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Rückblick

Von guten Zugängen, Frauen und grossen Herzen: Das sind die Polit-Zitate des Jahres

Wir haben die wichtigsten Aussagen von Politikerinnen und Politikern zusammengetragen. Darunter hat es auch Sätze, die sie rückblickend am liebsten nicht gesagt hätten.

«Gemeinsam haben wir Historisches erreicht.»

Gerhard Pfister gab im Januar seinen Rücktritt von der Parteispitze der Mitte bekannt.
Bild: Peter Schneider / Keystone

Es ist ein erster Paukenschlag. Am 6. Januar verkündet Mitte-Parteipräsident Gerhard Pfister seinen Rücktritt. Unter seiner Führung ist die CVP mit der BDP verschmolzen und zur Mitte geworden. Auch den Wähleranteil hat Pfister konsolidiert, der FDP dicht auf den Fersen. Es sei ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel, so Pfister, es stünden wenige Abstimmungen an. Rundum geht man eher von einem langweiligen Politjahr aus.

«Die Work-Life-Balance wird auf dem Land anders gehandhabt.»

Markus Ritter wollte Bundesrat werden.
Bild: Gian Ehrenzeller / Keystone

Kurz nach Pfister tritt auch Mitte-Bundesrätin Viola Amherd zurück. Pfister will nicht Bundesrat werden. Markus Ritter dagegen schon. Der St.Galler Nationalrat und Bauernpräsident startet mit Vorsprung ins Rennen. Gerät dann aber mit allerlei merkwürdigen Sätzen ins Abseits, etwa mit jenem vom 6. Februar über faule Städter. Am Ende wählt das Parlament Martin Pfister, einen unbekannten Regierungsrat aus Zug.

«Ich würde ihm sagen, dass wir miteinander eine gute und grosse Zukunft vor uns haben.»

Magdalena Martullo-Blocher ist seit 2015 Nationalrätin.
Bild: Peter Klaunzer / Keystone

Das ist die Botschaft, die Unternehmerin und SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher noch am 7. Februar per «Blick»-Interview an Donald Trump überbringen will.

«Es war für mich eine Ehre, unserem Land zu dienen.»

Viola Amherd war sieben Jahre lang Bundesrätin.
Bild: Anthony Anex / Keystone

Das sagt Viola Amherd am 12. März bei ihrer Abschiedsrede im Parlament. Sie tut das auf Italienisch und unter Tränen. Die Walliserin sass sieben Jahre im Bundesrat. Sie war lange vehementer Kritik von vielen Seiten ausgesetzt und verstand sich zudem nicht mit Regierungskollegin Karin Keller-Sutter. Es wirkt, als würde ihr ein Stein vom Herzen fallen.

«Wir haben das Dorf verloren, aber nicht das Herz.»

Gemeindepräsident Matthias Bellwald vor dem zerstörten Blatten.
Bild: Michael Buholzer / Keystone

Da ist es tatsächlich passiert. Der Berg kommt am 28. Mai runter und verschüttet das Walliser Bergdorf Blatten. Gemeindepräsident Matthias Bellwald gelingt nach dem Bergsturz das Kunststück, selbst in diesem trostlosen Moment tröstende Worte zu finden.

«In Switzerland, even if you lose, you win.»

Laut Karin Keller-Sutter gibt es in der Schweiz keine Verlierer.
Bild: André Meier / Switzerland Tourism

Alles nur Siegerinnen. Im Video vom 15. Juni geht es Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter darum, Werbung für die Frauen-EM im eigenen Land zu machen. Und darum, zu betonen, wie schön doch alles ist. Schon alleine die Tatsache, dass in einem so schönen Land Fussball gespielt werden könne, sei am Ende ein Sieg. In der Schweiz gebe es nur Gewinner. Verlieren unmöglich.

«Irgendwie habe ich den Zugang zu Donald Trump gefunden.»

Karin Keller-Sutter spricht mit US-Präsident Donald Trump über die US-Zölle
Bild: X

Die Frauen-EM ist gespielt und der US-Präsident droht reihum mit hohen Zöllen. Auch der Schweiz. Nach einem Telefonat mit Karin Keller-Sutter setzt Trump die Zölle für fast alle Länder aus. Ob die Bundespräsidentin auf diese Entscheidung einen Einfluss hatte, ist fraglich. Trotzdem versteigt sie sich am 6. Juli im Interview mit dem «Sonntagsblick» zu dieser Aussage. Was dann passiert, wissen wir alle. Am 1. August kracht Trumps Zollhammer besonders hart auf die Schweiz nieder. Trump kritisiert Keller-Sutter in Interviews. Wie war das mit «even if you lose, you win»?

«Die Gespräche haben gezeigt, dass die Schweiz den vertraglich vereinbarten Festpreis nicht durchsetzen kann.»

Bundesrat Martin Pfister übernahm das Verteidigunsdepartement von Viola Amherd.
Bild: Anthony Anex / Keystone

Und schon die nächsten schlechten Nachrichten aus Amerika: Martin Pfister muss am 13. August einräumen, dass der F-35-Kampfjet nicht zum angeblich vereinbarten Preis gekauft werden kann. Der neue Verteidigungsminister, erst wenige Monate im Amt, hat bereits eine weitere Baustelle.

«Mein Herz ist sehr gross, und ich bin bereit, es zu teilen.»

