Matthias Scharrer
Der Sechseläutenplatz heute: festgestampfte Erde, ungenütztes Brachland, wenn nicht gerade der Circus Knie, das Sechseläuten oder ein anderer Grossanlass darauf stattfindet. Der Sechseläutenplatz 2012: ein Parkett aus Valser Quarzit, umgeben von Bäumen auf dunklen Kiesinseln. Kreisförmig angeordnete Fontänen plätschern. Nachts sind sie beleuchtet, wie auch die Bäume und das Opernhaus. Unter den Bäumen laden Bänke zum Verweilen, auch ein Café plant die Stadt Zürich. In die Mitte des Platzes ist eine kreisrunde Stahlplatte von zwölf Metern Durchmesser eingelassen - als Feuerstelle für den «Böög».
Zukunftsmusik, seit knapp acht Jahren: 2001 ging das Projekt «Opus One» als Sieger aus einem internationalen Wettbewerb zur Neugestaltung des Sechseläutenplatzes hervor. Nun geht es an die Umsetzung. Noch diesen Sommer beginnen die Bauarbeiten für das unterirdische Opernhaus-Parking mit 299 Parkplätzen. 2011 sollen sie beendet sein, wie es gestern an einer Medienorientierung der Stadt Zürich und der für den Parkhaus-Bau verantwortlichen Immobiliengesellschaft Hardturm AG hiess.
Damit verschwinden die 165 oberirdischen Parkplätze vor dem Opernhaus. Gleichzeitig vergrössert sich der Sechseläutenplatz von heute 7300 auf 16 000 Quadratmeter - und wird zum grössten innerstädtischen Platz der Schweiz, «grösser als der Markusplatz in Venedig», wie François Aellen, Direktor des Stadtzürcher Tiefbauamts betonte. Läuft alles nach Plan, soll der neue Platz pünktlich zum Sechseläuten 2012 eröffnet werden. Voraussetzung ist, dass keine Einsprachen das Projekt verzögern und Stadt- und Gemeinderat zustimmen. Die Kosten werden auf 14 Millionen Franken veranschlagt und von der Stadt Zürich getragen.
«Auch Pétanque spielen»
Wie gestaltet die Stadt Zürich ihre Plätze? «Es geht in Richtung mehr Grosszügigkeit und mehr Spielraum für die Nutzung», sagt Franz Eberhard, Direktor des Amts für Städtebau. «Behaglichkeit und Sinnlichkeit sind wichtig. Man sollte unter den Bäumen auch Pétanque spielen können.» In diesem Sinne werde auch die Neunutzung des Münsterhofs entwickelt. Dieser dient heute vorwiegend als Parkplatz. Spätestens nach der Eröffnung des Opernhaus-Parkings müssen die Autos vom Münsterhof verschwinden. Näheres dazu will die Stadt am 26. Mai bekannt geben. Auch über die Neugestaltung des Heimplatzes im Rahmen der geplanten Kunsthaus-Erweiterung denke man bei der Stadt nach. «Es ist aber noch sehr offen, in welche Richtung es geht», so Eberhard. (mts)
Wohin mit dem Sechseläuten?
Noch nicht restlos geklärt ist die Nutzung des Platzes während der Umbauphase. Der Circus Knie muss laut Aellen 2010 und 2011 auf die Landiwiese ausweichen. Was das Sechseläuten betreffe, sei die Stadt mit den Zünften noch am Verhandeln. Eine Möglichkeit sei es, den von den Bauarbeiten gerade nicht betroffenen Teil des Platzes dafür zu verwenden.
Nach der Neueröffnung erhalten Knie und Sechseläuten ihren angestammten Platz zurück. Verankerungen für das Zirkuszelt sind fix eingeplant. Und damit die Pferde der Zünfter sich beim Ritt um den Böögg die Hufe nicht vertreten, wird jeweils ein «provisorischer Sandhaufen» aufgeschüttet, wie der fürs Gestaltungskonzept verantwortliche Landschaftsarchitekt Walter Vetsch erklärte.
Die Verantwortlichen der Stadt machten allerdings klar, dass sie einer Übernutzung des Platzes entgegentreten wollen. 2008 war der Sechseläutenplatz an mehr als der Hälfte aller Tage für kommerzielle Zwecke gebucht. Die Klärung der künftigen Nutzung ist laut Aellen im Gang.