
Nehme man das jeweilige Bruttosozialprodukt zum Massstab, dann gebe das Tessin rund vier Mal mehr aus als der Bund mit seinem 700-Mio.-Franken-Paket, sagte Regierungspräsident Marco Borradori (Lega) in Bellinzona vor den Medien.
Nebst dem Bund hätten bisher bloss die Kantone Neuenburg und Graubünden auf die Wirtschaftskrise reagiert. Deren kantonale Massnahmenpakete seien mit 35 Mio. respektive 3 Mio. Franken aber relativ bescheiden im Vergleich zum Tessin, sagte Borradori.
Die Tessiner Regierung nimmt in Kauf, dass der Südkanton mit dem 64 Massnahmen umfassenden Paket tief in die roten Zahlen rutschen wird. Zwischen 2009 und 2011 wird mit jährlichen Haushaltsdefiziten in der Höhe von 230 Mio. Franken gerechnet.
Die Regierung hat damit ihr Legislaturziel aufgegeben. Dieses sah vor, den chronisch defizitären Staatshaushalt bis ins Jahr 2011 wieder ins Lot zu bringen.
Von den geplanten Massnahmen sollen möglichst viele Leute profitieren. Vorgesehen sind unter anderem Steuergeschenke für Firmen, Unterstützung für alleinerziehende Eltern, Förderung von erneuerbaren Energien und ein erleichterter Zugang zu Darlehen. Zudem sind Investitionen in Infrastrukturprojekte geplant.
Einige der vorgesehenen Massnahmen kann der Staatsrat eigenmächtig umsetzen. Für andere wiederum bedarf es der Zustimmung des Parlamentes.
Das Tessin ist von der Wirtschaftskrise besonders stark betroffen. Die Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent liegt weit über dem nationalen Durchschnitt. Im Januar waren über 7500 Tessiner ohne Arbeit. Zudem haben in den vergangenen fünf Monaten rund 200 Firmen Kurzarbeit eingeführt.