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Informatik

Wegen Fachkräftemangel: Schweizer Post expandiert nach Portugal

Einen Teil der Arbeit der Informatik-Abteilung der Post wird ab kommendem Jahr aus Lissabon erledigt. Der Staatskonzern will dort eine Tochtergesellschaft mit und 200 Arbeitsplätzen gründen.

«Bem-vindo a Portugal!» Der gelbe Riese eröffnet im kommenden Jahr einen Ableger in Lissabon.
Bild: Keystone

In der Schweiz herrscht Fachkräftemangel. Das spürt auch die Post. Nun beschreitet der Staatskonzern neue Wege: Er eröffnet einen eigenen Entwicklungsstandort für seine Informatik in Portugal, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag heisst. Dort sollen mittelfristig bis zu 120 zusätzliche IT-Jobs geschaffen werden. So verschaffe sich die Post «Zugang zum internationalen Arbeitsmarkt und sichert sich das notwendige Informatik-Knowhow für die Zukunft», schreibt das Unternehmen.

Den Betrieb in Lissabon will die Post im ersten Quartal des nächsten Jahres mit rund 50 Fachkräften aufnehmen. Dafür werde eine Tochtergesellschaft des Schweizer Post-Konzerns mit dem Namen «Swiss Post I/T Portugal» gegründet. Lissabon habe dabei mehrere andere evaluierte Standorte ausgeschlagen, heisst es in der Mitteilung. «Das Know-how der dortigen IT-Fachkräfte ist gross, die Qualität der Arbeit hoch, und die Arbeitsbedingungen sowie die Arbeitskultur sind ähnlich wie in der Schweiz», so die Post. Sprich: «Bem-vindo a Portugal!»

Kein Abbau in der Schweiz

Ein Aufbau an einem anderen Orten geht oft einher mit einem Abbau im Stammgebiet. Dem widerspricht die Post entschlossen: «Mit dem Aufbau des Campus in Portugal verlagern wir keine Arbeitsstellen von der Schweiz ins Ausland», lässt sich Informatik-Chef Wolfgang Eger zitieren. Vielmehr könne sich die Post so Informatik-Fachkräfte sichern, «die wir in der Schweiz nicht mehr ausreichend rekrutieren können». So seien auch hierzulande bis 2030 voraussichtlich 200 neue IT-Arbeitsplätze geplant.

«In gewisser Weise nachvollziehbar» sei der Schritt der Post, lautet das Verdikt der Gewerkschaft Syndicom. Der Fachkräftemangel mache es der Post in der Tat zunehmend schwierig, geeignetes Personal zu finden. Die Sozialpartner waren in die Entscheidungsfindung der Post eingebunden.

Diese wolle in Portugal denn auch «Arbeitsbedingungen über dem Marktniveau anbieten, das ist vorbildlich», urteilt Syndicom. Klar sei aber auch: «Ableger im Ausland dürfen – gerade im Service public – nicht zur Regel werden». Alle Angestellten in Portugal sollten auch darum ein Stellenangebot für die Schweiz erhalten. «Damit wird eine Konkurrenzsituation zwischen den Jobs in der Schweiz und im Ausland unterbunden», schreibt Syndicom. Oder in anderen Worten: «Bem-vindo à Suíça!»