Die Geschworenen verkündeten ihr Urteil am Dienstag nach etwa zweistündigen Beratungen. Nachdem sie den Gerichtssaal im Bundesstaat Florida verlassen hatten, versuchte der angeklagte Ryan Routh, sich einen Stift in den Hals zu rammen. Gerichtsdiener hinderten ihn daran und schleiften ihn aus dem Verhandlungsraum. Die Tochter von Routh schrie: «Papa, ich liebe dich, tu nichts. Ich hole dich da raus. Er hat niemandem wehgetan.» Den Prozess gegen ihren Vater bezeichnete sie als manipuliert.
In seinem Schlussplädoyer hatte Routh eine Tötungsabsicht bestritten. Es sei nicht sein Ziel gewesen, jemanden umzubringen, sagte er zu den zwölf Geschworenen, fünf Männern und sieben Frauen. «Es fällt mir schwer zu glauben, dass ein Verbrechen begangen wurde, wenn nie der Abzug betätigt wurde.» Er wies darauf hin, dass er habe sehen können, wie Trump an dem Tag auf seinem Golfplatz in Florida das sechste Loch ansteuerte. Auch auf den Agenten des Secret Service, der Routh mit einer Waffe entdeckte, hätte er schiessen können, wenn er dies gewollt hätte, erklärte der 59-Jährige.
Ihm wurde vorgeworfen, Trump am 15. September 2024 in einem Gebüsch ausserhalb von dessen Golfplatz in West Palm Beach mit einer Waffe aufgelauert zu haben. Der Agent des Secret Service entdeckte Routh, bevor Trump in Reichweite kam, und eröffnete das Feuer. Routh floh, ohne selbst einen Schuss abgegeben zu haben.
Antrag auf vorzeitigen Freispruch wurde abgelehnt
Vor Gericht argumentierte Routh, dass die Anklage keinen Attentatsversuch nachgewiesen habe, denn auf den öffentlichen Wegen ausserhalb des Zauns habe jeder das Recht, sich mit einer Waffe aufzuhalten. Sein Antrag auf vorzeitigen Freispruch wurde von Richterin Aileen Cannon abgelehnt.
Die Staatsanwaltschaft erklärte gegenüber den Geschworenen, es gebe nicht nur keinen begründeten, sondern überhaupt keinen Zweifel an der Schuld des Angeklagten. Routh hatte sich der Vorwürfe eines versuchten Attentats auf einen Präsidentschaftskandidaten, des Angriffs auf einen Bundesbeamten und mehrerer Waffenrechtsverstösse nicht schuldig bekannt. Er vertrat sich vor Gericht selbst.
Bereits am 13. Juli 2024 kam es auf einer Wahlkampfveranstaltung für die Präsidentschaftswahl im US-Bundesstaat Pennsylvania zu einem Schusswaffenanschlag auf Trump. Er überlebte das Attentat mit einer leichten Verletzung an seinem rechten Ohr. Ein Zuschauer wurde getötet und zwei weitere Personen schwer verletzt. Der 20-jährige Täter, Thomas Matthew Crooks, wurde am Tatort vom Secret Service erschossen. (dpa)