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Einsiedeln

«Sie können sich vorstellen, wie traumatisierend das gewesen ist»

Am Rande des Wahlsonntags in Deutschland äusserte sich AfD-Politikerin Alice Weidel erstmals zum Polizeieinsatz in Einsiedeln.

«Sie können sich vorstellen, wie traumatisierend das gewesen ist», sagte Weidel dem ZDF. Eine Anti-Terror-Einheit habe vor zwei Wochen ihre Wohnung geräumt, sie sei mit ihrer Familie in eine sichere Umgebung gebracht worden. Vor allem für die zwei kleinen Kinder sei das ein schlimmes Erlebnis gewesen.

Alice Weidel spricht über den Polizeieinsatz in Einsiedeln

Bei der Anti-Terror-Einheit handelte es sich um Angehörige der Sondereinheit Luchs der Kapo Schwyz. Sie ist im Kanton  für den Personenschutz zuständig. Die Einheit war am Abend des 23. Septembers in den Bezirk Einsiedeln ausgerückt. Offenbar war innert kürzester Zeit eine äusserst akute und spezifische Bedrohungslage entstanden.

Nachbarn am Wohnort Weidels berichteten, im Quartier habe man nicht viel von der Polizeiaktion mitbekommen. Bei Luchs-Einsätzen ist es typisch, dass keine markierten Polizeipatrouillen vor Ort zu sehen sind, sondern Fahrzeuge in zivil. Die Luchse trugen auch keine Uniform.

Seit dem Polizeieinsatz sind vor allem die deutschen Medien auf der Suche nach Details. Die Lokalpresse wird mit Telefonanrufen eingedeckt. Ausländische Medienvertreter haben sich auch direkt privat bei Polizeiangehörigen gemeldet. In offiziellen Erklärungen gab sich die Medienstelle der Kapo Schwyz immer sehr wortkarg zum Alarm vom 23. September, mit Verweis auf polizeitaktische Gründe.

Weidel nahm an der Sitzungswoche des Deutschen Bundestages Ende September teil. Am 8. Oktober 2023 erklärte sie, die von der AfD verbreiteten Meldungen über ein Safehouse seien falsch gewesen, dies würde innerhalb der Partei aufgeklärt werden. Im September sei aber ihre Wohnung von einer Antiterroreinheit geräumt worden. Um das erlittene Trauma mit beiden kleinen Kindern aufzuarbeiten und Abstand zu gewinnen, sei die Familie nach Mallorca gereist.

Weidel hat viele politische Kanten, die anecken können und sie zur Zielscheibe von Angriffen machen. Sie sieht laut Wikipedia in der Asylpolitik der Bundesregierung einen Verstoss gegen «internationale Abkommen». Sie fordert eine «Festung Europa» und eine «effektive Entwicklungshilfe». Weidel lehnt die Krankenversicherung für Asylbewerber ab, kritisiert einen aus ihrer Sicht «naiven Umgang» mit islamischen Hasspredigern und hat vor überzogenen Erwartungen bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt gewarnt. Den Zuzug von Flüchtlingen hält sie für eine unkalkulierbare Belastung für die Wirtschaft und den Sozialstaat. Den Wählern etablierter Parteien wirft sie vor, ihren Verstand verloren zu haben. Ihr zufolge lasse sich «keine bedeutende Frage unserer Zeit […] von der Migrationsfrage trennen». Weidel will Burka und Niqab verbieten und hat sich auch für ein Kopftuchverbot ausgesprochen: Das Kopftuch gehöre «aus dem öffentlichen Raum und von der Strasse verbannt», da es als «absolut sexistisches Symbol» eine «Apartheid von Männern und Frauen» abbilde.

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