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Goldau

«Es war ein Kampf wie David gegen Goliath»: Das sagt der Tierarzt nach der Bärenattacke

Am Donnerstag musste eine Bärin des Tierparks Goldau eingeschläfert werden. Aufgrund eines offenen Schiebers waren sie und ein männlicher Braunbär aneinandergeraten. Einen solchen Vorfall gab es im Tierpark Goldau bis anhin noch nie.
Braunbärin Laila bei ihrem ersten Streifzug in der Gemeinschaftsanlage. (Bild: Fabrizio Vignali (14. Oktober 2019))

Meret Häuselmann

Im Tierpark Goldau musste am Donnerstag eine Bärin wegen Bissverletzungen eingeschläfert werden. Die Bären, die in der freien Natur als Einzelgänger unterwegs sind, leben im Tierpark in voneinander getrennten Abteilen. «Jeweils nach dem Mittag werden die Bären in den Stall geholt, um in der Aussenanlage Futter verteilen zu können. Dabei nutzen die Bären zeitlich versetzt den gleichen Gang», erklärt der Tierarzt des Tierparks, Martin Wehrle, auf Anfrage.

Dort ereignete sich der traurige Vorfall: Der Schieber zu einem der Ställe sei versehentlich offengelassen worden – so trafen der 14-jährige männliche Braunbär Takis und die 31-jährige Bärin Laila aufeinander. Die ältere Bärin erlitt bei dem Angriff schwere Bissverletzungen und musste aufgrund ihrer Verletzungen eingeschläfert werden. Es sei unmöglich gewesen, die beiden Bären zu trennen, erklärt Martin Wehrle:

«Das Kräfteverhältnis war extrem unausgeglichen, Laila ist eine kleine Bärin, Takis ist gross und im besten Alter – es war ein Kampf wie David gegen Goliath.»

Der begrenzte Raum im Stall habe ebenfalls einen Teil beigetragen zum Unglück: Die Bärin hatte keine Möglichkeit, ihrem jungen Artgenossen aus dem Weg zu gehen.

Dessen Verhalten sei nicht etwa bösartig, sondern natürlich in einer solchen Situation, erläutert der Tierarzt. Er habe die ältere Bärin, die ihm plötzlich und unerwartet gegenüberstand, wohl taxiert und ihr fortgeschrittenes Alter bemerkt. Die Konsequenz dieser Beobachtung folgte sofort: Denn in der freien Natur gibt es keinen Platz für nicht mehr fortpflanzungsfähige Tiere – diese müssen den jüngeren Artgenossen Platz machen.

Der Syrische Braunbär ist vom Aussterben bedroht

Jüngere Artgenossen, die der Tierpark nicht hat. Es ist für Martin Wehrle eine doppelte Tragödie, dass das Syrische Braunbärweibchen eingeschläfert werden musste: «Viele Zoos haben aufgehört, diese Bären zu züchten. Und in der Natur sind sie stark bedroht – in Syrien gibt es gar keine mehr, nur noch vereinzelt wurden in Afghanistan, Pakistan oder der Türkei Bestände der Bären entdeckt.» Er habe grosse Schwierigkeiten damit, neue Tiere zu finden, um die Art durch Zucht zu erhalten.

Momentan gibt es im Tierpark Goldau deshalb keine fortpflanzungsfähigen Bärinnen, alle Tiere werden aus diesem Grund strikt getrennt gehalten – bis zu diesem Vorfall zwischen Takis und Laila. Einen solchen Zwischenfall habe es im Tierpark zuvor noch nie gegeben. «Dieses Szenario will man um jeden Preis vermeiden, deshalb haben wir diese Sicherheiten mit der Separierung eingebaut. Jetzt ist dieser verhängnisvolle Fehler passiert», erklärt Wehrle und ergänzt:

«Es ist für uns alle ein Schock.»

 

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