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Sozialdienst

Weil zu viele aus der Reihe tanzen

Dass Schüler von einem Lager oder gar zeitweise vom Schulbetrieb ausgeschlossen werden müssen, kommt auch in Oensingen vor. Schulleitung und Gemeinderat sehen dringenden Handlungsbedarf und wollen eine Stelle für Sozialarbeit schaffen. An der Budgetgemeindeversammlung wird darüber abgestimmt.

Alois Winiger

«Was ist zu tun, wenn nach mehreren Vorfällen und Gesprächen mit Eltern und Schüler noch immer keine Einsicht da ist, dass es so nicht weitergehen kann?» Oder: «Wie eingreifen, wenn im Internet Filmli auftauchen von Jugendlichen, die ältere Leute belästigen?» Und: «Ein Kind kommt mit mehr als 40 Grad Fieber in die Schule; man bringt es nach Hause und dort öffnet nicht die Mutter die Türe, sondern ein Kind, das ebenfalls hohes Fieber hat. Ist es nun die Aufgabe der Lehrkraft, die Mutter zu suchen?» - Das sind Vorfälle, die sich in den letzten Wochen im Alltag der Oensinger Schulen zugetragen haben. Jürg Iseli, Co-Schulleiter der Kreisschule Bechburg, und Urs Fischer, Co-Leiter der örtlichen Primarschule, haben sie dem Oensinger Gemeinderat geschildert und damit illustrierst, warum eine Stelle für Jugend- und Schulsozialarbeit nötig geworden sei. «Solche Fälle häufen sich in letzter Zeit und wir als Lehrpersonen stossen hier an die Grenzen unserer Möglichkeiten», führte Iseli aus. Es sei ja nicht damit getan, jemanden während des Schulbetriebs zurechtzuweisen. «Nach der Schule sind die Jugendlichen nicht mehr in unserem Einflussbereich.» Urs Fischer ergänzte: «Jenen Bereich, der in die Familie hineingeht, können wir Lehrer nicht übernehmen. Hier setzt die Sozialarbeit ein.»

Kreisschule Gäu handelt bereits

Gleiche Probleme kennt man auch bei der Kreisschule Gäu, daher wird dort schob auf Januar des nächsten Jahres eine Stelle für Schulsozialarbeit eingerichtet. Die Delegierten des Zweckverbandes Kreisschule Bechburg Oensingen-Kestenholz haben sich vor einer Woche einstimmig für die Einführung einer solchen entschieden (wir berichteten).

Die Oensinger Gemeinderäte hörten den Ausführungen der Schulleiter aufmerksam und gleichzeitig nachdenklich zu. Sie signalisierten Verständnis, stellten aber doch noch Fragen, unter anderem, wie gross die Aussicht auf Erfolg sei, und ob diese Leistung auch einzukaufen wäre, statt selber jemanden anzustellen. «Wir haben uns schon früher zusammen mit der Oensinger Fachgruppe Jugendarbeit im Rahmen von Gäu-Plus dafür eingesetzt, dass sich mehrere Gemeinden für diese Sozialarbeit zusammenschliessen. Aber diese Pläne liessen sich nicht verwirklichen», antwortete Urs Fischer. Hinzu komme, dass offenbar der Druck in anderen Gemeinden noch nicht so gross sei. «Was die Kosten angeht: Wenn wir nur schon ein Kind davor bewahren können, dass es abdriftet, so ist es den Aufwand wert», erklärte Fischer. Ferner sei die Sozialarbeit nicht nur für konkrete Fälle zuständig, sondern auch, um frühzeitig zu erkennen, wo es Probleme geben könnte.

Rat sagt einstimmig Ja

Der gesamte Gemeinderat stimmte dem Antrag der Fachgruppe Jugendarbeit zu, eine 80-Prozentstelle für Jugend- und Sozialarbeit zu bewilligen. Pro Jahr wird die Gemeinde mit 50 000, der Zweckverband Kreisschule mit 30 000 Franken zu rechnen haben. Sagt auch die Budgetgemeindeversammlung vom 7. Dezember Ja dazu, so wird die Stelle ab August 2010 besetzt und am Ende des Schuljahres 2012 eine Standortbestimmung vorgenommen, so wie es die Delegierten des Zweckverbandes vorgeschlagen haben.