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Oskar Eberle

Er hat das «Vivelun-Taikun» erfunden

Ausstellung über Theaterpionier Oskar Eberle in der Schwyzer Kantonsbibliothek.
Die Kostümentwürfe für das Japanesenspiel 1947 haben bis heute noch Wirkung.
Bild: Bild: Josias Clavadetscher

Sein Leben gleicht einer Tragödie. Hochs und Tiefs, existenzielle Sorgen, riesige Erfolge mit Inszenierungen, Scheitern mit Theaterprojekten, nationale Bedeutung: Für Oskar Eberle (1902–1956) gab es alles. Sogar sein Tod war hochdramatisch, als er faktisch während Proben auf der Bühne der Tellspiele Altdorf an einem geplatzten Blinddarm gestorben ist.

Oskar Eberle war zwar heimatberechtigt in Amden, fühlte sich aber familiär bedingt – seine Mutter war eine Kälin – als Einsiedler, als Schwyzer, als Axensteiner. Der legendäre Ambros Eberle, Kanzleidirektor, Nationalrat und Gründer der Schwyzer Japanesen, war sein Urgrossvater. Oskar Eberle ist auch in Schwyz aufgewachsen und hat hier die Schulen besucht. Meinrad Inglin war ein Cousin zweiten Grades. Diese Wurzeln an den Mythen haben Oskar Eberle zeitlebens geprägt. Er ist auch in Schwyz bestattet.

Wanderausstellung startet in Schwyz

Darum ist es hocherfreulich, dass nun die «Uraufführung» einer Wanderausstellung über das Leben, das Werk, die Erfolge wie Misserfolge von Oskar Eberle in Schwyz stattfinden konnte. Die sehr informative Präsentation ist in der Kantonsbibliothek zu sehen. Sie besteht aus 30 hinterleuchteten Stellwänden, welche, in Kapiteln geordnet, diesen Theaterpionier porträtieren. Dazu gehören thematisch zum Beispiel die Jugend in Schwyz, die Studentenzeit, Familie und Herkunft, der Freundeskreis oder dann bühnenbezogen Eberles Wirken an den Tellspielen, den Trachtenfesten, für das Bundesfeierspiel 1941, das Unspunnenfest, für viele weitere Bühnen oder der Versuch für grosse Festspiele in Luzern. Angenehm ist, wie diese Stellwände mit Zitaten von seinen Zeitgenossen einen vertieften Einblick geben oder wie Illustrationen der Ausstellung Leben einhauchen.

Ärger mit probefaulen Japanesen

Auf den jeweiligen Ausstellungsort ausgerichtet, werden diese dreissig Haupttafeln durch jeweils sechs weitere ergänzt, die auf lokale Zusammenhänge eingehen. In Schwyz sind es logischerweise die Kollegizeit, das Bundesfeierspiel 1941 oder dann die Japanesen – wobei Eberle offenbar mit diesen mehr Ärger als Freude gehabt hat. Als Eberle versuchte, das Japanesenspiel national bekannter zu machen, haben die Japanesen das ungewollt sabotiert, weil viele gar nie zu einer Probe gekommen sind. Da mussten die Auftritte schiefgehen.

Eberle wollte der Japanesengesellschaft auch ein Frühlingsspiel beliebt machen. Ohne Erfolg. Dafür hat er 1947 das Japanesenspiel «Vivelun Taikun» geschrieben und inszeniert. Dieser bis heute gepflegte Slogan ist also eine Erfindung von Eberle, ebenso wie die damals entworfenen Kostüme bis zur Umstellung auf die neuen Fasnachtsspiele das Erscheinungsbild der Japanesen geprägt haben.

Das Kollegi, die Japanesen und das Bundesfeierspiel 1941 spielen eine zentrale Rolle in der Ausstellung: Oskar Eberle fühlte sich immer als Schwyzer.
Bild: Josias Clavadetscher

Das Werk Eberles ist enorm. Er war für die Fritschispiele in Luzern tätig, die Tellspiele, für Mysterienspiele, Trachtenfestspiele, er hat die Schweizerische Gesellschaft für Theaterkultur und ein Dokumentations- und Forschungszentrum gegründet. Als grösste Erfolge hat er 1955 das Fête des Vignerons in Vevey und das Festspiel zum 150-Jahr-Jubiläum von Unspunnen inszeniert.

«Völkische Nähe» eindeutig widerlegt

Die Ausstellung ist zustande gekommen dank Heidy Greco-Kaufmann. Als damalige Leiterin der Schweizerischen Theatersammlung in Bern ist sie auf den dort archivierten Nachlass von Oskar Eberle gestossen. Das waren 180 Archivschachteln, die ab 2018 aufgearbeitet worden sind. «Die Materialfülle hat uns fast erschlagen», erklärte Greco. Dazu kam ergänzendes Material, das die Familie eingebracht hat. Darunter auch Tagebücher und Agenden, die in Steno geschrieben waren und zuerst transkribiert werden mussten. Mit Material aus diesen Quellen konnte eine lange verbreitete Ansicht widerlegt werden, so Greco, dass Eberle mit seinem Theaterverständnis völkisches Gedankengut auf den Schweizer Bühnen habe etablieren wollen. Eberle gehörte sogar konspirativen Kreisen an, welche gegen die nazistische Ideologie gearbeitet haben.

Ganz sicher aber war Eberle, geprägt durch seine Sozialisierung in der damals streng katholischen Innerschweiz, immer gefangen in dieser barock-religiösen Grundhaltung – was ihm für viele Erfolge im Wege gestanden ist.  

Der Nationalfonds hat ermöglicht, dass diese Ausstellung erstellt werden konnte und nun auf Wanderschaft gehen kann. Das Anliegen der Ausstellung ist erfüllt: Oskar Eberle als einen Theaterpionier zu zeigen und zu rehabilitieren, der ein begnadeter Reformer des Laientheaters, ein hervorragender Regisseur und bedeutender Theaterwissenschaftler gewesen ist.

Mütterlicherseits liegen die Wurzeln in Schwyz: Oskar Eberle ist auch auf dem Friedhof Schwyz bestattet worden.
Bild: Josias Clavadetscher

 

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