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Weisses Haus

«Deine Mutter»: Trump-Sprecherin beleidigt Journalisten – das fliegt ihr jetzt um die Ohren

Die Medienchefin des US-Präsidenten beschimpft einen Journalisten – und versucht damit, von einem noch grösseren Fehltritt abzulenken.
Frontalangriffe gegen die Medien sind ihr Programm: Trump-Sprecherin Karoline Leavitt an einem Presse-Briefing.
Bild: Evan Vucci/AP

Trump-Fans vergöttern sie. Endlich einmal eine, die dem links-versifften Journalistenpack zeigt, was eine Harke ist. «Niemand nimmt dich ernst, auch deine Journalisten-Kollegen nicht, nur getrauen sie sich nicht, dir das ins Gesicht zu sagen», schrieb Karoline Leavitt an S.V. Dáte, den Korrespondenten der «Huffington Post».

Dieser hatte Donald Trumps Pressesprecherin die ziemlich berechtigte Frage gestellt, wer Budapest eigentlich als nächsten Treffpunkt mit Wladimir Putin ausgewählt hat, und ob sich Leavitts Chef der negativen Bedeutung von Ungarns Hauptstadt für die Ukraine bewusst sei.

Die Antwort auf diese Anfrage ist Karoline Leavitt bis heute schuldig geblieben – wenn man mal ihre Originalreplik «deine Mutter tat es» aussen vor lässt. Dafür ging sie stolz mit ihrem Rundumschlag gegen Dáte und die «Huffington Post» an die Öffentlichkeit: Lustig sei, dass sich die «HuffPost» als Zeitung bezeichne, und deren Journalist sei eh nichts anderes als «ein linker Querschläger». Er solle endlich damit aufhören, sie mit seinen «Bullshit»-Fragen zu belästigen.

Insofern geht alles seinen normalen Lauf mit der 28-jährigen Medienchefin, die sich von der Praktikantin im Weissen Haus zu Trumps wichtigstem Sprachrohr hochgearbeitet hat. Während er Teile des Weissen Hauses – vermutlich illegal – abreissen lässt, versucht Leavitt im Presseraum mit der Dampfwalze unliebsame Journalisten platt zu machen. Bereits an ihrer allerersten Medienkonferenz im Weissen Haus liess sie die langjährigen Korrespondenten angesehener Zeitungen wissen, diese würden in den Augen der Öffentlichkeit «zunehmend bedeutungslos».

Die jüngste Attacke hat ihr vom Trump-kritischen Influencer Ed Krassenstein die Frage eingebracht, ob die USA «eigentlich von Zweitklässlern regiert» würden. Der Influencer, Autor und Politikberater Majid Padellan schreibt, in einer vernünftig-normalen Welt hätte sie schon längst zurücktreten müssen, und die Medien sollten nicht länger «ihren Mist hinnehmen».

Doch vielleicht wollte Leavitt mit ihrem Ausfall nur von einem anderen, viel gravierenderen Fehltritt ablenken. Vor den grossen «No King»-Protesten vom Wochenende beschimpfte sie auf Fox News alle potenziellen Teilnehmer als kriminell. Überhaupt würde die demokratische Wählerbasis bloss aus «Hamas-Terroristen, illegalen Migranten und Gewaltverbrechern» bestehen.

Damit könnte selbst Leavitt zu weit gegangen sein. Quasi die Hälfte der US-Bevölkerung auf diese Weise zu brandmarken, sei «krankhaft» und «dumm», tobte der demokratische Fraktionsführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries. Leavitt sei «völlig ausser Kontrolle» und «eine Schande», während sich selbst unter Republikanern kritische Stimmen meldeten.

Der Politik-Dozent Alexander Clarkson vom Londoner King's College erkennt hingegen eine Logik in Leavitts Verhalten. Schliesslich sei ihr primäres Zielpublikum «nicht die amerikanische Öffentlichkeit, sondern Donald Trump und Vizepräsident JD Vance». Denen gefallen bekanntlich verbale Schläge möglichst tief unter der Gürtellinie.

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