Donald Trump fühlt sich stark wie nie. Er brachte seine wichtigsten Wahlkampfversprechen, die er in das «grosse schöne Gesetz» verpackt hat, durchs Parlament. Er versetzte dem iranischen Atomprogramm einen Schlag. Und er kann sich dafür feiern, dass die amerikanischen Aktienmärkte letzte Woche einen Allzeit-Höchststand erreicht haben.
Trump ist ein Zocker. Vor allem das Hoch der Börsen scheint ihn übermütig zu machen. Am Samstag, als die Märkte geschlossen waren, kündigte er horrende Zölle von 30 Prozent auf EU-Importe an. Die Europäische Union ist Amerikas wichtigster Handelspartner. Auch Mexiko will er mit 30 Prozent Zöllen belegen.
Der US-Präsident wettet darauf, dass die Börsen diese Sätze im zweiten Anlauf akzeptieren. Anfang April, bei seinem ersten Versuch, rebellierten die Märkte. Innerhalb weniger Tage verloren die US-Aktien fast 15 Prozent. Trump musste klein beigeben. Er setzte die Zölle für 90 Tage aus. Seither stiegen die Aktien um sagenhafte 25 Prozent – was Ökonomen für reichlich irrational halten.
Die kommenden Tage werden entscheidend: Bleiben die Kurse trotz Trumps neuem Zollbefehl einigermassen stabil, werden die 30 Prozent wohl definitiv in Kraft treten - und auch die Schweiz könnte ihren erhofften privilegierten Satz von 10 Prozent vergessen. Kommt es hingegen zum Kurssturz, wird Trump irgendeine Ausrede finden, erneut zurückzurudern. Denn der Narzisst sieht in den Börsenkursen sein persönliches Job-Zeugnis.
Es ist die Lehre aus den vergangenen Wochen: Politiker können Trump noch so umschmeicheln, sie können sich noch so anbiedern - am Ende tut der US-Präsident, was er will. Nur einer Macht beugt er sich: Den Aktienmärkten, an denen nicht nur Trumps Ego, sondern auch die Ersparnisse und Altersguthaben seiner Wähler hängen.
Darum werden ab morgen die Anleger und Investorinnen, nicht die Politiker und Diplomatinnen, über das Schicksal des Freihandels entscheiden.