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Zermatt VS

Lawinenunglück in Zermatt: 15-Jähriger stirbt unter den Schneemassen – zwei Todesopfer noch nicht identifiziert

Bei dem Lawinenunglück in Zermatt starben am Ostermontag drei Personen, eine wurde verletzt.  Wie die Polizei bestätigt, werden am Dienstag keine weiteren Personen vermisst. Retter ziehen Bilanz über den Grosseinsatz von Ostermontag.

Es gebe keine weitere Vermisstmeldung, sagte am Dienstagmorgen ein Sprecher der Kantonspolizei Wallis auf Anfrage. Damit bleibt es bei der traurigen Bilanz vom Montagabend: Bei einem gewaltigen Lawinenabgang im Gebiet Riffelberg kamen am Ostermontag drei Personen ums Leben, eine Person wurde verletzt.

Bei den Verstorbenen handelt es sich um einen 15-jährigen Amerikaner und um «einen Mann und eine Frau, deren Identifizierung noch nicht abgeschlossen ist», wie die Kantonspolizei Wallis schreibt. Gerade beim weiblichen Opfer tappt die Polizei derzeit noch im Dunkeln: «Es liegen uns bislang keine Hinweise auf die Identität vor.» Beim Schwerverletzten handelt es sich um einen 20-jährigen Schweizer.

Die Variantenskifahrer hatten sich laut einem Artikel des Walliser Boten abseits der markierten Pisten in ein Gebiet begeben, das als Wildruhezone ausgeschieden ist; Skifahren ist dort verboten. Dabei lösten sich die Schneemengen und rissen die Freerider ins Tal. In dem Artikel wird Anjan Truffer, Chef Zermatter Bergrettung, zitiert: «Solch dramatische Bilder direkt vom Pistenrand habe ich noch nie gesehen.» Touristen wurden Zeugen des dramatischen Lawinenabgangs, dementsprechend schnell waren die Retter vor Ort. «Zu Beginn der Suche gab es unterschiedliche Zeugenaussagen. Wir wussten lange Zeit nicht, wie viele Personen verschüttet worden sind», sagte Truffer.

«Wussten lange Zeit nicht, wie viele Personen verschüttet worden sind»: Rettungschef Anjan Truffer.
Bild: Pascal Gertschen

Die Lawine löste sich kurz nach 14 Uhr. Ein Mediensprecher der Polizei sagte auf Anfrage, dass «mindestens drei Personen mitgerissen» wurden, «vielleicht auch mehr». Die Air Zermatt reagierte auf den Notruf mit einem Grosseinsatz. Wie sie am Dienstagmorgen meldete, starteten vier Helikopter umgehend, um Lawinensuchhundeführer, Rettungsteams und entsprechende Ausrüstung zum Unglücksort zu fliegen. Insgesamt wurden 45 Retter aufgeboten, um den Lawinenkegel nach Vermissten abzusuchen; darunter acht Lawinensuchhundeführer, 13 Rettungsspezialisten, 15 Feuerwehrleute sowie Skilehrer und Pistenpatrouilleure aus der Region.

Obwohl die Rettungskräfte schnell vor Ort waren und alle möglichen Hilfsmittel bei der Suche eingesetzt wurden, kam für drei Menschen jede Hilfe zu spät. Nur eine Person konnte lebend aus dem Schnee geborgen und ins Spital geflogen werden. Dies machte die Walliser Polizei am Montagabend auf dem Kurznachrichtendienst X bekannt.

Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (WLF) hatte am Morgen vor hoher Lawinengefahr gewarnt. «Es sind sehr grosse und vereinzelt extrem grosse spontane Lawinen zu erwarten», teilte es mit.

Grund sind viel Neuschnee und teils orkanartige Winde der vergangenen Tage. Der heftige Wind sorgte für grosse Treibschnee-Ansammlungen, die besonders störanfällig sind, wie es in allen Lagebeschreibungen hiess. Spontane Lawinen in der Höhe könnten in mittleren Lagen auch nassen Altschnee mitreissen. In den Skigebieten kontrollieren Lawinenexperten die Lage, um gefährdete Skipisten zu schliessen. Grösserer Gefahr sind Skitourengänger ausgesetzt, die sich ausserhalb der markierten Pisten befinden.

Gemäss der Website der Bergbahnen Zermatt herrschte am Montag grosse Lawinengefahr der Stufe 4. Auf der Website finden sich auch 9 Gebote fürs Freeriden abseits der Piste. «Informiere dich über das Wetter und die Lawinensituation», lautet der erste Satz der ersten Regel. Dies sei online oder an den Panoramatafeln im Skigebiet möglich, zu finden an den Talstationen in Zermatt oder an den Bergstationen, auch auf der Riffelalp. Die Website ist mit dem Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung verlinkt: www.slf.ch

In der Schweiz sind im Winter 2023/24 bis Ende März bei zwölf Lawinenunfällen 14 Menschen ums Leben gekommen. (fan/sbü./dpa)