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Soziale Medien

Twitter entfernt kostenlose Verifikationshäkchen – keine automatischen Erdbebenmeldungen mehr

Die blauen Verifikations-Symbole bei Twitter zeigten einst, dass ein Profil einer bestimmten Person gehört. Jetzt bedeutet das Häkchen nur noch, dass jemand Geld für ein Abo zahlt. Die neuen Abos haben auch Folgen für Informationsdienste – etwa Erdbebenmeldungen der ETH Zürich.

Kein Abo gelöst: Bundesrätin Viola Amherd hat auf Twitter ihr blaues Verifikationshäkchen neben ihrem Namen verloren.
Bild: Printscreen

Elon Musks Twitter hat die Verifikationshäkchen entfernt, die früher kostenlos an Prominente und relevante Personen vergeben wurden. Jetzt haben nur noch zahlende Abo-Kunden das gleich aussehende Symbol in ihren Profilen – aber ohne echte Überprüfung der Identität. Unter den Prominenten, deren Accounts spät am Donnerstag das weisse Häkchen auf blauem Hintergrund verloren, waren Fussballer Cristiano Ronaldo, die Schauspielerin Halle Berry sowie zahlreiche Musik-Stars wie Lady Gaga, Beyoncé, Shakira und Justin Timberlake.

Zugleich behielten Bestseller-Autor Stephen King und Basketballer LeBron James, die zuvor Abo-Zahlungen ablehnten, überraschend ihre Verifikations-Symbole. Twitter-Besitzer Elon Musk erklärte dazu, er bezahle persönlich für einige Profile.

Dem Technologie-Blog «The Verge» zufolge lehnte James das Angebot von Twitter ab, die Abo-Kosten zu übernehmen. Der Haken blieb zunächst trotzdem. Stephen King legte Wert auf die Feststellung, dass er kein Abo-Kunde sei. «Gern geschehen», twitterte Musk zurück.

Autor Stephen King hat nach wie vor ein blaues Verifikationssymbol.
Bild: Printscreen

Musk kritisiert «korrupte» Vergabe

Im Erklärtext zu den Häkchen steht, dass der Account für ein Abo bezahle und dessen Telefonnummer bestätigt worden sei. Damit erweckt Twitter im Fall von James und King den Eindruck, dass zwei prominente Kritiker des neuen Systems nun doch mitmachten. Zugleich behielten unter anderem Rihanna und Taylor Swift ihre Verifikations-Symbole – und äusserten sich zunächst nicht dazu, auf welcher Basis. Ansonsten geben sich Nutzer mit den Häkchen oft als Fans von Musk zu erkennen.

Bundespräsident Alain Berset hat einen grauen Haken. Dieser ist etwa für Amtsträger vorgesehen.
Bild: Printscreen

Twitter führte die Symbole ein, damit Nutzer sicher sein konnten, dass sich niemand für Prominente, Politiker oder Sportler ausgibt. Tech-Milliardär Elon Musk behauptete nach seinem Kauf von Twitter für rund 44 Milliarden Dollar, das Verfahren zur Vergabe der Häkchen sei «korrupt» gewesen und sie seien zum Teil von Twitter-Mitarbeitern willkürlich verteilt worden. Das System habe Nutzer in «Lords und Bauern» geteilt, deswegen sollten nun alle dafür bezahlen. Nun entschied ausgerechnet Musk selbst eigenmächtig, wer ein Häkchen behalten soll, ohne dafür zu bezahlen.

Falsche Profile aufgetaucht

In der Nacht zum Freitag tauchten erste Fake-Profile auf. So wurde in einem Tweet von «@NYC_GOVERNMENT» behauptet, das sei der offizielle Account der Stadt New York. Das echte Profil «@nycgov» hat auch kein Häkchen-Symbol. Ein Profil mit dem Namen und Foto der Schriftstellerin J. K. Rowling entschuldigte sich für ihre umstrittenen Äusserungen der vergangenen Monate. Beide Fake-Accounts wurden wenig später blockiert.

Jetzt könne sich jeder für sie ausgeben, kritisierte schon am Vortag die Sängerin Dionne Warwick, deren Profil ebenfalls das Verifikations-Häkchen verlor. Schon bei Einführung der Bezahl-Haken im November hatte es Chaos mit täuschend echten Fake-Accounts einiger Prominenter und Unternehmen gegeben. Danach wurden zusätzliche Vorkehrungen eingeführt.

Bei Twitter brachten Werbeeinnahmen traditionell den Grossteil des Geschäfts ein. Nach der Übernahme durch Musk gab es eine Abwanderung von Anzeigenkunden. Er hofft nun stärker auf Abo-Erlöse von Nutzern und Unternehmen. Das Häkchen-Symbol zum Teil eines Abos zu machen, gehört zu dem Plan. Bei dem neuen Modell gibt es eine tatsächliche Verifikation nur für Unternehmen. Sie sollen für ihr goldgelbes Häkchen aber auch deutlich mehr Geld bezahlen: 950 Euro pro Monat statt der 9,52 Euro für einzelne Nutzer.

Erdbebendienst der ETH Zürich kann nicht mehr automatisch twittern

Musk lässt bei Twitter seit der Übernahme keinen Stein auf dem anderen. Geändert hat er etwa auch das Preismodell für den Schnittstellen-Zugang. Unternehmenskunden sollen dafür künftig mindestens 42'000 Dollar im Monat bezahlen. Ohne einen Zugang zu Twitter-Schnittstellen kann Software anderer Anbieter zum Beispiel keine Tweets auf der Plattform veröffentlichen.

Das forderte gemäss Blick bereits ein prominentes Opfer aus der Schweiz: der Erdbebendienst der ETH Zürich. Deren Twitter-Roboter informierte innert Kürze darüber, wo und wie stark in der Schweiz die Erde bebte. Doch damit ist nun Schluss – zumindest vorerst.

«Wegen Änderungen der Geschäftsbedingungen von Twitter können wir momentan keine automatischen Erdbebenmeldungen mehr twittern», schreibt der Erdbebendienst. Man warte derzeit auf Rückmeldungen von Twitter. «Bei signifikanten Beben in der Schweiz und im grenznahen Ausland werden wir uns bemühen, manuell zu twittern», heisst es weiter. Dabei werde es aber zu Verzögerungen kommen. (dpa/abi)