Der Unternehmer und Investor Walter Fust ist am Dienstag nach kurzer Krankheit verstorben. Dies teilte seine Familie am Donnerstag mit. Fust wurde 83 Jahre alt.
Berühmt war der Ostschweizer, der später in einem Vorort von Bern wohnte, für seine nach ihm benannten Haushalts- und Elektronikfachläden: Dipl. Ing. Fust. Der diplomierte ETH-Maschineningenieur hatte diese 1966 gegründet und 2007 an die Coop-Gruppe verkauft. «Meine drei Kinder wollten nicht so recht in meine Fussstapfen treten», sagte er vor ein paar Jahren zur NZZ. «Sie verfolgten als Architekt, Physiker und Werbeleiterin andere berufliche Pläne.»
Zur Ruhe gesetzt hatte sich Fust jedoch nicht. Im Herbst 2023 betrat er nochmals die Wirtschaftsbühne bei der Fusion von Starrag und Tornos. Der damals 82-Jährige war als Hauptaktionär des neuen Werkzeugmaschinen-Unternehmens auch der Initiator des Zusammenschlusses. «Einmal mehr will Fust nun Industriegeschichte schreiben», schrieb die «Handelszeitung» damals. Entstanden ist mit der neuen Starrag Tornos Group der viertgrösste Werkzeugmaschinenbauer Europas.
Fust war bis zuletzt Vizepräsident des Verwaltungsrats bei der Industriegruppe mit Sitz in Rorschacherberg SG, die rund 2000 Mitarbeitende zählt. Starrag Tornos teilt mit, dass die «Stabilität der Gruppe» auch nach dem Tod ihres Mehrheitsaktionärs gesichert bleibe. Gleichzeitig spricht die Erbengemeinschaft dem amtierenden Verwaltungsratspräsidenten Michael Hauser explizit ihr «uneingeschränktes Vertrauen» aus. Er sei als «engster Vertrauter» über viele Jahre an der Seite von Walter Fust gestanden. «Er wird das Unternehmen im Sinne von Walter Fust in die Zukunft führen.»
Weiter hält die Familie fest, dass Walter Fust, der gemäss «Bilanz»-Angaben ein Vermögen von 1,3 Milliarden Franken hinterlässt, «durch seine lebenslange Tätigkeit als Unternehmer und allseits geschätzter Patron ein Vermächtnis» hinterlasse, «welches auf Wunsch der Familie weiter für den Erhalt und die nachhaltige und zukunftsorientierte Förderung des Werkplatzes Schweiz eingesetzt und zu einem grossen Teil auch gemeinnützigen Zwecken zugeführt» werden soll.
Angefangen hatte Walter Fust klein – mit einer ersten Filiale am Berner Eigerplatz, die er 1966 eröffnete, wo er vor allem Waschmaschinen vertrieb. 1967 folgte eine zweite Filiale in Olten SO. Nochmals drei Jahre später übernahm er das Elektrowarengeschäft seines Vaters August Fust, welches dieser seit 1958 erfolgreich aus Oberbüren SG führte.
Das Geschäft mit Haushaltsgrossgeräten wuchs, nach dem Konkurs der Firma Elektroma im Jahr 1974 kamen elektronische Kleingeräte hinzu. Walter Fust übernahm das Lager, das Firmeninventar sowie zahlreiche Firmenstandorte. Heute zählt die Coop-Tochter nach eigenen Angaben 150 Standorte und rund 2200 Mitarbeitende und erwirtschaftete im Jahr 2023 einen Nettoerlös von 966 Millionen Franken.
Der Weg zu Coop war jedoch etwas verworren. Zuerst brachte Fust 1987 sein Unternehmen an die Börse, 1994 verkauften er und seine Schwester, die Miteigentümerin der Firma, die Mehrheit ihrer Fust-Aktien an das Warenhaus Jelmoli. Walter Fust blieb als Chef an Bord und wurde im Gegenzug zum zweitgrössten Jelmoli-Aktionär. Seine Schwester, die Kunstsammlerin Ursula Hauser-Fust, eröffnete Anfang der 1990er-Jahre mit ihrer Tochter Manuela und deren späterem Ehemann Iwan Wirth eine Galerie für zeitgenössische Kunst in Zürich.
2007 schliesslich verkauften Jelmoli und Fust das Haushaltselektronik-Geschäft weiter an Coop. Das einst stolze Warenhaus ging an die Immobiliengesellschaft SPS, die es nun definitiv schliesst. Einen Entscheid, den Fust vor rund zwei Jahren gegenüber «20 Minuten» als «absolut nicht nötig» bezeichnete . Man hätte «etwas Schlaues» aus Jelmoli machen können. Schuld seien die Chefs. «Mit den richtigen Chefs kann mal alles gut machen, mit den falschen nicht.»
Coop tauft jetzt das Haushaltselektronik-Unternehmen übrigens um: Das «Dipl. Ing.» verschwinde «langsam, aber sicher» aus dem Logo und der Kommunikation, heisst es beim Detailhandelskonzern. Er will «neue Wege» finden, «um Kompetenz zu demonstrieren». Der Name «Fust» hingegen soll bleiben, auch wenn der Gründer jetzt nicht mehr da ist.