Der Glarner Benjamin Mühlemann und die St.Gallerin Susanne Vincenz-Stauffacher bilden das neue liberale Spitzenduo.
Bild: Gian Ehrenzeller / Keystone

Nach der Mitte muss auch die FDP ein neues Präsidium suchen. Thierry Burkart geht, eine Doppelspitze kommt. Der Glarner Benjamin Mühlemann und die St.Gallerin Susanne Vincenz-Stauffacher bilden das neue liberale Spitzenduo. Am 20. August, bei der Bekanntgabe ihrer Kandidatur, weist Vincenz-Stauffacher im Interview auf Chancen und Möglichkeiten einer geteilten Führung hin.

«Manche haben das Gefühl: ‹Wir Romands bemühen uns, während den Deutschschweizern die Landessprachen egal sind.›»

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider will weiter am Frühfranzösisch halten.
Bild: Peter Klaunzer / Keystone

Der Röstigraben schien schon fast zugeschüttet, da bricht ein neuer Sprachenstreit auf. Mehrere Kantone möchten das Frühfranzösisch abschaffen. Bei Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider stösst das auf Ablehnung und Unverständnis, wie sie im Interview am 6. September ausführt. Sie macht auch klar, dass das nicht geht. Ansonsten droht die Innenministerin mit einem bundesrätlichen Machtwort für das Erlernen einer Landessprache auf Primar-Niveau.

«Alfred Heer war ein aussergewöhnlicher Politiker. Er ist oft über den parteipolitischen Schatten gesprungen.»

SVP-Nationalrat Alfred Heer starb im September unerwartet.
Bild: Alessandro della Valle / Keystone

Der umtriebige SVP-Nationalrat Fredi Heer stirbt unerwartet an akutem Herzversagen während der Herbstession. Auch politische Gegner, wie hier Jacqueline Badran, bekunden ihr Beleid. Heer war trotz kantiger Art und klarer Ansichten im Bundeshaus sehr beliebt.

«Liebe Delegierte, ich habe erfüllt!»

Bundesrat Ignazio Cassis spricht an der Delegiertenversammlung der FDP.
Bild: Peter Schneider / Keystone

Es ist ein grosser Sieg für Ignazio Cassis. Die Delegierten der FDP stimmen an ihrer Versammlung vom 18. November den Bilateralen 3 zu und sprechen sich gegen das Ständemehr aus. Der Aussenminister vertritt das Geschäft mit viel Verve und stellt sich auch der Diskussion mit den parteiinternen Gegnern. Im Sommer hat der Bundesrat den Deal mit der EU verabschiedet.

«Wir haben unsere Seele nicht verkauft.»

Guy Parmelin übernahm das Zoll-Dossier nach dem missglückten Telefonat zwischen Keller-Sutter und Trump.
Bild: Alessandro della Valle / Keystone

Das Schlimmste ist abgewendet: Trump kürzt die horrenden Zölle von 39 Prozent auf immer noch horrende 15 Prozent. Aber die Schweiz ist zufrieden. Doch der Preis dafür ist hoch: So sollen Schweizer Firmen unter anderem massive Investitionen in Amerika tätigen, zudem können gewisse amerikanische Produkte zollfrei in die Schweiz eingeführt werden (unter anderem Rind-, Bison- und Geflügelfleisch). Guy Parmelin, der das Dossier nach dem missglückten Telefonat zwischen Keller-Sutter und Trump wieder übernommen hat, zeigt sich am 15. November trotzdem zufrieden und betont, dass die Schweiz profitiere.

«Man bringt ja ein Geschenk mit, das dem anderen eine gewisse Freude bereiten soll. Trump war begeistert.»

Alfred «Fredi» Gantner war lange Zeit einer der einflussreichsten, aber diskretesten Milliardäre der Schweiz.
Bild: Anthony Anex / Keystone

Immer noch Zoll-Deal. Was weder Keller-Sutter noch Parmelin gelingt, schaffen ein paar schwerreiche Schweizer Wirtschaftsführer. Das «Team Switzerland» spricht im Oval Office bei Präsident Trump vor und wirkt auch mit Geschenken (Goldbarren und Rolex). Wie gross der Einfluss tatsächlich ist, bleibt umstritten. Alfred «Fredi» Gantner zeigt sich im Interview am 28. November überzeugt, dass auch die Präsente ihre Wirkung zeigten. In der Schweiz werden er und seine Kollegen von mehreren Personen wegen Korruption angezeigt.

«Ich fühle eine grosse Erschöpfung und habe die letzten Tage realisiert, dass ich rechtzeitig die Notbremse ziehen muss.»

Mattea Meyer legt wegen Erschöpfung eine politische Pause ein.
Bild: Philipp Schmidli / Keystone

Mattea Meyer, Co-Präsidentin der SP, gibt am Tag vor der Wintersession auf Instagram bekannt, dass sie eine Pause braucht.

«Ein Budget, bei dem Kartoffeln und Schafe Priorität haben vor dem Schutz der Frauen, das ist nicht unser Budget.»

«Schafe vor Frauen»: SP-Nationalrätin Tamara Funiciello.
Bild: Peter Klaunzer / Keystone

Das Parlament streitet über das Budget. Dabei geht es um Milliarden. Am meisten zu reden gibt aber eine Million Franken für den Kampf gegen Gewalt an Frauen. Der Nationalrat will diese zuerst nicht sprechen - per Stichentscheid des Präsidenten. Die Berner SP-Nationalrätin Tamara Funiciello lanciert eine grosse Kampagne. Innert weniger Stunden unterschreiben fast eine halbe Million Menschen eine Petition, es gibt eine Spontan-Demo vor dem Bundeshaus. Kurz darauf schwenkt der Rat um. Das Geld fliesst doch.