An einem Gipfel mit 50 afrikanischen Staats- und Regierungschefs hat US-Präsident Barack Obama diese Woche angekündigt, dass sich seine Regierung und US-Unternehmen mit insgesamt rund 33 Milliarden Dollar in Afrika engagieren wollen. Mit den Investitionen erhoffen sich die USA mehr Teilhabe am Wirtschaftsboom in Afrika. Im Moment ist nämlich China der wichtigste Handelspartner des Schwarzen Kontinents.
Mit dem verstärkten Engagement der USA ist der Wettlauf um Afrika voll lanciert. Auch die Schweiz hat ihre Bemühungen verstärkt: Sowohl beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) als auch bei der Handelsförderungsorganisation Switzerland Global Enterprise – ehemals OSEC – wurden in den letzten Jahren Stellen geschaffen, um Schweizer Unternehmen zu helfen, in Afrika Fuss zu fassen.
Bei Switzerland Global Enterprise kann sich Suhail el Obeid seit zwei Jahren voll auf Afrika fokussieren. Das lohnt sich, versichert der Berater: «Seither konnten wir stark zulegen. Im letzten Jahr haben sich unsere Afrika-Mandate verdreifacht.»
Pro Tag bekomme er von Schweizer KMU rund zehn Anfragen zu Afrika. Die Themenvielfalt reiche von Zollbestimmungen bis hin zu Unternehmensgründungen. Die erste Stunde Beratung bei Switzerland Global Enterprise ist gratis, für eine weitergehende Dienstleistung müssen die KMU bezahlen.
Kommt die Schweiz zu spät?
Peter Hartmann von der Wirtschaftskammer Schweiz - Afrika fördert bereits seit mehreren Jahren auf privater Basis den Handel mit Afrika. Im Mai 2014 ist er mit einer Seco-Delegation nach Ghana gereist – eine Premiere.
Hartmann freut sich über das stärkere Engagement der offiziellen Schweiz, gleichzeitig kritisiert er aber, dass das Potenzial Afrikas nicht früher erkannt wurde: «Bis vor zwei Jahren hat sich beim Seco und Switzerland Global Enterprise kaum jemand um Afrika gekümmert.» Wirtschaftsförderungsorganisationen anderer Länder wie Holland, Frankreich oder Deutschland seien bereits seit Jahren in mehreren afrikanischen Ländern präsent.
Die Afrika-Experten von KPMG sehen es weniger tragisch, dass die Schweiz ihre Unternehmen nur beschränkt unterstützt: «Die Schweiz betreibt traditionell eine zurückhaltendere Exportförderung als andere Länder. Das muss aber nicht unbedingt schlecht sein. Schweizer Firmen sind so voll dem Wettbewerb ausgesetzt und dadurch oft fitter», sagt André Guedel, Head International Market Development bei KPMG Schweiz.
Sein Kollege Reiner Denner, International Corporate Tax Partner, hat nicht den Eindruck, dass Schweizer KMU in Afrika schlechter aufgestellt sind als Unternehmen vergleichbarer europäischer Länder. Lediglich Firmen aus Ländern mit einer kolonialen Vergangenheit in Afrika hätten oft einen Vorteil. Darunter etwa Frankreich oder Grossbritannien. «Viele Schweizer Firmen haben aber einen starken Blick nach Afrika», so Denner.
Die Aussenhandelsstatistik bestätigt die Einschätzung der Experten. Zwar gingen 2013 nur 1,8 Prozent der Schweizer Exporte nach Afrika, bei anderen starken Exportnationen wie Deutschland sieht es aber nicht besser aus. Auch die Holländer kommen trotz starker Bemühungen auf lediglich 3,4 Prozent der Gesamtexporte.
Unsichtbare Grosskonzerne
Unsichtbar bleibt in dieser Statistik ein Teil der Aktivitäten vieler Grosskonzerne. Multis wie ABB, Nestlé, Novartis oder Roche sind seit Jahren in vielen afrikanischen Ländern präsent. Mit ihren Produktionsstätten vor Ort tragen sie aber nicht zum Schweizer Exportvolumen nach Afrika bei. Sie arbeiten auch seltener mit Organisationen wie Switzerland Global Enterprise zusammen als KMU. «Wir fungieren als Türöffner zu wichtigen behördlichen Kontaktpersonen», so Suhail el Obeid.
Politische Instabilität ist ein bleibender Unsicherheitsfaktor in vielen Ländern Afrikas. Die verschiedenen Experten sind sich deshalb uneinig, ob Afrika zum neuen Asien werden kann. Denner von KPMG meint dazu: «Afrika ist nicht gleich Afrika. Es gibt starke regionale Unterschiede.»