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SRG-Direktor

Früher als geplant: Gilles Marchand will vor nächster SRG-Abstimmung abtreten

An der SRG-Spitze bahnt sich ein überraschender Wechsel an: Gilles Marchand will früher als erwartet als Chef der nationalen Medien-Organisation abtreten. Hintergrund ist die erwartete Volksabstimmung über die Senkung der Rundfunkgebühr.
Will vor der Abstimmung über die Volksinitiative «200 Franken sind genug» als SRG-Direktor abtreten: Gilles Marchand, seit 2017 im Amt.
Bild: Ralph Ribi

Wie der Verwaltungsrat der SRG am Donnerstag mitteilt, hat er die Nachfolgeregelung für Gilles Marchand eingeleitet. Das Medienunternehmen will sich damit «auf die politischen Ereignisse vorbereiten», die sie 2026 mit der Abstimmung über die hängige Volksinitiative «200 Franken sind genug» erwartet.

Nach dem erfolglosen «No-Billag»-Urnengang 2018 ist dies die nächste Abstimmung über die nationale Anbieterin von Radio- und TV-Angeboten in der Schweiz. Ebenso will sich die SRG damit aber auch auf die für 2027 erwarteten Verhandlungen über eine neue Konzession vorbereiten.

Spätestens Anfang kommendes Jahr soll laut Mitteilung eine neue Generaldirektorin oder ein neuer Generaldirektor der SRG einsatzbereit sein. Marchands Amtszeit würde eigentlich erst mit Erreichen des 65. Altersjahres und damit Anfang 2027 enden.

Bis zum Ausscheiden im Dienst für den Service Public

Da dies jedoch eine Nachfolgelösung mitten im vermuteten nationalen Abstimmungskampf mit sich bringen würde, habe sich der Generaldirektor und der SRG-Verwaltungsrat für einen Vorzug des Nachfolgeprozesses entschieden. Dieser Prozess solle vom SRG-Präsidenten und Walliser Mitte-Politiker Jean-Michel Cina geleitet werden.

Cina dankt Marchand «herzlich für seinen unermüdlichen Einsatz im Dienste des Service public». Und weiter wird der SRG-Präsident in der Mitteilung zitiert, dass er Marchand nun auch dafür danke, «dass er sich bis zur Regelung der Nachfolge weiterhin voll und ganz für die SRG einsetzt».

Der 61-jährige Gilles Marchand steht der SRG seit 2017 vor. Davor war er ab 2010 Direktor des Westschweizer Radio- und Fernsehens RTS und zuvor seit 2001 Direktor des Westschweizer Fernsehens TSR gewesen.

Der mediale Um- und Abbauer

Entsprechend haben Marchand in seiner Zeit an der SRG-Spitze auch Diskussionen über eine Belästigungs-Affäre beim Westschweizer Radio- und Fernsehen eingeholt. Auch wenn an ihm am Ende kaum etwas Handfestes hängen blieb. Das zweite, noch grössere Thema seiner bisherigen Amtszeit, war die Anpassung der SRG an den medialen Wandel.

Hier sind zuletzt in der Deutschschweiz zwar das Radio- und Fernsehen in einem neuen Newsroom zusammengeführt worden. Dies analog zu Marchands Gesellenstück in der Romandie. Dennoch musste die SRG - und damit in ihrer Konsequenz auch die regionalen Gesellschaften SRF, RTS, RSI (Radio und Fernsehen in der Südschweiz) und RTR (rätoromanisches Sprachgebiet) Sendungen und Personal - und damit auch inhaltliche Leistungen - abbauen.

Allerdings haben die Sendergesellschaften stets betont, dass sie den Service-Public-Auftrag weiterhin erfüllen würden und neue Angebot gerade im digitalen Raum schaffen wollten.