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Missbrauchs-Skandal

«Wir können keinen 100-prozentigen Schutz garantieren»

Ivo Lötscher, Geschäftsführer der Institutionen für Menschen mit Behinderung (INSOS), macht nach dem jüngsten Missbrauchsfall keine Lücken im System aus. Um den Schutz der Pflegepersonen zu verbessern, müsse bei den Menschen angesetzt werden.

«Die Ausbildung der Mitarbeitenden auf allen Ebenen und in allen Funktionen muss den hohen Anforderungen gerecht werden», sagte Ivo Lötscher, Geschäftsführer der Institutionen für Menschen mit Behinderung (INSOS) auf Radio DRS. Anzeichen für sexuelle Gewalt müssten weit im voraus erkannt werden. «Und das kann man lernen», sagte Lötscher.

Schutzmechanismus muss überprüft werden

Weiter zeige der Fall von sexuellem Missbrauch im Kanton Bern auf, dass eine breite Sensibilisierung sowohl der Menschen, die betreut werden, als auch der Angehörigen nötig sei.

Lötscher sagte weiter, bereits bestehende Schutzmechanismen müssten überprüft und besser aufeinander abgestimmt werden. Er stellte allerdings klar: «Einen 100-prozentigen Schutz zu garantieren, das geht nicht.»

Liege ein Machtgefälle vor - beim jüngsten Missbrauchsfall waren die Opfer zumeist geistig und körperlich behindert - könnten sexuelle Übergriffe nie ausgeschlossen werden. Aber: «In diesem Ausmass ist es ganz klar ein Einzelfall.»

33 Fälle können strafrechtlich verfolgt werden

Ein 54-jähriger Sozialtherapeut aus dem Kanton Bern hatte gestanden, er habe sich in den letzten drei Jahrzehnten an 114 Heimbewohnern und Kindern vergangen. In acht weiteren Fällen blieb es laut Kantonspolizei Bern beim Versuch.

Der Grossteil der Missbrauchsfälle in neun Heimen in den Kantonen Bern, Aargau, Appenzell Ausserrhoden und in Süddeutschland sind verjährt. 33 Fälle können noch strafrechtlich verfolgt werden.