preis mehr für den Klimaschutz zahlen müssen.

Eine Herausforderung, mit der wir derzeit konfrontiert sind, besteht darin, mit neuen nachhaltigen Technologien auf dem Laufenden zu bleiben. Es gibt Technologien, die besser für die Umwelt sind, die preislich mit der aktuellen Technologie konkurrieren können und die unser Leben einfacher machen. Es gibt keine Nachteile, nur Vorteile. Alles, was wir tun müssen, ist, diese Technologien zu finden und sie zu nutzen. Um diesen Prozess zu beschleunigen, hat Bertrand Piccard die Stiftung «Solar Impulse» ins Leben gerufen, die bereits über 1500 solcher Lösungen gefunden hat (www.solarimpulse.com). Bertrand Piccard weiss jedoch, dass wir als Menschen und Unternehmen Veränderungen an sich nicht mögen und manchmal nur langsam bereit sind, Altes für Neues aufzugeben. Damit sich diese Technologien schneller verbreiten, wendet er sich nicht nur an die Unternehmen, welche diese anwenden könnten, sondern auch an Regierungen und fordert diese auf, Gesetze zu erlassen, welche die Unternehmen verpflichten, diese neuen Technologien einzusetzen. Eine Strategie, die hoffentlich wirkt.

Auch die Klimaauswirkungen verlaufen leider auf einer exponentiellen Kurve. Das ist sehr beängstigend. Die Hitzekuppel Ende Juni 2023 in Kanada oder die Überschwemmungen in Pakistan im Sommer davor überraschten auch mich. Klimaauswirkungen, von denen ich dachte, dass wir sie erst in ein paar Jahren oder Jahrzehnten sehen würden, sind jetzt schon da. Die einzige Möglichkeit, diese Exponentialkurve zu verlangsamen, besteht darin, die Exponentialkurve der Klimaschutzmassnahmen zu beschleunigen. Dazu brauchen wir kollektives Klimahandeln. Es ist ganz einfach: Wir brauchen mehr Menschen, die mehr Massnahmen ergreifen. Jede Aktion und jede Person, die eine Aktion durchführt, trägt zur Exponentialkurve bei, und wenn andere durch Ihre Aktionen inspiriert werden und ebenfalls handeln, gibt es einen Multiplikationseffekt. Fassen Sie also noch heute den Entschluss, in diesem Jahr mehrere Klimaschutzmassnahmen zu ergreifen, und helfen Sie mit, dass 2024 ein Jahr wird, in dem wir im positiven Sinn alle Rekorde brechen!

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