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Frauen im Amt

Weibelin Katja Beck ist die rechte Hand des Bundesrats

Bisher war sie Weibelin von Bundesrat Moritz Leuenberger. Neu wird Katja Beck zu Diensten von Johann Schneider-Ammann stehen.

Im grünen Gehrock steht sie am Kopf der Treppe im Generalsekretariat des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek), reicht der Besucherin die Hand und nimmt ihr den Mantel ab. Katja Beck ist seit 2007 Weibelin von Bundesrat Moritz Leuenberger. Oder war es. Heute wird die 36-Jährige auf ihrem Velo statt das Uvek das Volkswirtschaftsdepartement (EVD) ansteuern. Von nun an wird sie zu Diensten von Bundesrat Johann Schneider-Ammann sein. Dass ein Weibel das Departement wechselt, ist laut Beck ein Novum. Da Bundesrätin Doris Leuthard ihre Weibelin vom EVD ins Uvek mitnimmt, wird Beck hier nicht länger gebraucht. «Ich kann verstehen, dass eine Bundesrätin ihre Weibelin behalten will», sagt Beck.

Selbstlose Frau?

Diese selbstlose Haltung passt zum Amt des Weibels, der den Chef unterstützt, wo es dieser wünscht. Die drei wichtigsten Eigenschaften eines Weibels zählt Beck ohne Zögern auf: «Gastfreundlich. Zuverlässig. Verschwiegen.» Eine gute Gastgeberin ist die gebürtige Zürcherin, die heute mit ihrem Mann in Bern lebt, durch ihre Arbeit als Stewardess bei der Swissair geworden. Ein Mädchentraum, den sie nach Abschluss einer kaufmännischen Lehre verwirklichte. Dass sie Geheimnisse für sich behalten kann, zeigt sich im Gespräch im stattlichen Sitzungszimmer. Sie lässt sich zu keiner despektierlichen Aussage verleiten, sondern legt die Stirn in Falten und denkt nach, bevor sie antwortet. Von Zeit zu Zeit vergewissert sie sich mit einem Blick zu Pressesprecher Harald Hammel, ob ihre Darlegung stimmig ist. Dass auf sie Verlass ist, belegt die Aussage von Stabschefin Martina Buol: «Katja Beck ist verschwiegen, kompetent und strahlt eine grosse Ruhe aus.»

Den Beruf des Weibels beschreibt Beck als eine Kombination von «Assistentin, Organisatorin und Gastgeberin». Welcher Bereich wie viel ausmacht, bestimmen die Vorgesetzten und deren Agenden. «Wir neun Bundesratsweibel, von denen mittlerweile vier Frauen sind, haben alle verschiedene Berufe», erklärt Beck. Es gebe Weibel, die einkauften und ihre Chefs am Mittag bekochten, und andere, die mehr administrative Aufgaben übernähmen.

Kein «Mädchen für alles»

Auf die Zeit an der Seite von Bundesrat Moritz Leuenberger blickt Beck gerne zurück: «Er vertraute mir und übertrug mir Verantwortung.» So sieht sie sich nicht als «Mädchen für alles», sondern als eine persönliche Begleiterin, deren Arbeit der Bundesrat schätzte. Klar habe sie Kaffee serviert, auf dem Pult frühmorgens die Zeitungen arrangiert, Akten geschleppt, den Chef zu Sitzungen begleitet und abgeholt. Daneben habe sie aber auch viel Zeit am Bildschirm und an Sitzungen zugebracht.

Bundesrat Leuenberger geht noch weiter: «Was immer ein Weibel ursprünglich gewesen sein mag, ein Bodyguard, ein Staatssymbol oder ein Butler: Mit Katja Beck zusammen haben wir dem Beruf einen neuen Inhalt gegeben. Sie entwarf mir Briefe an Bürger, sie organisierte mir Reisen und sie nahm teil an den Beratungen des Stabes.» Das Verhältnis zu Leuenberger bezeichnet Beck als «persönlich», und doch blieben sie beim Sie: «Als Weibelin erfährt man viel Privates, das Sie macht dies einfacher.»

Wie ihre Arbeit bei Schneider-Ammann aussehen wird, weiss Beck noch nicht. Klar ist, dass nicht nur der Chef, sondern auch dessen politische Gesinnung wechselt: Der alte Bundesrat war ein Sozialdemokrat, der neue ist ein Freisinniger. «Meine politische Einstellung trenne ich klar vom Beruf», sagt Beck. Mehr ist nicht aus ihr herauszubringen, ihre politische Meinung behält sie für sich.

Da sind sie wieder, die Verschwiegenheit und die guten Manieren, die ständigen Begleiter eines jeden Weibels. Sie wirken bei Beck nicht gekünstelt: Sie lacht viel und unterstreicht ihre Ausführungen mit wilden Gesten, was sie sympathisch macht. Das gute Benehmen ist nicht zufällig: Jeder neue Weibel besucht einen Sechs-Tage-Kurs, in dem er unter anderem den «Knigge» studiert.

Berufsstolz intakt

In den Augen der Öffentlichkeit erinnert ein Bundesratsweibel an ein Überbleibsel aus längst vergessenen Zeiten. Beck sieht dies anders: «Die Weibel sind Teil einer Schweizer Tradition, die es zu erhalten gilt.» Sie verspüre durchaus Berufsstolz und bezeichnet ihre Rolle selber als «die rechte Hand des Bundesrats».

Die junge Frau trägt den grünen Gehrock, das obligate Tenü während der Sessionen, bei Bundesratssitzungen und bei hohen Besuchen. Der Talar mit Hut, der zuletzt beim Durchstich im Gotthard zu sehen war, kommt bei offiziellen Feiern und Staatsbesuchen zum Einsatz. Die Tage als Weibelin sind lang: «Ich beginne um 7.15 Uhr und fahre um 18 Uhr nach Hause.» Kompensiert würden die Überstunden mit Ferien.

Im «Metzgerstübli» ist der Pressesprecher dann nicht mehr dabei. Die Rolle der Weibelin spielt Beck aber weiterhin perfekt: Sie bleibt diskret und verrät nur, sie möge es nicht, wenn Bekannte sie über ihren Beruf ausfragten. Und sie bleibt Gastgeberin, hilft in den Mantel und erklärt, welcher der schönste Weg zum Bahnhof ist.