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Kommentar

Zulassungsstopp unter Beschuss: Es ist ein schmaler Grat der Regulierung

Chirurgen warnen die Kantone vor Zuständen wie in der Grundversorgung, sofern diese die Höchstzahlen einsetzen. Die neue Regulierung verpflichtet die Kantone, Trends zu beobachten. 

Eine Knieoperation im Kantonsspital Münsterlingen
Bild: Bild: Reto Martin

Wer in gewissen Regionen der Schweiz eine Hausärztin oder einen Kinderpsychiater sucht, stösst an Grenzen: Die Grundversorgung steckt in einer Krise. Das Problem ist zwar erkannt, doch Lösungen lassen auf sich warten.

Medizinische Unterversorgung in der reichen Schweiz? Das verun­sichert die Bevölkerung. Und nun schlagen ausgerechnet die Chirurgen in die gleiche Kerbe: Sie warnen davor, dass dem Land auch noch die Spezialisten ausgehen werden. Der Grund für die Warnung: die absehbaren Zulassungsbeschrän­kungen durch die Kantone, welche die Spezialisten verhindern wollen. Das Manöver ist durchsichtig, denn die Risiken sind nicht dieselben: Während die Zahl der Hausärztinnen seit Jahren abnimmt, arbeiten in der Schweiz übermässig viele Ortho­päden und Radiologen.

Solange die Versorgungssicherheit gewährleistet ist, sollen die Kantone die Höchstzahlen von Arztpraxen festlegen, um die Kosten zu kon­trollieren – auch wenn dies für die Betroffenen unschön ist. Denn die Behörden greifen direkt in die Wirtschaftsfreiheit der Ärzte ein. Der Grat ist darum schmal. Und die neue Regulierung verpflichtet die Kantone, Trends bei der Aus- und Weiterbildung neuer Ärztinnen und Ärzte zu beobachten: Kehrt sich das Berufsbild ins Negative, müssen sie eingreifen. Will niemand mehr Medizin stu­dieren oder in diesem Umfeld prak­tizieren, ist keinem geholfen.