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Umfrage

Von wegen dauerbesorgt: Rentner in der Schweiz sind die zufriedensten in ganz Europa

Sie wandern, lesen, reisen, haushalten und treffen Freunde: Die Pensionierten in der Schweiz sind zufrieden. Doch bei der Einschätzung gibt es zwischen Männern und Frauen überraschende Unterschiede.
70 Prozent der Pensionierten gehen mindestens einmal pro Woche wandern oder spazieren.
Bild: Andrea Zahler

Griesgrämig. So schauen die Rentnerpaare oft von den politischen Plakaten – ganz egal, ob sie für oder gegen eine 13. AHV-Rente werben. Doch grundsätzlich sind die Pensionierten in der Schweiz mit ihrem jetzigen Leben zufrieden. Das jedenfalls zeigt eine neue, am Donnerstag publizierte Studie des Versicherungskonzerns Swiss Life zur Lebensqualität im Alter.

Von den gut 2000 Personen zwischen 65 und 80 Jahren, die befragt wurden, geben 80 Prozent an, mit ihrem gegenwärtigen Leben im Allgemeinen zufrieden zu sein, 53 Prozent sind gar «sehr zufrieden». Damit führen die Pensionierten in der Schweiz die Rangliste an: Sie sind laut den Swiss-Life-Auswertungen nicht nur deutlich zufriedener als jüngere Generationen, sondern auch als ihre Altersgenossen in anderen europäischen Ländern.

Die Pensionierten sind nicht nur grundsätzlich zufrieden, sondern auch mit ihrer finanziellen Situation (68 Prozent), mit ihrer Gesundheit (64 Prozent) – und mit ihren Freizeitaktivitäten (75 Prozent). Zu den täglichen Aktivitäten gehört etwa das Lesen von Büchern und Zeitungen (77 Prozent), das Fernsehschauen (76 Prozent) sowie die Hausarbeit (59 Prozent) – wobei Letztere doch noch deutlich häufiger von Frauen (74 Prozent) als von Männern (42 Prozent) erledigt wird. 30 Prozent geben an, auf Facebook, Instagram und Co. aktiv zu sein.

14 Prozent gehen mindestens einmal pro Woche einer Erwerbsarbeit nach

Mindestens einmal die Woche machen rund 70 Prozent der Pensionierten Denksport, etwa indem sie ein Kreuzworträtsel lösen oder spazieren und wandern gehen. 58 Prozent machen Sport, 34 Prozent Gartenarbeit. Eine Minderheit von 14 Prozent geht jede Woche einer Erwerbsarbeit nach, 25 Prozent einer ehrenamtlichen Tätigkeit. Und die Pensionierten schauen auch zu ihren Enkelkindern: 60 Prozent mindestens einmal pro Monat, 21 Prozent mindestens einmal pro Woche, 16 Prozent gar täglich.

Und die Pensionierten sind weiterhin viel unterwegs. Vier von fünf sind im frühen Rentenalter regelmässig mit dem Auto unterwegs, drei von fünf mit dem öffentlichen Verkehr. Die Distanz in Kilometern wird mit zunehmendem Alter kleiner, die Reisezeit hingegen bleibt ungefähr gleich. Das liegt daran, dass die Pensionierten langsamer unterwegs sind, wie Studienautorin Nadia Myohl erklärt. Das heisst: weniger mit dem Auto und mehr zu Fuss.

Und anders als oft moniert, sind die pensionierten Personen kaum zu Stosszeiten unterwegs. Sie reisen am häufigsten zwischen 9 und 11 Uhr sowie zwischen 13 und 17 Uhr – also weitgehend ausserhalb der typischen Pendelzeiten. Rund zwei Drittel der Pensionierten waren im vergangenen Jahr in der Schweiz oder in Europa auf Reisen, 17 Prozent auch ausserhalb Europas. Gefragt nach ihrer «eindrücklichsten» oder «denkwürdigsten» Reise nach der Pensionierung ergibt sich eine klare Rangliste: Italien obsiegt vor Frankreich und der Schweiz.

Viele soziale Kontakte und ein Geschlechtergraben

Wichtig seien auch die sozialen Kontakte, sagt Studienautorin Nadia Myohl. Und die seien gegeben. Die meisten hätten ein «enges soziales Netzwerk»: 90 Prozent hätten nahe lebende Verwandte, 66 Prozent «gute Freunde», die ihnen beistehen würden, wenn es ihnen schlecht gehe. 95 Prozent geben an, mindestens eine Person zu haben, mit der sie über wichtige Dinge sprechen können. Dabei nennen 61 Prozent als engste Vertrauensperson den Ehe- oder Lebenspartner respektive die Ehe- oder Lebenspartnerin. Hier gebe es aber einen grossen Geschlechtergraben, wie Myohl ergänzt. Denn bei Männern sei dies bei 80 Prozent der Fall, bei den Frauen «nur» bei 45 Prozent.

Nur eine Minderheit (17 Prozent) wünscht sich laut der Swiss-Life-Umfrage mehr soziale Kontakte oder findet, dass die Zahl der sozialen Kontakte seit der Pensionierung abgenommen hat (23 Prozent). 31 Prozent der Befragten fühlen sich manchmal auch einsam.

Die von Swiss Life ermittelte hohe allgemeine Lebenszufriedenheit ab 65 Jahren hängt aber vor allem von zwei Aspekten ab, wie Studienautor Andreas Christen betont. Erstens von der finanziellen Situation und zweitens vom Gesundheitszustand. Kurz gesagt: Je höher das Einkommen und je besser die Gesundheit, desto zufriedener sind die Pensionierten.